Kotva: Eine Kaufhauslegende wird 35

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Kotva ist Tschechisch und bedeutet Anker. Kotva, das ist aber auch der Name eines bekannten Kaufhauses in der Prager Innenstadt – für die einen verstaubt, düster und schlicht unzeitgemäß, für die anderen ein Architekturjuwel der siebziger Jahre, dem auch im modernen Prag seine Bedeutung zukommt. Am Mittwoch hat das Kaufhaus Kotva unter reger medialer Anteilnahme seinen 35. Geburtstag gefeiert.

Kaufhaus Kotva
Das Kaufhaus Kotva am Platz der Republik. Auf den ersten Blick mag es auf manche etwas seltsam wirken, zwischen den historischen Gebäuden der Altstadt und den modischen Designer-Shops, die im Prager Zentrum genau so aussehen wie überall sonst in Europa. Ein wenig dunkler und ein wenig enger erscheint hier alles als in den Einkaufspalästen der jüngsten Generation. Und dennoch befinden wir uns in einem Gebäude, dessen bleibender architektonischer Wert in der Fachwelt weitgehend unbestritten ist.

„Hier machte die moderne Architektur den ersten großen Schritt in den historischen Stadtkern Prags, auf einem nicht gerade einfachen Platz mit Häusern aus Barock und Jugendstil und einem funktionalistischen Gebäuden in der unmittelbaren Nachbarschaft. Durch seine räumliche Gestaltung aber fügt sich das Kaufhaus Kotva sehr schön in dieses Ensemble ein“, meinte Radomíra Sedláková, die Chefin der Architektursammlung der Tschechischen Nationalgalerie, am Mittwoch, dem 35. Geburtstag von Kotva, im Tschechischen Fernsehen.

Die räumliche Gestaltung, die ist vor allem geprägt von sechseckigen Bauelementen, die den Platz nicht ganz so hermetisch abschließen wie eine einheitliche Front aus Schaufenstern und Leuchtreklame. Radomíra Sedláková:

„Einkaufszentren sind meistens nur Kulissen, die von innen ganz anders aussehen als von der Straße. Kotva hingegen ist ein Gebäude, das außen und innen eine wirkliche Einheit darstellt.“

Auch Genosse Antonín Kapek vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei habe an der feierlichen Eröffnung teilgenommen, hieß es in einer Fernsehreportage zur Eröffnung am 10. Februar 1975. Nicht eingeladen waren die Architekten, das Ehepaar Věra und Vladimír Machonin, die den Auftrag noch Ende der sechziger Jahre erhalten hatten. Während der so genannten Normalisierung nach der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 war für die international anerkannten Vertreter der Moderne kein Platz mehr im öffentlichen Leben der Tschechoslowakei.

Derzeit wird Kotva, eines der ersten großen Kaufhäuser Prags, bei laufendem Betrieb renoviert. Ziel ist es, in Zukunft auch jüngere Käuferschichten anzulocken, ohne die bestehenden Stammkunden zu verlieren.

Übrigens: Wer ein Gebäude des Architekten-Paares sehen will, kann das auch in Deutschland tun: Věra und Vladimír Machonin haben auch die Tschechische Botschaft in Berlin entworfen.