Tausende feierten in Prag den 20. Jahrestag der Samtenen Revolution
Am 17. November 1989 begann mit einem Protestmarsch Prager Studenten die Samtene Revolution in der damaligen Tschechoslowakei. Der von Polizeikräften auf der Nationalstraße im Prager Stadtzentrum gewaltsam niedergeschlagene Protest läutete das Ende des kommunistischen Regimes ein. Am 20. Jahrestag gedachten die Tschechen im ganzen Land, vor allem aber in der Hauptstadt Prag, der historisch bedeutsamen Ereignisse.
Studentenvertreter mahnten aber auch eine Reflektion der heutigen Zustände und eine gründliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit an, die ihrer Meinung immer noch nicht begonnen habe. Nach diversen Ansprachen heutiger und damaliger Studenten folgten tausende Menschen den Spuren der historischen Route des Protestmarsches vom 17. November 1989. Transparente feierten „20 Jahre Freiheit“. Doch auch die heutige Polit-Elite Tschechiens bekam ihr Fett weg. Kritisiert wurde vor allem die kommunistische Partei, aber auch Präsident Václav Klaus.
Von Albertov setzte sich der Zug in Bewegung hinauf zur Festung Vyšehrad, von dort aus ans Moldauufer, wo schwer bewaffnete Polizei-Einheiten einen Zusammenstoß mit demonstrierenden Rechtsradikalen verhinderten. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, Pflastersteine flogen in Richtung der Polizei, ein verletzter Rechtsradikaler wurde in einem Krankenwagen abtransportiert. 48 Unruhestifter wurden festgenommen. Bereits am Nachmittag hatte die Polizei eine nicht angemeldete Demonstration Rechtsradikaler vor dem Nationaltheater aufgelöst. Wenige hundert Meter weiter in der Nationalstraße hatten seit dem Morgen hunderte Bürger Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt, um an die gewaltsame Niederschlagung der Proteste vor 20 Jahren zu erinnern. Unter ihnen waren auch führende Politiker des Landes. Besonders Präsident Klaus provozierte Reaktionen der Passanten, als er am Vormittag einen Kranz am Ort des Geschehens niederlegte. „Es lebe Klaus!“ riefen die einen. Andere skandierten Anti-Klaus-Parolen und pfiffen den Präsidenten aus. Polizisten griffen ein, um Handgreiflichkeiten zu vermeiden. Am frühen Abend herrschte hingegen wieder friedliche Stimmung in der Nationalstraße, als der mittlerweile auf etwa 10.000 Teilnehmer angewachsene Gedenkmarsch eintraf. Der frühere Dissident und spätere Präsident Václav Havel eröffnete das Abschlusskonzert der Veranstaltung. Seit 20 Jahren sei er nun ein einfacher Bürger des Landes, erklärte Havel bescheiden. Und als solcher verlasse er sich auf seine Mitbürger, lautete sein knapper Appell, auch weiterhin Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Der Beifall der Anwesenden war Havel gewiss.Foto: Štěpánka Budková