Alles (aus) Käse? Der Schweizer Kabarettist Franz Hohler zu Gast in Prag
In dieser Woche stehen die Prager Bühnen ganz im Zeichen des deutschsprachigen Theaterfestivals. Im Nationaltheater hatte der Schweizer Kabarettist, Schriftsteller und Liedermacher Franz Hohler seinen Auftritt. Radio Prag war bei der Aufführung dabei und hat mit dem Künstler gesprochen.
Am Dienstag war Franz Hohler im Prager Nationaltheater zu Gast. Es war nicht sein erster Auftritt in der tschechischen Hauptstadt, wie der Schweizer Autor, Liedermacher und Kabarettist im Radio Prag-Interview sagt:
„Zum ersten Mal war ich 1967 in Prag.“
Sind Sie da damals auch aufgetreten mit einem Programm?
„Ja, im ‚Viola’. Das war meine erste Begegnung mit Prag und Tschechien. Ich habe damals sogar ein bisschen Tschechisch gelernt, um mich vorzubereiten und habe nun dieses Tschechisch wieder hervorgenommen.“
Auf dem Plakat stand ja damals „Mit tschechischem Kommentar“. Das heißt, Sie haben diesen Kommentar selbst gelesen?
„Ja, ja. ‚S českým komentářem’ oder so hieß es. Ich habe mir die Kommentare schreiben lassen und selber gesprochen.“
Wie hat man denn damals Tschechisch gelernt, als Schweizer?
„Die Schweiz war auch damals nicht isoliert. Da gab es eine ganz gute Tschechisch-Lehrerin. Die war auch Dozentin an der Uni und bei der habe ich Tschechisch gelernt. Dazu hatte ich die Unterstützung dieses seltsamen Lehrbuches aus der DDR ‚Český jazyk’.“
Das ist das, wo drinnen steht „Gibt es in der ČSSR auch Steinkohle?“
„So ist es, ja. ‚Máte v ČSSR také černé uhlí?’“
Man hört bei Ihnen, wenn Sie Tschechisch sprechen, dass Ihnen das bei uns allen, die wir Tschechisch gelernt haben, so gefürchtete „ř“ ganz gut über die Lippen geht. Glauben Sie, dass das für Sie als Schweizer leichter ist?
„Die Schweiz hat ein bisschen mehr polyglotte Tradition. Wir leben in einem viersprachigen Land. Mittlerweile sind es sogar 20 Sprachen, denn bei uns wird nun auch Albanisch und Serbisch und Kroatisch und Griechisch und Arabisch gesprochen. Ich glaube, die Nähe zu anderen Sprachen ist in der Schweiz doch stärker gegeben als vielleicht in Deutschland. Insofern erschrickt man vielleicht etwas weniger über die fremden Sprachen.“
Sie haben am Ende ihres Auftritts auch ein Lied vorgetragen auf Schweizerdeutsch: „Alles ist aus Käse“. Da erkennt man natürlich die Schweiz dahinter. Aus was sind denn die Leute hier in Tschechien?
„Tja, wer weiß, woraus die Leute hier in Tschechien sind. Man muss immer aufpassen, dass man nichts Falsches sagt. Aus Wasser ist zu wenig, aus Wein ist zu viel. Aus Blättern! Ich bin so ein Fan des Wortes ‚listopad’ (November). Das heißt wörtlich übersetzt ‚Blätterfall’. Sagen wir einmal, ich sehe die Menschen hier zwischen den Blättern durchgehen. Aber man muss ja die Menschen auch nicht immer als etwas anderes sehen, als sie sind. Und das sind alles Bilder, groteske Bilder. Ich würde jetzt einmal für die Tschechen kein groteskes Bild wählen, sondern ein poetisches: Die Menschen, die unter den Blättern gehen.“