Radio-Prag-Redakteurin R. Johnston: tschechoslowakischen Emigranten in den USA auf der Spur
Eine junge englische Stimme von Radio Prag wird demnächst nicht mehr zu hören sein. Rosie Johnston aus der englischen Redaktion befasst sich künftig mit der Geschichte emigrierter Tschechoslowaken in den USA. Christian Rühmkorf sprach mit ihr über ihre neue Aufgabe auf der anderen Seite des Atlantiks.
„Ich werde ab dem kommenden Monat in der Nationalen Museums-Bibliothek der Tschechen und Slowaken in den USA arbeiten, im Ort Cedar Rapids. Das liegt in Iowa. Ich werde dort ein zweijähriges Projekt auf den Weg bringen. Wir wollen die Erinnerungen von Tschechen und Slowaken sammeln, die aus der kommunistischen Tschechoslowakei emigriert sind und zwar vor allem in den Jahren 1948 und 1968. Wir planen eine Art Bibliothek aus ihren Aussagen zusammenzustellen und natürlich auch Ausstellungen zu konzipieren.“
Warum gibt es dort gerade in dieser Region so viele Tschechen oder gebürtige Tschechoslowaken?
„Das Museum und die Bibliothek sind in Cedra Rapids, weil sich dort traditionell viele Tschechen und Slowaken angesiedelt haben. Viele sind schon im 19. Jahrhundert in die Region gekommen. Diese erste Generation lebt natürlich nicht mehr. Es ist aber so, dass gerade die Emigranten in Cedar Rapids sehr stolz auf ihre Herkunft waren. Viele von ihnen haben alles aufgehoben und gesammelt, was zum Beispiel ihre Großmütter aus der Tschechoslowakei - bzw. vorher Österreich-Ungarn - mitgebracht haben. Und sie fingen in den 70er Jahren an ein sehr kleines Museum aufzubauen. Aber diese tschechoslowakische Comunity war so engagiert – auch finanziell – dass in Cedar Rapids schließlich ein großes Nationalmuseum eröffnet und von Václav Havel und Bill Clinton eingeweiht wurde.“
Was ist eine der wichtigsten Fragen, die Du den tschechoslowakischen Landsleuten stellen wirst?
„Wir wollen vor allem drei Dinge uns anschauen: Zum einen wollen wir in den Gesprächen herausfinden, wie diese Menschen in ihrem Heimatland – der Tschechoslowakei - gelebt haben. Hatten sie einen gut bezahlten Job in einer hohen Position? Wurden sie vom kommunistischen Regime verfolgt, oder waren sie Mitglied in der Partei? Und uns interessiert natürlich auch, auf welchem Weg sie die Tschechoslowakei verlassen haben und in die USA eingereist sind. Da sind die Erfahrungen zum Teil völlig unterschiedlich. Da gibt es zum Beispiel einen Mann in Chicago. Er hatte zur kommunistischen Zeit einen Zug auf dem Weg nach Nürnberg quasi gekidnapped, um aus der Tschechoslowakei rauszukommen. Das Gespräch wird also sehr spannend. Und dann geht es auch um das Leben dieser Menschen in den USA. War es leicht dort ein neues Leben zu beginnen? Oder: Haben sie mit ihren Kindern zum Beispiel tschechisch gesprochen oder wurde sie ganz schnell amerikanisiert?“
Rosie Johnston, viel Glück in Amerika, viel Glück mit der neuen Arbeit!