ČSA speckt ab: Erste Entlassungen und drastische Gehaltskürzungen
Die tschechische Fluggesellschaft ČSA soll endlich raus aus den Turbulenzen. Das verschuldete staatliche Unternehmen steckt mitten in der Privatisierung und am Anfang seiner Umstrukturierung. Vor einer Woche gab das Konsortium Travel Service / Unimex Group sein Angebot zum Kauf der Airline ab. Am Montag hat der Aufsichtsrat von ČSA drastische Einsparungen im Unternehmen bekannt gegeben.
„Zum heutigen Tag hat rund die Hälfte der mehr als 800 Beschäftigten, die entlassen werden, ihre Kündigung bekommen. Die Entlassungen werden in allen Arbeitsbereichen von ČSA vorgenommen. Als erste verlassen Büroangestellte und Arbeitnehmer aus dem Bereich ´Technischer Betrieb´ das Unternehmen.“
Die Glücklichen, die ihren Arbeitsplatz nicht verlieren, haben aber keinen Grund zum Jubel. Sie müssen sich zum Teil auf drastische Gehaltskürzungen einstellen. Laut Information des Servers Euro.cz hat der neue Aufsichtsratschef Václav Novák vorschlagen, die Gehälter der Piloten um 45 Prozent, die Bezüge der Stewardessen um 25 Prozent und die Löhne des übrigen Personals um 15 Prozent zu kürzen. Derzeit verdient ein ČSA-Pilot umgerechnet rund 8000 Euro im Monat. Die Reduzierung ihres monatlichen Einkommens auf rund 4500 Euro wollen die Piloten jedoch so nicht hinnehmen. Sie drohen deshalb mit der Abwanderung zu ausländischen Fluggesellschaften. Man wolle versuchen, bis zum 13. Oktober noch eine Einigung mit dem Aufsichtsrat zu erzielen, sagte der Chef der Pilotengewerkschaft, Filip Gaspar.
Bis zu diesem Zeitpunkt soll auch feststehen, ob die Czech Airlines ihren Besitzer wechseln werden oder nicht. Das Konsortium Travel Service / Unimex Group, das als einziger Interessent im Privatisierungsverfahren verblieben ist, hat nur eine Milliarde Kronen (ca. 40 Millionen Euro) für den Kauf von ČSA geboten. Ursprünglich hatte sich der Staat mindestens den vierfachen Erlös davon erhofft. Das Angebot ist außerdem an harte Bedingungen geknüpft: Das Konsortium will die mehrere Milliarden Kronen umfassenden Verpflichtungen von ČSA nur übernehmen, wenn der Staat im Gegenzug das Stammkapital der Gesellschaft bereinigt. Das liegt nämlich derzeit bei minus 700 Millionen Kronen. Eine bittere Pille, die die Regierung kaum schlucken dürfte, meint der Analytiker der Agentur Cyrrus, Jan Procházka:
„Das würde bedeuten, dass der Staat noch reichlich Geld in das Konsortium stecken müsste, um auf der anderen Seite etwas zurückzubekommen. Ich denke, dass diese Konstellation dem Staat nicht schmecken wird.“
Die ehemaligen Finanzminister Bohuslav Sobotka und Miroslav Kalousek haben auch aus diesem Grund vom Verkauf der Czech Airlines abgeraten. Der amtierende Ressortchef Eduard Janota will sich aber noch eingehend beraten, ehe er bis Mitte Oktober eine Empfehlung abgibt.