Tschechiens Sportfans zufrieden: Dlouhý siegt – Hašek lacht – Rosický trifft

Nach einer längeren Durststrecke werden die Sportfans in Tschechien jetzt etwas entschädigt und zum Teil auch wieder leicht verwöhnt. Die im Frühjahr zu Recht gescholtene Fußball-Nationalmannschaft hat sich mit guten Leistungen zurückgemeldet und in der WM-Qualifikation den letzten Strohhalm ergriffen. Die hierzulande sehr populäre Eishockey-O2-Extraliga hat ihre neue Saison gestartet und auch im Tennis geht es wieder aufwärts. Eine Woche vor dem mit Spannung erwarteten Davis-Cup-Halbfinalduell gegen Kroatien kehrte der 26-jährige Lukáš Dlouhý als Turniersieger von den US Open zurück.

Von links: Trainer Jaroslav Navrátil mit Radek Štěpánek,  Tomáš Berdych,  Jan Hájek a Jan Hernych  (Foto: ČTK)
Es ist jetzt schon fast 30 Jahre her, dass die tschechischen Tennisspieler als Team ganz oben auf dem Gipfel standen: Im Dezember 1980 gewannen sie – damals noch als Tschechoslowakei – mit Ausnahmekönnern wie Jan Kodeš, Ivan Lendl und Tomáš Šmíd den Davis Cup. Schon ab Freitag wollen ihre Nachfolger, angeführt von den Top-20-Spielern Radek Štěpánek und Tomáš Berdych, in diese Erfolgsspur zurück. Die Tschechen wollen wieder ins Finale. Nach Siegen über Frankreich und Argentinien müssen sie dazu nur noch Kroatien schlagen. Um diesen Gegner zu bezwingen, ist ein starkes Doppel ein gutes Unterpfand. Daher kommt Trainer Jaroslav Navrátil die frohe Kunde aus New York gerade recht: Lukáš Dlouhý hat an der Seite des Inders Leander Paes das Herren-Doppel der US Open gewonnen. Im Endspiel bezwangen beide das indisch-bahamaische Duo Mahesh Bhupathi und Mark Knowles in drei Sätzen. Nach den French Open ist dies der zweite Grand-Slam-Sieg, den Dlouhý mit Paes in diesem Jahr feiern konnte. Entsprechend groß war dann auch die Freude des 26-Jährigen:

„Das erste Mal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen ist ein unbeschreibliches Gefühl. Diesen Sieg aber mit dem zweiten Turniergewinn zu bestätigen, ist auch nicht leicht. Mich freut, dass wir zwei der vier Grand-Slam-Turniere in diesem Jahr gewonnen haben, und darüber bin ich unendlich glücklich.“

Foto: ČTK
Eine Freude ganz anderer Art herrscht seit letzten Mittwoch in den 14 Eishockey-Arenen in Tschechien, in denen die höchste Spielklasse des Landes, die O2-Extraliga, die Punktspiele der laufenden Saison austrägt. Denn zu den rund 350 Akteuren, die sich dem Publikum präsentieren, ist nach 20 Jahren ein ganz Großer des Welteishockeys zurückgekehrt: der zweifache Stanley-Cup- und Hart-Trophy-Sieger Dominik Hašek. Der 44-Jährige, der das Torwartspiel in der NHL revolutionierte, gibt sein erneutes Comeback – diesmal für seinen alten Stammverein aus Pardubice. Bei seiner zweiten Begegnung, dem Auswärtsspiel bei Sparta Prag, wurde Hašek auch sehr freundlich von den Fans der gastgebenden Prager begrüßt. Auf Spruchbändern haben sie zunächst an seine größten Erfolge, den Olympiasieg 1998 und den ersten Stanley-Cup-Gewinn 2002, erinnert. Schließlich streckten sie noch dieses Plakat empor: „11.9.2009 – nach dem Stand von 3:0 verlässt Hašek nach zehn Minuten das Eis.“ Ein Transparent, über das Hašek dann auch schmunzeln konnte:

„Die Spruchbänder habe ich wahrgenommen, vor allem das letzte war sehr witzig. Ich habe danach gleich auf die Uhr geschaut, es lief die zweite Spielminute, und mir dann gesagt: Jetzt musst du wenigstens noch neun Minuten durchhalten, um diese Prognose schon zu toppen. Diese Art von Humor gefällt mir, das gehört einfach zum Eishockey.“

Tomáš Rosický links  (Foto: ČTK)
Nach dem Spiel konnte sich Hašek noch mehr freuen, denn seine Mannschaft hatte das Spitzenspiel in Prag – auch dank seiner starken Leistung – mit 3:2 nach Penaltyschießen gewonnen.

Last but not least: Auch im Fußball haben die tschechischen Fans wieder Grund zur Freude. Zum einem, weil Milan Baroš, der vierfache Torschütze gegen San Marino, bei seinem Club Galatasaray Istanbul am Wochenende schon wieder doppelt traf. Noch schöner aber ist, dass auch Tomáš Rosický nach fast zweijähriger Pause wieder spielt und trifft. Sein Tor kam allerdings zu spät; es reichte lediglich zur Ergebniskorrektur bei der 2:4-Niederlage seines FC Arsenal bei Manchester City.

Autor: Lothar Martin
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