Gondolieri-Schutzpatron Nepomuk wird Galionsfigur auf Gondel Quatrodesona

Foto: ČTK

Jeder kennt sie zumindest von Bildern, die Lagunenstadt Venedig mit ihrem wasserreichen Hauptverkehrsweg, dem Canal Grande. Aber wussten Sie auch, dass es neben den herrlichen Palästen, Kirchen und Brücken nur eine einzige Statue gibt, die die Ufer des Kanals säumt: die Statue des Heiligen Johannes Nepomuk. Doch schon an diesem Wochenende kommt eine weitere Skulptur des böhmischen Priesters und Märtyrers hinzu.

Priester Jiří Kopejsko  (Foto: Milena Štráfeldová)
„Im Namen des heiligen Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen.“

Mit dieser für jeden Christen bekannten Formel hat der Großmeister des böhmischen Ritterordens vom Kloster der Kreuzherren mit dem roten Stern, Priester Jiří Kopejsko, am Donnerstag eine Figur des Heiligen Nepomuk gesegnet. Eine zwei Meter 70 große Skulptur, die schon an diesem Wochenende ihren Platz als Galionsfigur auf der größten Gondel in Venedig findet.

„Es ist die Gondel Quatrodesona. Das ist eine 23 Meter lange Gondel, die – wie der italienische Name schon verrät – von 14 Gondolieri bedient wird“,

erklärt Zdeněk Bergmann vom Museum der Karlsbrücke in Prag, in der die feierliche Übergabe stattfand. Mit dem Nepomuk auf der Bugspitze wird die Gondel schon an diesem Wochenende an der legendären Regatta Storica teilnehmen, die auch heute noch der Höhepunkt der venezianischen Rudersaison ist. Die eigens für die Gondel in Leichtbauweise gefertigte Nepomuk-Statue ist ein Geschenk der Hauptstadt Prag und des Kreuzherren-Ordens an die venezianischen Gondolieri, sagt Bergman und erklärt warum:

Foto: ČTK
„Wir haben festgestellt, dass Johannes Nepomuk nicht nur der traditionelle Schutzpatron der Brücken und gegen Wassergefahren, sondern auch der Gondolieri ist.“

Das hätten er und weitere Prager Stadtväter bei einem Arbeitsbesuch in Venedig herausgefunden, versichert Bergman. Bei diesem Besuch habe man mit den venezianischen Ratsherren zugleich vereinbart, dass Prager Spezialisten die Restaurierung der Nepomuk-Statue bei der San Geremia-Kirche am Ufer des Canal Grande durchführen werden. Im Herbst wird daher auch dieser Nepomuk in neuem Glanz erstrahlen. Im Gegenzug wird die Quatrodesona jedes Jahr im Mai an den Barock-Feierlichkeiten Navalis auf der Prager Moldau teilnehmen und sich dann auch mit seiner neuen Galionsfigur präsentieren, sagt Bergman.

Zdeněk Bergman  (Foto: Milena Štráfeldová)

Der weit reichenden Legende des heiligen Nepomuk ist es also zu verdanken, dass nun auch zwei kulturell so bedeutende Städte wie Prag und Venedig wieder enger miteinander kooperieren. Der bei der Übergabe der Nepomuk-Skulptur in Prag anwesende Kulturreferent von Venedig strich heraus, dass dieses Geschenk für die Lagunenstadt sehr wertvoll sei:

„Venedig war stets eine offene Stadt. Hier waren die Armenier, Deutsche, Türken und andere Nationalitäten. Alle diese Völker haben etwas nach Venedig mitgebracht. Johannes Nepomuk ist dabei zu einem Bestandteil der Kultur unserer Stadt geworden; einer Kultur, die auf der Freundschaft und Brüderlichkeit der vielen hier lebenden Nationen basiert.“