Tschechische Armee stoppt Neuaufnahme von Soldaten
Rund 34.500 Menschen arbeiten zurzeit im tschechischen Verteidigungsressort. Im kommenden Jahr werden es einige Tausend weniger sein. Der Grund ist einfach: Die Wirtschaftskrise trifft auch die Armee; wie andere muss sie den Kosten-Gürtel im kommenden Jahr deutlich enger schnallen.
„Wir haben vom Finanzminister deutliche Einsparungen verordnet bekommen. Wir haben daher die Einsatzpläne für alle Einheiten neu ausgearbeitet. Wir müssen sparen, aber gleichzeitig auch unsere Verpflichtungen einhalten, die uns die Verfassung vorgibt. Wir müssen auch weiterhin in der Lage sein, der Bevölkerung in Notsituationen jederzeit beizustehen und wir haben eine Reihe von Verpflichtungen in den internationalen Missionen.“
Um 10,5 Milliarden Kronen (400 Millionen Euro) weniger stehen den tschechischen Streitkräften im nächsten Jahr zur Verfügung. Neben dem Aufnahmestopp in die Berufsarmee bedeutet dies, dass rund 1800 Soldaten bereits bis Ende dieses Jahres ihre Uniform an den Nagel hängen müssen. Weitere 2700 werden im kommenden Jahr folgen. Aber nicht nur bei der Truppe soll gespart werden, auch die Ministerialbürokratie soll deutlich schlanker werden.
Kritisiert wird die Armee vor allem dafür, dass auch erst kürzlich neu aufgenommene Soldaten die Armee wieder verlassen müssen. Die Tageszeitung „Mladá fronta dnes“ zitierte in ihrer Mittwoch-Ausgabe mehrere betroffene Rekruten, die anonym Vorwürfe erheben. Man sei von den drastischen Sparplänen ein wenig überrascht worden, gibt auch Vize-Generalstabschef Prokš zu:
„Nach Bekanntwerden der Streichungen haben wir im Juni die Aufnahmekampagne sofort gestoppt. Im März oder April, als die große Kampagne lief, konnten wir nicht wissen, dass im Juni derartige Kürzungen kommen würden.“
Derzeit liegt das EU- und Nato-Mitglied Tschechien mit Verteidigungsausgaben von rund 1,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gemeinsam mit Polen, der Slowakei und Slowenien im Spitzenfeld der ehemaligen Ostblock-Staaten. Doch angesichts der nun veröffentlichten Sparpläne wird dieses Niveau in Zukunft wohl nur schwer zu halten sein.