Tschechien wird 25. Mitgliedsstaat von Eumetsat
Die Animationen mit bunten Wetterkarten kennt europaweit aus dem Fernsehen wohl jeder. Vermittelt werden sie von Eumetsat, der Organisation zur Nutzung von meteorologischen Satelliten, mit Sitz in Darmstadt. Anfang dieser Woche hat das tschechische Umweltministerium einen Beitrittsvertrag mit Eumetsat unterzeichnet. Es ist jedoch kein Anfang der Zusammenarbeit. Diese datiert bereits seit etlichen Jahren.
Eumetsat, gegründet 1986, ist eine zwischenstaatliche Organisation von insgesamt 24 europäischen Staaten, denen sich Tschechien ab 1. Januar 2010 anschließen wird. Seit mehreren Jahren besteht bereits ein Kooperationsabkommen zwischen Eumetsat und Tschechien, wie Jakub Kašpar, der Sprecher des Umweltministeriums erläutert:
“Die erste Zusammenarbeit kam im Jahr 1992 zustande. Die damalige Tschechoslowakei war das erste ehemalige Ostblock-Land, das offiziell eine Kooperation mit dieser Organisation geknüpft hat. Seit 2004 hat sich die Tschechische Republik auf die Vollmitgliedschaft vorbereitet, die in dieser Woche mit der Unterzeichnung des Beitrittsdokuments besiegelt wurde. Der tschechischen Seite bringt sie eine Reihe von Vorteilen.“
Als ein bedeutendes Novum für Tschechien als künftiges Mitgliedsland nannte Kašpar das Recht, an den zweimal pro Jahr veranstalteten Eumetsat-Konzilen teilzunehmen. Erst durch die Vollmitgliedschaft sei es möglich, die Entscheidungsprozesse über die Daten- oder die Lizenzpolitik der Organisation zu beeinflussen oder über die Entwicklung neuer Satelliten mitzubestimmen. Der Sprecher des Umweltministeriums erwähnte auch die Chance auf Zusammenarbeit mit Eumetsat, die sich nun für tschechische Wissenschaftler und Softwarefirmen eröffnen wird. Welches Know-how Tschechien in die Eumetsat-Kooperation einbringen könnte, erläutert gegenüber Radio Prag Martin Setvák, Leiter der Satellitenabteilung beim Tschechischen Hydrometeorlogischen Institut:
„In unserem Institut befassen wir uns mit Satellitenbeobachtungen der Gewitterfelder, um ihre innere Struktur zu analysieren. Aus den gewonnenen Daten lässt sich dann darauf schließen, um welche Art von Gewitter es sich handelt, wie stark es ist, in welchem Entwicklungsstadium es sich befindet und ähnliches mehr. Auf diesem Gebiet gehören wir zur europäischen Spitze.“
Was den Zugang zu den durch Eumetsat vermittelten Daten anbelangt, wird der Beitrittsvertrag nach Setváks Meinung für Tschechien keine substantiellen Änderungen bringen. Als kooperierender Staat bekomme Tschechien ohnehin schon jetzt alle Daten, sagt er. Man muss also fragen: Ist die Unterzeichnung des Dokuments überhaupt von Bedeutung?
„Ganz bestimmt. Innerhalb von zwei drei Jahren sollen alle EU-Länder Vollmitglieder von Eumetsat werden. Den Vertrag nicht zu unterschreiben wäre im Prinzip unfair gegenüber der Organisation Eumetsat, von deren Daten wir Gebrauch machen und ohne die wir uns kaum noch das Fungieren des alltäglichen Wetterdienstes vorstellen können. Außerdem geht es auch um Schlüsseldaten, in gewissem Sinne auch strategische Daten für eine Reihe von Bereichen, die für den Staat wichtig sind,“
so Martin Setvák vom Tschechischen Hydrometeorlogischen Institut