Kein Südafrika-Safari für die Fußballbosse

Milan Baroš (Foto: ČTK)

Nicht nur die tschechische Politszene ist seit dem Sturz der Regierung ziemlich erschüttert. Das Beben hat jetzt auch den Sport erreicht oder genauer gesagt die höchsten Etagen des tschechischen Fußball.

Milan Baroš  (Foto: ČTK)
Nach der jämmerlichen Leistung der tschechischen Nationalkicker im WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei, hat der tschechische Fußballverband plötzlich, zu fast überraschend harten Maßnahmen gegriffen. In der Bemühung, der Stimme des Volkes, also der Boulevardpresse, entgegenzukommen, wurden gleich sechs Spieler der Nationalmannschaft suspendiert. Der Grund dafür seien nicht deren miserable Leistungen. Sondern die nächtlichen lustigen Stadtbummel durch Prag nach dem verlorenen Spiel, bei denen sie von Paparazzi aufgespürt wurden.

Schon möglich, dass sich die Väter des tschechischen Fußballs durch die politische Opposition inspirieren ließen und deshalb nicht nur den Nationaltrainer, sondern gleich den gesamten Betreuerstab in die Wüste schickten. Dass der Trainer gefeuert wurde, ist begreiflich und keiner der Fans hat dagegen etwas einzuwenden. Fragwürdig ist eher, in wieweit beispielsweise das Medizinerteam inklusive des renommiertesten tschechischen Physiotherapeuten Kolář zum Untergang des tschechischen Nationalspiels beigetragen haben. Hat Kolář die Waden der Kicker etwa ungenügend massiert? Oder die Zeugwarte – sollten sie nicht nur auf die Ausrüstung, sondern auch auf die Fußballer selbst besser aufpassen und väterliche Ratschläge bezüglich Freizeitgestaltung erteilen? Der Fußballlaie und Fan wird den Eindruck nicht los, dass die Verantwortlichen des Fußballverbandes von sich selbst ablenken wollen. Deswegen diese harten und schnellen Maßnahmen. Denn diese „bafuňáři“ – wie man die Funktionäre im Sportbereich im Tschechischen nennt, sind alles andere als vertrauenswürdig. Eines kann den tschechischen Fußballfan bei all der Misere doch trösten. Die Nationalmannschaft, die sich kaum für die Weltmeisterschaft 2010 qualifizieren wird, hat den „bafuňáři“ ihren schönen kostenlosen Ausflug nach Südafrika vereitelt.