Ausländerinnen werden umgetauft
Jedes Wochenende kann man sie aus den Büros der fremdsprachigen Redaktionen beim Tschechischen Rundfunk hören: Die Jubelschreie verrückt gewordener Nachrichtenredakteure, die nach stundenlanger Recherche endlich herausgefunden haben, wie zum Beispiel die spanische Tennisspielerin Virginia Ruanová-Pascualová eigentlich wirklich heißt. Man wird sie wohl auch in Zukunft noch hören können.
Der Herr Premierminister Topolánek hat nämlich vergangene Woche in Brüssel die deutsche Bundeskanzlerin Frau Angela Merkelová getroffen. Und mit dem Herrn US-Präsidenten Obama kommt im April vielleicht auch „seine“ Außenministerin, Frau Hillary Clintonová, nach Prag. So gehört sich das nicht nur im Journalisten-Tschechisch.
Aber genau da wurde das -ová der Sportkommentatorin Zuzana Kocumová zum Verhängnis. Die ehemalige Skilangläuferin berichtete als Expertin für das Tschechische Fernsehen von der nordischen Ski-WM in Liberec. Ihr gingen die Namen einiger ausländischer Skifahrerinnen, ergänzt um das tschechische –ová, einfach nicht über die Lippen.Zu allem Übel zeigte sich Kocumová auch noch uneinsichtig und behauptete frech, die Sportlerinnen hießen schließlich so, wie es in ihrem Pass stehe. Das war zu viel für den Sportchef des Tschechischen Fernsehens. Der Sprachpurist entließ die beliebte Kommentatorin. Dass offenbar weniger Probleme damit bestehen, die tschechische Sportschützin und Olympiasiegerin Kateřina Emmons, so zu nennen, wie es in ihrem Pass steht, als die finnische Skilangläuferin Virpi Kuitunen – Entschuldigung Kuitunenová - sollte doch wirklich nur Sprachbanausen wundern.
Doch die Sprachbanausen unter den Fernsehzuschauern gingen auf die Barrikaden. Nach einer enormen Welle der Unterstützung für Zuzana Kocumová wurde ihre Entlassung zurückgenommen. Ob sie im Sinne ihres Chefs geläutert zurückkehrte, ist unbekannt.
Damit Kocumová keinen weiteren Schaden anrichten konnte, ließ man sie am letzten Tag der Ski-WM das 50-Kilometer-Rennen der Männer kommentieren.