Hörerklubs, DX-Nachwuchs und ‚Entropa’

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Wie alle zwei Wochen lassen wir nun wieder Sie, unsere Hörerinnen und Hörer, zu Wort kommen. Dafür haben wir den Briefkasten geöffnet und ihre Post für das Hörerforum ausgewertet.

Ahoj und herzlich Willkommen zum Hörerforum! Zwei Wochen sind schon wieder im Flug vergangen. Zwei Wochen, in denen wir wieder viel Post von Ihnen bekommen haben. Knüpfen wir zunächst dort an, wo wir beim letzten Mal aufgehört haben. In der letzten Ausgabe des Hörerforums haben wir nämlich gesagt, dass wir gerne mit DX-Klubs in Kontakt treten würden. Karl-Johann Conrads ist Mitglied in einem solchen Hörerklub, und zwar bei den Oldenburger Kurzwellenfreunden. Er hat unseren Aufruf gehört und uns diese Email geschrieben:

„Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit vor? Wir bitten um Informationen, da wir auch an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Bei dieser Gelegenheit: Am 7.Februar 2009 findet der 2. Oldenburger DX-Tag statt. Für einen Stationserkennungsquiz suche ich noch kleine Preise mit Bezug zum Kurzwellen-Rundfunk. Könnten Sie mir einige Preise und einige Flyer von Radio Prag für diesen Zweck zusenden?“

Lieber Herr Conrads, eigentlich haben Sie Ihre Frage schon selbst beantwortet. An den Aktionen, die Ihre Oldenburger Kurzwellenfreunde - und selbstverständlich auch andere Kurzwellenklubs planen, würden wir uns von Radio Prag gerne mit Informations- und PR-Material beteiligen. Unter Umständen werden wir Ihre Veranstaltungen auch in unserem Programm ankündigen, wie nun im Falle des Oldenburger DX-Tages geschehen. Und selbstverständlich informieren wir umgekehrt auch Sie, wenn wir bei Radio Prag etwas geplant haben. Nach wie vor gilt also der Aufruf an alle Hörerklubs: Wenn Sie an einer Zusammenarbeit mit Radio Prag interessiert sind, lassen Sie es uns wissen!


Was haben wir sonst noch an Post von Ihnen bekommen? Natürlich wie gewohnt wieder einen ganzen Stapel an Empfangsberichten. Dafür bedanken wir uns herzlich bei Ihnen allen! Besonders auch bei denen, die sich regelmäßig, die Mühe machen, uns Rückmeldungen über die Empfangsqualität von Radio Prag zu geben. Stellvertretend möchte ich deshalb einige unserer treuesten Hörer erwähnen, die wirklich besonders fleißig beim Empfangsbericht-Schreiben sind. Und zwar bei Bernd Riga aus Saarbrücken, Hans Godschan aus Cottbus, Günther Kastner aus Salzburg, Christoph Paustian aus Murg, Anna und Bernd Seiser aus Ottenau und Paul Gager aus Deutschkreutz. An alle die ich hier sträflicherweise nicht erwähnt habe: Seien Sie bitte nicht böse! In einer der nächsten Sendungen sind Sie sicher wieder dabei.

Freuen werden Sie sich aber sicher alle über Nachwuchs in der DX-Szene. Denn wir haben die Ehre den ersten Empfangsbericht vom 12-jährigen Alexander Erber aus Hof bekommen zu haben, der uns auch geschrieben hat, wie er zum Radiohobby gekommen ist:

„Das Kurzwelle-Hören habe ich von meinem Opa gelernt. Ich bin zwar noch nicht so gut dabei, aber mein Opa sagt, das lerne ich auch noch. Vom Internet hält mein Opa nichts. Er meint, Kurzwelle-Hören sei viel interessanter.“

Für alle, die eine andere Meinung als Alexanders Opa haben: Die Adresse unserer Internetseiten lautet www.radio.cz. Dort finden Sie natürlich nach wie alle unsere Beiträge und können Sie noch einmal hören oder auch lesen. Das bietet sich dann an, wenn Ihr Empfang schlecht war, wie zum Beispiel der von Akbar Indra Gunawan, dessen Empfangsbericht wohl in den letzten zwei Wochen den weitesten Weg zurückgelegt hat. Herr Gunawan hat uns nämlich in Depok in Indonesien gehört, was vielleicht auch das schwache Signal erklärt, das er dort empfangen hat.


Nun aber zum Inhaltlichen. Das Thema, das Sie in den vergangenen Wochen scheinbar am meisten interessiert hat, war – zu meiner Überraschung, wie ich gestehen muss – das umstrittene Kunstwerk „Entropa“ von David Černý. Zur Erinnerung: Die 16 mal 16 Meter große Installation hängt seit Jahresbeginn im Gebäude des EU-Ministerrats in Brüssel und soll als künstlerischer Beitrag zu Tschechiens EU-Ratspräsidentschaft dienen. Černý konstruierte ein Gerüst, in dem die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten als Puzzleteile angeordnet und nur an ihren Umrissen zu erkennen sind. Dabei soll jedes Land die Karikatur seiner selbst sein. Zum Beispiel stehen die Niederlande ganz unter Wasser, aus dem nur die Minarette von Moscheen heraus schauen. Österreich ist eine grüne Wiese, auf der die Kühltürme des Atommeilers Temelín stehen, und so weiter. Die kontroversen Meinungen, die in Europa zu „Entropa“ herrschen setzen sich bis in unser Radio Prag-Hörerforum fort. Horst Cersovsky aus Sangerhausen schrieb uns:

„Ungeachtet der Umsetzung finde ich das Projekt an sich sehr interessant.“

Gar nicht amüsiert war allerdings Horst Eschka:

„Ich muss mich wundern, dass Tschechien dieses so genannte ‚Kunstwerk’ von einem so genannten ‚Künstler’ in Brüssel überhaupt ausstellen lässt. Es wirkt wirklich etwas beleidigend. Ich hoffe, dass sich darin nicht die Gesinnung der tschechischen Obrigkeit sowie des Volkes ausdrückt.“

Ganz anders hört sich jedoch das Urteil von Herbert Kraus an:

„Ich bin erfreut und nur wenig überrascht über den künstlerischen Beitrag Tschechiens zur Ratspräsidentschaft. Weggeschmissen vor Lachen habe ich mich allerdings, als ich mitbekam, dass die Autobahnen in der Darstellung Deutschlands keinesfalls an ein Hakenkreuz erinnern sollen, sondern nur den Verlauf der der Hauptautobahnen auf der Landkarte wiedergeben.“

Diese Meinung teilt Peter Vaegler aus Stralsund bestimmt nicht. Er hat sich auf unseren Internetseiten einige der Darstellungen genauer angeschaut und seinem Unmut folgendermaßen Luft gemacht:

'Entropa'  (Foto: ČTK)
„Ich muss sagen, dass einige EU-Staaten doch etwas abwertend dargestellt sind. Ob die Anordnung der Autobahnen auf den Umrissen von Deutschland aber wirklich ein Hakenkreuz darstellen soll, wird uns wohl nur der Künstler selbst beantworten können. Doch auch die Slowakei als Salami zu zeigen, die mit der ungarischen Trikolore umwickelt ist, trägt meiner Meinung nach nicht unbedingt dazu bei, die gemeinsamen Ziele Europas zu verdeutlichen. Von der Darstellung Bulgariens ganz zu schweigen.“

Im Fall von Bulgarien, das in Form einer türkischen Hocktoilette dargestellt ist, hat der „Spaß“, den Černý laut eigener Aussage machen wollte, bereits zu diplomatischen Dissonanzen zwischen Prag und Sofia geführt. Die tschechische Seite gab daraufhin klein bei und verdeckte Bulgarien. Ob Sie nun David Černýs „Entropa“ wohlwollend gegenüberstehen oder nicht. Auf den Punkt bringt es wohl für alle Stephan Kölsch aus Annweiler:

„Diese EU-Ratspräsidentschaft hat ja mit einem Paukenschlag begonnen. Über das Kunstwerk ‚Entropa’ redet ganz Europa. Man kann es sehen wie man will, aber dass die Tschechische Republik derzeit den EU-Vorsitz innehat, weiß mittlerweile wohl jeder.“

Trotzdem hofft man auf Seiten der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft natürlich auf andere Schlagzeilen. Der tschechische Vizepremier für Europa-Angelegenheiten, Alexandr Vondra, hat sich mittlerweile von dem Werk distanziert – aber nicht nur aus Rücksichtnahme auf verletzten Nationalstolz. Černý hatte nämlich seine Auftraggeber in der tschechischen Regierung mit der Behauptung an der Nase herum geführt, bei dem Werk handele es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von 27 Künstlern aus allen 27 EU-Staaten. Dem war aber nicht so. Beteiligt waren an „Entropa“ am Ende nur David Černý selbst und zwei weitere tschechische Künstler.


Und damit sind wir schon wieder am Ende des heutigen Hörerforums angelangt. Wir freuen uns auch weiterhin über Ihre Briefe, Postkarten, E-Mails und Empfangsberichte! Schicken Sie Ihre Post bitte an Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Oder per E-Mail an [email protected]. Machen Sie es gut und auf Wiederhören in zwei Wochen!