Verlängerter Weihnachtsurlaub bei Škoda – Bänder stehen drei Wochen lang still
Die Finanzkrise und kein Ende. Mal wieder im Mittelpunkt: Die Automobilindustrie. Und das nicht nur in den USA. Dort stehen ab diesem Freitag bei Chrysler – immerhin der drittgrößte amerikanische Autohersteller – für einen Monat die Produktionsbänder still. Und das werden sie ab Samstag auch beim größten tschechischen Autoproduzenten Škoda. Mein Kollege Patrick Gschwend weiß mehr darüber.
„Wie du eben schon gesagt hast: Ab Samstag stellt Škoda die Produktion ein, und zwar für drei Wochen. Das ist bislang der längste Produktionsstopp bei Škoda. Der Konzern will damit auf den Absatzrückgang reagieren. Es sollen erst einmal die Lagerbestände verringert werden, bevor man wieder neue Fahrzeuge baut. Das betrifft alle drei Standorte in Tschechien, also nicht nur den größten in Mladá Boleslav, sondern auch die Fabriken in Kvasiny und Vrchlabí. Die Angestellten von Škoda haben jetzt also zwangsweise einen verlängerten Weihnachtsurlaub. In der Nacht vom 12. auf den 13 Januar sollen die Produktionsanlagen dann wieder anlaufen.“
Glaubt man bei Škoda, dass mit dem Produktionsstopp schon alles getan ist oder plant man noch weitere Maßnahmen, um auf die Finanzkrise zu reagieren?
„Nein, das ist noch nicht alles. Škoda hat angekündigt, dass im gesamten ersten Halbjahr 2009 nur vier Tage in der Woche produziert wird. Zur Erinnerung: Im Frühjahr dieses Jahres, also noch vor der Finanzkrise, hat man bei Škoda sogar noch zusätzlich am Samstag gearbeitet, das heißt also sechs Tage die Woche. Ende Oktober gab es dann schon mal einen Produktionsstopp, der hat aber nur eine Woche gedauert. Ich hatte damals mit dem Pressesprecher von Škoda, Jaroslav Černý, gesprochen, der mir gegenüber versicherte, dass der Konzern keine weiteren Stopps plant. Nun hat man es aber doch gemacht. Möglich also, dass dies auch in Zukunft wieder geschieht. Gewerkschafter haben jedenfalls schon gesagt, dass sie diese Möglichkeit nicht ausschließen würden.“
Aber Entlassungen sind bei Škoda nicht geplant, oder?„Diese Frage muss ich mit ‚Jein’ beantworten. Die Firma beruhigt die Stammarbeiter. Von denen soprumyslllen im nächsten Jahr nur drei Prozent ihren Job verlieren, aber das will man über den natürlichen Abgang von Beschäftigten erreichen, die zum Beispiel in Rente gehen. Trennen will sich Škoda allerdings von seinen Leiharbeitern. 1500 von ihnen mussten schon gehen, die übrigen etwa 2500 sollen in den ersten Wochen des neuen Jahres folgen. Aber natürlich sind auch die Stammarbeiter bei Škoda besorgt über die Entwicklung in ihrer Firma.“
Das kann ich mir vorstellen. Keine gute Weihnachtsstimmung bei Škoda also…
„Kann man wohl sagen. Das Ganze überträgt sich aber auch auf andere Wirtschaftsbereiche. Man muss bedenken, dass zum Beispiel von den 40.000 Einwohnern der Stadt Mladá Boleslav die Hälfte, also 20.000, bei Škoda arbeiten. Als Škoda im Sommer einen zweiwöchigen Betriebsurlaub verordnet hat, war die Stadt wie ausgestorben. Alle waren im Urlaub, und darunter hat der Einzelhandel natürlich enorm gelitten. Die Ladenbesitzer in Mladá Boleslav üben sich jetzt zwar im Weihnachtsgeschäft in Zweckoptimismus, denn über Weihnachten bleibt man ja üblicherweise zu Hause. Wegen der unsicheren Zukunft aber wird bei den Škoda-Angestellten der Geldbeutel vermutlich nicht so locker sitzen wie sonst.“