Lieder, Geschichten und Natur – Romantik pur in Oberplan 1937
Vor 140 Jahren starb der bekannte österreichische Schriftsteller und Maler Adalbert Stifter. Stifter wurde in dem kleinen Ort Horní Planá – zu deutsch Oberplan – im Böhmerwald geboren. In unserem Tonarchiv haben wir ein akustisches Porträt des Ortes gefunden. Ein Reporter des tschechoslowakischen Rundfunks hat Oberplan 1937 etwas genauer unter die Lupe genommen.
„Tief unter uns liegt Oberplan – hingeschmiegt an den sonnigen Berghang. Unterhalb der Ortschaft sehen wir die Moldau blinken, die dort das berühmte Moldauherz bildet, indem sie in einer großen, genau herzförmigen Windung dahinfließt.“
Voller Entzückung beschreibt der Reporter des tschechoslowakischen Rundfunks seinen deutschen Zuhörern die idyllische Landschaft, in die das Städtchen Oberplan eingebetet ist. Bauwerke oder Kulturdenkmäler im Ort, erwähnt unser Reporter nicht. Vielmehr fährt er begeistert mit der Beschreibung der Natur rund um die Ortschaft fort:
„Tief verborgen in den großen, dichten Wäldern des Fleckensteins liegt der dunkle, geheimnisvolle Fleckensteiner See. Hinter dem See steigt eine steile Felswand 200 Meter empor. Auf der Höhe, in der nahezu senkrechten Wand, wurde vor nahezu 60 Jahren eine mächtige Granitsäule zu Ehren Adalbert Stifters errichtet.“
Adalbert Stifter wurde 1805 in Oberplan geboren und lebte dort bis zu seinem 13. Lebensjahr. In seinem Geburtsort wurde ihm von jeher große Verehrung zu Teil und so bekam unser Reporter eine Oberplaner Schulklasse vor sein Mikrofon, die zum Gedenken an den Schriftsteller das „Böhmerwald-Lied“ sang. Dazu der Reporter:
„Es ist ein Lied der Sehnsucht, nach der fernen Heimat. Sein Verfasser, war ein einfacher Glasarbeiter hier im Böhmerwalde: Andreas Hartauer.“
Adalbert Stifter zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des Biedermeier, dabei wollte er ursprünglich Anwalt werden. Durch eine unglückliche Liebe verfiel er aber zunehmend dem Selbstzweifel und brach sein Jurastudium schließlich ab. In dieser Zeit entstanden seine ersten Prosawerke. 1842 schrieb er die Erzählung „Der Hochwald“, die er in örtliche Nähe zu seinem Geburtsort setzte. In dieser Erzählung schildert er vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges, wie ein Edelmann seine beiden Töchter aus der Burg Wittinghausen in Sicherheit bringen möchte. Dazu reitet er mit ihnen an den „dunklen, geheimnissvollen Fleckensteiner See“, von dem unser Reporter vorhin so schwärmte. Mit dem Ende dieser Geschichte Adalbert Stifters, beendet der Reporter auch das Porträt von Oberplan:
„Dort unter der hohen Felswand, lies er von seinen getreuen Leuten ein starkes Blockhaus bauen und brachte Klarissa und Johanna hin. Die beiden Schlossfräulein lebten nun mit ihrer Dienerschaft an dem entlegenen See bis der Krieg vorüber war und sie wieder nach Wittinghausen zurückkehren konnten.“