Hyundai gegen den Trend –Autokonzern beginnt mit Produktion in Tschechien

Hyundai (Foto: ČTK)

Vor etwa drei Jahren bauten Landwirte im nordmährischen Nošovice noch Rotkohl an, wo am Montag das zurzeit modernste Automobilwerk in Europa seine Produktion aufgenommen hat. Nošovice ist zugleich der erste Produktionsstandort des koreanischen Automobilkonzerns Hyundai in ganz Europa. Mit 30 Milliarden Kronen, das sind über 1,2 Milliarden Euro, ist das Werk in Tschechien bis dato die größte ausländische Investition auf der grünen Wiese. Patrick Gschwend berichtet.

Hyundai  (Foto: ČTK)
Hyundai will in Nošovice im nächsten Jahr etwa 200.000 Autos produzieren, im Jahr 2011 könnten es dann schon 300.000 sein, so der Sprecher des Hyundai-Konzerns, Petr Vaňek. Er stellte zudem gleich klar, dass die Zahlen nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern sich aus der Nachfrage auf den Absatzmärkten ergeben.

„Allen unseren Plänen für die Produktion liegen verbindliche Aufträge zugrunde. Wir produzieren nicht auf Lager. Bei der Annahme der Aufträge ist schon klar, für welchen Kunden welches Auto produziert wird. Unser Markt liegt hier in Europa. Unsere größten Abnehmer sind Staaten wie Spanien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Von den 18.000 Autos, die wir noch in diesem Jahr produzieren werden, sind etwa 500 für den tschechischen Markt bestimmt. Alle anderen werden exportiert, vor allem nach Westeuropa.“

Und das in einer Zeit, in der die Autoindustrie in Tschechien in einer Krise steckt. Vor einigen Wochen hatte zum Beispiel der größte einheimische Autohersteller Škoda die Produktion vorübergehend gedrosselt und darüber hinaus angekündigt, die Preise seiner Modelle zu reduzieren. Als Grund wurde die sinkende Nachfrage auf den Hauptabsatzmärkten in Westeuropa angegeben. Dies seien Nachrichten, die Hyundai einerseits mit Interesse verfolge. Andererseits tangiere diese Entwicklung die neue Niederlassung in Nošovice jedoch nicht, so Hyundai-Sprecher Vaňek:

Hyundai  (Foto: ČTK)
„Das betrifft vor allem die Firmen, die große Autos mit einem hohen Verbrauch produzieren. Und das ist bei uns nicht der Fall. Wir sind also in dieser Hinsicht wirklich nicht besorgt.“

In Nošovice stellt Hyundai zunächst nur sein Modell i30 her, ein Kleinwagen mit niedrigem Spritverbrauch. Der Analytiker der Tschechoslowakischen Handelsbank (ČSOB), Petr Dufek, zu den Auswirkungen der Hyundai-Investition für die Region und die gesamte tschechische Wirtschaft:

„Allein der Produktionsanlauf im Werk wird eine Steigerung der Industrieproduktion und der Beschäftigungszahlen und damit eine Verbesserung der Lebenssituation in Nordmähren mit sich bringen. Der Produktionsstart schlägt sich auch positiv auf den tschechischen Export nieder, gerade mit Blick auf die gegenwärtige Rezession der westeuropäischen Wirtschaften. Der Hyundai-Konzern hilft uns dabei, die Ausfälle einiger anderer Produzenten in der tschechischen Wirtschaft zu überbrücken.“

Für die mit einer relativ hohen Arbeitslosigkeit belastete Region ist die Investition von Hyundai ein Lichtblick. Die Niederlassung Nošovice beschäftigt derzeit 1750 Arbeitnehmer. Bis 2011 sollen es 3400 sein.