Solarenergie-Boom in Tschechien
In Tschechien boomt zurzeit die Solarenergie. Im ganzen Land entstehen zahlreiche Sonnenkraftwerke. Von gerade einmal 800 Kilowatt im Jahr 2006 stieg die Gesamtleistung aller installierten Photovoltaik-Anlagen auf 13,5 Megawatt zum 1. September dieses Jahres. Ein Grund dafür ist das System der garantierten Ankaufspreise, wie es auch in Deutschland üblich ist. Eingeführt wurde es in Tschechien zwar schon im Jahr 2005. Erst mit einer schrittweisen Anhebung der Preise begannen sich die Photovoltaik-Anlagen die Investoren zu rechnen. Aber auch die starke Tschechische Krone hat ihren Anteil am derzeit herrschenden Solarboom: Sie hält die Kosten für die meist aus dem Ausland importierte Technik niedrig.
„Die Bürger haben hier die Wahl zwischen zwei Formen der Unterstützung. Erstens der Ankaufspreis, zweitens der so genannte „Grüne Bonus“. Der ist eine Form der Förderung, bei der sich Tschechien am spanischen Modell inspiriert hat. Für jede Kilowattsunde erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen erhält der Hersteller 12 Kronen 65 Heller. Dies ist vor allem für kleinere Hersteller günstig und für Firmen, die für den Eigenverbrauch produzieren. Den Strom, für den der Erzeuger den „Grünen Bonus“ bekommt, kann er entweder selbst verbrauchen oder ihn zum bestmöglichen Preis auf dem Markt verkaufen.“
Das bislang größte Solarkraftwerk steht in Ostrožská Lhota in der Nähe der slowakischen Grenze. Errichtet hat es die Firma Hitech Solar aus dem nahen Uherské Hradiště / Ungarisch Hradisch. Wir haben kürzlich gemeinsam mit dem Firmenchef Vladimír Mlečka den Solarpark besucht und mit ihm über seine Projekte gesprochen.
„Dieses Kraftwerk besteht aus zwei Etappen. Die erste wurde vor zwei Jahren in Betrieb genommen, die zweite dieses Jahr im Mai. Beide Etappen zusammen haben eine installierte Leistung von 1,6 Megawatt.“Und diese Energie speisen sie direkt ins Netz ein?
„Ja, der gesamte Strom geht ins öffentliche Netz und wird vom örtlichen Netzbetreiber weiter vertrieben.“
Wir stehen hier mitten zwischen diesen Solarpaneelen. Wie viele dieser Paneele befinden sich hier insgesamt?
„Die genauen Zahlen sind: Die erste Etappe zählt 3120 Paneele, die zweite 5400. Zusammen also rund 8500 Solarpaneele. Die verbaute Fläche beträgt vier Hektar und die Gesamtinvestitionssumme liegt bei 200 Millionen Kronen (7,5 Millionen Euro).“
Haben sie dabei auch Unterstützungen von der EU, von den tschechischen Ministerien oder aus anderen Quellen bekommen?
„Für die erste Etappe haben wir eine Förderung aus dem EU-Strukturfonds bekommen: 28 Millionen Kronen (1,2 Millionen Euro).“
Mich würde natürlich auch näheres zu Ihrer Gesellschaft Hitech Solar interessieren.
„Die Firma wurde vor vier Jahren gegründet. Wir installieren in Tschechien Solaranlagen für Einfamilienhäuser genauso wie solche mit mehreren Megawatt Leistung. Wir sind ein rein tschechisches Unternehmen, die ausschließlich mit heimischem Kapital gegründet wurde.“Ist dies hier das einzige Solarkraftwerk oder betreiben Sie noch andere derartige Anlagen in Tschechien oder im Ausland?
„Die Geschichte unserer Investitionen geht fünf Jahre zurück. Die erste Anlage mit zwei Kilowatt haben wir auf einem Firmenobjekt errichtet. Das zweite Projekt ist seit zweieinhalb Jahren in Betrieb. Es ist eine 60-Kilowatt-Anlage in Westböhmen. Und jetzt installieren wir für einen Investor in Westböhmen auf drei Gebäuden 250 Kilowatt.“
Planen Sie in Zukunft noch weitere Großprojekte in Tschechien?
„Sicher. Wir haben sogar schon sehr konkrete Pläne. Leider kann man darüber schon nicht mehr öffentlich sprechen. Der derzeitige Solar-Boom in Tschechien hat einen Konkurrenzkampf um die besten Standorte ausgelöst. Darum kann ich dazu nichts Konkreteres sagen.“
Wird das noch größer werden als dieses derzeit größte Kraftwerk, vor dem wir stehen?
„Pläne haben wir sogar viel größere. Wir haben auch schon den geeigneten Standort ausgewählt. Zurzeit verhandeln wird mit den örtliche Behörden und den Grundstückseigentümern. Und wir werden noch in diesem Jahr ein Kraftwerk mit 700 Kilowatt Leistung bauen.“
Und dieses Kraftwerk hier in Ostmähren, wollen Sie das noch weiter vergrößern?„Ja, wir würden diese Anlage gerne noch erweitern. Ein bisschen Platz haben wir ja noch. Wir verhandeln mit der Stromvertriebsgesellschaft über die Netzkapazität und mit der Gemeinde über die Grundstücke.“
Wie sieht es mit den Flächen in Tschechien aus. Gibt es noch genügend, ode rist es schwierig, an geeignete Grundstücke zu kommen?
„Klar ist das schwierig. Die Tschechische Republik hat wegen ihrer Lage keinen Überschuss an guten Standorten, wie etwa Spanien. Einen geeigneten Standort zu finden ist also ein ziemlich großes Problem.“
Noch eine Frage zur Technik und zur Ausstattung dieses Kraftwerks. Sind dies tschechische Produkte? Woher kommen zum Beispiel die Solarpaneele und die restliche Technik?
„Wir würden gerne mit tschechischen Produkten bauen. Leider ist bei uns die Fotovoltaik-Industrie noch nicht voll entwickelt. Daher ist der Großteil der Technologie aus Deutschland und der Schweiz. Aber wir haben uns bemüht, wenigstens die Bauten mit tschechischen Materialien zu errichten.“Es gibt jetzt einen neuen Trend: Solarpaneele werden direkt in die Fassaden von Gebäuden integriert. Planen Sie in dieser Richtung etwas?
„Sicher. Uns interessiert diese Technologie der Integration in Gebäude ebenfalls. Und auch die Investoren zeigen immer größeres Interesse daran. Vor allem beim Bau neuer Gebäude rentiert sich diese Technik. Auf der anderen Seite sind diese integrierten Lösungen teurer und man muss zwischen der Ästhetik und dem Preis abwägen und viele Bauherren entscheiden sich letztlich für den Preis.“
Sind Sie auch im Ausland aktiv oder planen Sie eine Expansion?
„Unsere Hauptaktivitäten sind in Tschechien. Das sehen wir als unseren wichtigsten Markt. Aber im Rahmen der Diversifizierung unserer Aktivitäten und für den Fall, dass sich die derzeit günstigen Bedingungen für Solarstrom in Tschechien in Zukunft ändern sollten, erweitern wir unsere Aktivitäten hauptsächlich in Süditalien. Dort würden wir gerne in ein ähnlich großes Kraftwerk wie hier in Mähren investieren. Und wir realisieren in Italien für andere Auftraggeber einige kleinere Anlagen.“
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