Nationaltheater in Prag: Publikum als Wärmequelle und Photovoltaik
Wie lässt sich ein so großer Raum wie ein Theater effizient beheizen? Im Nationaltheater in Prag wird dazu unter anderem die Wärme des Publikums und der Scheinwerfer genutzt.
Im Prager Nationaltheater setzt man auf Wärmerückgewinnung. Dadurch kann die von den Scheinwerfern und Menschen abgestrahlte Wärme nun wieder zum Heizen genutzt werden. Die Abluft wird dabei durch Wärmetauscher geleitet, und ein Teil der vorgewärmten Luft dann wieder in den Zuschauerraum geführt. Dies alles passiert während der Vorstellung. Jan Míka von der technischen Verwaltung des Theaters erklärt:
„Früher wurde diese Wärme ins Freie abgeleitet. Mit diesem Wärmerückgewinnungssystem erhalten wir nun aber einen Teil der Wärme zurück. Die Frischluft wird dann zur Belüftung des Zuschauersaals oder der Umkleideräume verwendet.“
Um das Publikum herum sind Kohlendioxidsensoren angebracht, die anhand von speziellen Algorithmen die Luftqualität im Saal gewährleisten.
Mit der Wärmerückgewinnung sind die technischen Errungenschaften aber noch nicht ausgeschöpft. Denn die Flachdächer des Betriebsgebäudes und der direkt gegenüberstehenden Neuen Bühne sind mit Photovoltaik-Paneelen bedeckt. Das Kraftwerk sei nicht sehr groß, es decke etwa ein Prozent des Jahresverbrauchs, erklärt Míka. Dies entspricht dem Jahresverbrauch von fünf bis zehn Haushalten.
Vom Dach geht es in den Kesselraum, in dem sich eine kleine Wärmepumpe befindet. Sie dient dazu, dem Öl im Hydrauliksystem Wärme zu entziehen. Durch dieses System wird der Vorhang hochgezogen und abgelassen, der Kulissenwechsel gesteuert und Bühnenbilder bewegt. Während dieses Betriebs erwärmt sich das Öl und muss gekühlt werden. Früher hat das Nationaltheater dafür Trinkwasser verwendet, das anschließend in die Kanalisation geleitet wurde. Dank der Wärmepumpe sei die Kühlung des Hydrauliköls viel effizienter, sagt Jan Míka:
„Wir verwenden die gewonnene Wärme, um das Nutzwasser vorzuwärmen, und müssen dafür nicht etwa Gas verwenden. Aber gespart wird auch beim Trinkwasserverbrauch, der uns bisher eine beträchtliche Menge Geld gekostet hat. Nun sparen wir 16 Schwimmbecken voll Wasser jährlich ein.“
Neben einer kleinen Wärmepumpe verfügt das Nationaltheater auch noch über eine große, die Wasser aus der Moldau schöpft. Mit ihrer Hilfe wird die Wärme, die in einem Teil des Gebäudes entsteht, zur Beheizung anderer Räume genutzt:
„Die Nordfassade ist kalt, dort scheint die Sonne nicht und wir müssen heizen. Aber an der Südfassade ist es sonnig, ohne Kühlung würde die Temperatur dort über 30 Grad steigen. Deshalb müssen wir die Büros und die Räume auf der Südseite kühlen. Durch das System sparen wir uns die Pumpenarbeit, den Wasser- und Gasverbrauch. Die Einsparungen sind enorm.“
Das Nationaltheater gibt dank der Maßnahmen mehrere Hunderttausend Kronen pro Jahr weniger aus. Für die Zukunft sind aber auch weitere Schritte geplant. So will man etwa Kostüme wiederholt auf die Bühne bringen, die aktuell nach der Derniere der jeweiligen Inszenierung ungenutzt im Fundus hängen.