Die besten tschechischen Rockalben: „Želva“ (1968)
In der vergangen Woche haben wir unsere Miniserie über die fünf besten tschechischen Rockalben begonnen. Nun folgt der zweite Teil. Es geht um die Band Olympic und ihr Album "Želva" - auf deutsch "Schildkröte" - von 1968. Patrick Gschwend hat sich mit Aleš Opekar, dem Leiter des Popmuseums in Prag, die Platte angehört.
„Das Album Želva von Olympic war für die tschechische Musikgeschichte hauptsächlich deswegen so wichtig, weil es das erste eigenständige Album einer tschechischen Rockband war. Auf LPs erschienen zwar auch vorher schon tschechische Rocksongs, aber das waren nur Sampler. Želva war also das erste komplette Album.“
Im internationalen Kontext waren Olympic mit Želva eigentlich Nachzügler. Denn die große Zeit des Beat war vor allem im westlichen Ausland zum Zeitpunkt des Erscheinens der Platte 1968 eigentlich vorbei. Für Aleš Opekar ist das kein Argument. Želva gehört für ihn zweifellos zu den besten tschechischen Rockalben aller Zeiten.
„Das damalige Repertoire der Band Olympic war - wie ich meine - auf sehr hohem Niveau. Natürlich offenbarten sich Einflüsse von Rockmusik aus dem Ausland, wie etwa von den Beatles und weiteren Bands. Aber auf der anderen Seite gab es hier tschechische Texte. Diese waren eher spielerisch und keineswegs tiefsinnig oder philosophisch. Aber die Kombination der simplen, sloganhaften Texte mit ausdrucksvollen Rockrhythmen hatte zur Folge, dass die Lieder beim Volk gut ankamen. Titel vom Album Želva werden bis heute an Lagerfeuern gesungen.“
Wie die olympischen Zehnkämpfer übte sich die Band Olympic im Laufe ihrer Geschichte in verschiedenen Disziplinen: in den 70er Jahren monumentaler Artrock, in den 80ern dann Heavy Metal. Kritiker warfen Olympic immer wieder vor, sich ausländischen, vor allem westlichen Trends, anzubiedern und nicht „tschechisch“ genug zu klingen. Trotzdem ist die Band in Tschechien eine Legende. Sie tritt auch heute noch oft auf.