Nach Gerichtsurteil: Reparatur der Villa Tugendhat verzögert sich weiter

Villa Tugendhat

Sie gilt als eines der wichtigsten Beispiele funktionalistischer Architektur und steht auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Die Rede ist von der Villa Tugendhat in Brünn. Seit Jahren wird über ihre längst überfällige Restaurierung debattiert. Nun muss der für dieses Jahr geplante Beginn der Arbeiten neuerlich verschoben werden. Patrick Gschwend zum derzeitigen Stand der Dinge:

Villa Tugendhat
Die Auftragsvergabe zur Restaurierung der Villa Tugendhat in Brno / Brünn stand nicht im Einklang mit dem Gesetz. Dies hat am Donnerstag das Amt für den Schutz des wirtschaftlichen Wettbewerbs erklärt. Dessen Vorsitzender, Martin Pecina, begründete die Entscheidung im tschechischen Fernsehen so:

„Der Oberste Gerichtshof sagte, dass in diesem Fall falsch geurteilt wurde, und dass es zu einer falschen Auswahl gekommen ist. In der Folge haben wir nun das Ergebnis des Auswahlverfahrens für nichtig erklärt und ein neues angeordnet.“

Der Sieger des Wettbewerbs, die Gesellschaft Omnia, habe nicht alle erforderlichen Dokumente eingereicht, so heißt es im Urteil des Obersten Gerichtshofs. Damit haben die Kläger, eine Gruppe Brünner Architekten, die in dem Wettbewerb um die Renovierung unterlegen waren, einen Etappensieg errungen. Sie hatten die Auftragsvergabe schon zweimal gerichtlich angefochten. Bis zu dem Urteil des Obersten Gerichtshofs ohne Erfolg. Der Wortführer der Architektengruppe, Jan Sapák, fordert nun eine erneute Auswahl.

Jan Sapák  (Foto: ČTK)
„Es sollte eine neue Auswahl durchgeführt werden unter den Bewerbern, die in dem Wettbewerb an erster, zweiter und dritter Stelle waren. Der Sieger des Wettbewerbs hätte gar keine Zulassung bekommen dürfen. Dies bestätigt nun das Urteil des Gerichts.“

Wie es nun mit der Villa Tugendhat weitergeht ist noch unklar. Sie wartet schon seit einigen Jahren auf eine dringend nötige Generalreparatur. Die Restaurierung sollte ursprünglich noch in diesem Jahr beginnen. Erst vor kurzem aber wurde der Beginn der Arbeiten auf das nächste Jahr verschoben. Wann es tatsächlich losgeht steht jetzt wieder in den Sternen. Die Villa Tugendhat gehört seit dem Jahr 1994 der Stadt Brünn. Der stellvertretende Bürgermeister von Brünn, Ladislav Macek, verwies lediglich auf weitere administrative Schritte.

„Derzeit prüft unsere Rechtsabteilung das Urteil oder den Beschluss der Wettbewerbsbehörde. Dann werden wir weitere Schritte vorbereiten.“

Nun droht der Stadt Brünn aber, dass sich die Nachkommen der ursprünglichen Besitzer wieder um die Zurückgabe des Gebäudes bemühen. Denn mit der abermaligen Verschiebung der Restaurierung und der Fortdauer der Rechtsstreitigkeiten verlieren sie allmählich die Geduld. Die Villa Tugendhat wurde im Jahr 1928 von Ludwig Mies van der Rohe erbaut. Sie zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen der modernen Architektur weltweit und steht auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes.