August 1968 - Die letzte freie TV-Ausstrahlung mit Václav Havel
Tschechoslowakische Radio- und Fernsehsender waren die ersten Anlaufpunkte für die Warschauer-Pakt-Truppen, als sie das Land besetzen. Immer wieder schafften es jedoch Techniker und Redakteure von geheimen, provisorisch eingerichteten Studios aus zu senden. Das letzte Fernsehstudio, von dem aus gesendet werden konnte, befand sich auf dem Berg Ještěd / Jeschken bei Liberec / Reichenberg. Mit dabei war auch Václav Havel.
Mehr Informationen gibt es hier nicht, dabei war diese Sendung mit dem späteren Präsidenten Václav Havel und dem Schauspieler Jan Tříska die letzte frei und unzensiert ausgestrahlte Sendung des tschechoslowakischen Fernsehens, für die nächsten 40 Jahre. Am 21. August 1968, an dem Tag also, als die Sowjets mit den Armeen des Warschauer Paktes die Tschechoslowakei besetzten, gehörten die Studios des tschechoslowakischen Fernsehens zu den strategisch wichtigsten Punkten, die zuerst besetzt wurden. Redakteure und Techniker schafften es aber immer wieder, improvisierte Studios und Sender einzurichten. Von da aus informierte das Tschechoslowakische Fernsehen noch eine knappe Woche unzensiert über Invasion und Okkupation und den Widerstand, der vom Volk geleistet wurde.
Das improvisierte Studio auf dem Ještěd hieß: „Freies Studio Nord“. Drei Tage, vom 25. bis zum 27. August 1968 konnte von hier aus noch gesendet werden, bevor die Sowjets auch dieses Studio schlossen. Gerade am 27. August waren in der letzten Sendung Václav Havel und Jan Tříska zu sehen. Sie analysierten und diskutierten die Situation und riefen der Bevölkerung Mut zu, nicht aufzugeben. Hier ein Ausschnitt aus Václav Havels Worten. Die Originalsendung ist nicht erhalten geblieben:
„Ich denke, dass diese ungeheure Kraft, diese moralische Kraft, diese Einheit, die sich während dieser schwersten Tage der Okkupation gebildet hat, dass das unser Kapital ist, dass wir nicht über Bord werfen dürfen. Es ist so etwas wie eine moralische Wiederherstellung der ganzen Nation nach vielen Jahren. Okkupanten sind Okkupanten. Menschen, die hier auf den Straßen auf Kinder schießen, das sind Barbaren und keine Freunde.“
Dass nach dieser letzen freien Fernsehausstrahlung eine lange sozialistische Eiszeit auf die Tschechoslowaken wartete, das fürchteten viele. Aber an diesem 27. August auf dem Ještěd, als Václav Havel noch einmal von hier im Fernsehen frei sprechen konnte und Alexander Dubček aus seiner Moskauer Haft zurückkehrte, da war die Hoffnung noch nicht ganz erloschen.