Siemens gibt Prager Schienenfahrzeugwerk auf und sucht einen Käufer

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Der deutsche Technologiekonzern Siemens steht vor einer größeren Umstrukturierung. Weltweit will der Global Player rund 17.000 Arbeitslätze abbauen. Davon betroffen ist auch die Sektion Mobilität und in dieser das tschechische Bahnwerk in Prag. Das Werk mit seinen 990 Beschäftigten soll bis zum September 2009 geschlossen oder verkauft werden.

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Am Mittwoch wurde es untrügliche Gewissheit, worüber Josef Středula, der Vorsitzende der tschechischen Fachgewerkschaft Kovo schon am Montag informiert hatte: Der Siemens-Konzern zieht sich aus dem Schienenfahrzeugwerk im Prager Stadtteil Zličín zurück. Weshalb, dazu sagte der Sprecher der tschechischen Siemens-Niederlassung, Petr Sedláček:

„Der hauptsächliche Grund, weshalb wir uns bis September 2009 aus dem Prager Werk zurückziehen werden, sind die Überkapazitäten, die unsere Firma in Europa im Bereich des Schienenfahrzeugbaues hat.“

Siemens hat also zu viele Arbeitnehmer für zu wenige Aufträge in einem Bereich, der unter anderem durch zwei Produktionsstätten in Deutschland und ein Werk in Wien abgedeckt wird. Gegen eine Weiterführung der Produktion in Prag sprechen auch die aktuell vorliegenden Bilanzen: Im zurückliegenden Betriebsjahr, das von Oktober bis September geführt wird, hat das Prager Werk bei einem Umsatz von 150 Millionen Euro einen Verlust von umgerechnet 17 Millionen Euro gemacht. Ein Jahr zuvor lagen die Verluste bei noch geringerem Umsatz sogar bei knapp 38 Millionen Euro.

Wie aber geht es nun für die 990 Arbeitnehmer des Prager Schienfahrzeugwerks weiter? Müssen sie sich bereits jetzt nach einem neuen Arbeitsplatz umschauen?

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„Wir haben immer gesagt, es liegt in unserem primären Interesse, dass die Produktion im Prager Werk weiterläuft. Deshalb halten wir bereits intensiv nach einem Käufer Ausschau. Falls das nicht gelingen sollte und wir damit die 990 Arbeitsplätze zum Teil oder völlig abbauen müssen, dann werden wir für alle betroffenen Arbeitnehmer ein großzügiges Sozialpaket schnüren. Und zwar mit Abfindungen, die über den gesetzlich festgeschriebenen Rahmen hinausgehen,“ sagte Sedláček. Auf die Nachfrage von Radio Prag, ob Siemens für das primäre Vorhaben eventuell schon potenzielle Käufer im Auge habe, konnte Sedláček allerdings noch keine Antwort geben. Andere Quellen wie die Nachrichtenagentur ČTK schrieben jedoch, dass die tschechische ČKD Group, die ebenfalls im Bereich Technologie zu Hause ist, ein Interesse an der Übernahme des Prager Siemens-Werkes angekündigt habe.

Wird der Prozess der Übergabe oder Schließung des Werkes aber wirklich bis September 2009 andauern? Petr Sedláček: „Die Abwicklung sollte spätestens bis zum 30. September nächsten Jahres vollzogen sein. Mit der frühen Bekanntgabe seiner strukturellen Vorhaben aber zeigt Siemens all seinen Beschäftigten, dass der Firma ihr Schicksal nicht egal ist. Wir erachten es als fair, dass wir unsere Arbeitnehmer über eine solch wichtige Entscheidung bereits frühzeitig in Kenntnis setzen.“