Eindeutiger Tenor: Isergebirgslauf immer besser organisiert und vermarktet

Foto: ČTK

Der 50-km-Isergebirgslauf ist ein traditioneller Skimarathon, der alljährlich in der malerischen Landschaft des Gebirges rund um Bedrichov ausgetragen wird. Er gehört zu den 14 wichtigsten Volkslanglaufrennen der Welt, die als Worldloppet-Serie unter dem Dach des gleichnamigen Skiverbandes ausgetragen werden. Um die Einzigartigkeit dieses Rennens für Sie hautnah mitzuerleben, war Radio Prag am vergangenen Sonntag gleich mit zwei Redakteuren bei der 41. Auflage dabei.

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Der 41. Isergebirgsskilanglauf war so prominent besetzt wie lange nicht. Unter den 3300 Läuferinnen und Läufern, die allein beim Hauptrennen teilnahmen, war nicht nur ein Großteil der Ausdauer-Weltelite am Start, sondern mit dem neunfachen Weltmeister und achtmaligen Olympiasieger Björn Dählie aus Norwegen auch der erfolgreichste Athlet aller Zeiten in dieser Sportart. Im mehrsprachigen Feld der Wettkämpfer entdeckten wir aber ebenso zahlreiche Skiläufer aus Deutschland, von denen einige sogar aus dem hohen Norden angereist waren.

„Ich komme aus Hamburg und heiße Ralf Greiner-Petter.“

Was hat Sie dazu bewegt von Hamburg den langen Weg bis hierher ins Isergebirge zu machen?

„Wir sind begeisterte Langläufer und nehmen Jahr für Jahr an einem Lauf der Worldloppet-Serie teil.“

Und wo trainiert man da in Hamburg oder der Umgebung der Hansestadt?

„Das ist recht schwierig. Wir machen hin und wieder Inlineskaten, mit Stock und ohne Stock. Auch mal Rollski, aber die Anstiege haben wir leider nicht.“

Für Ralf Greiner-Petter und seine beiden mitgereisten Freunde war es der erste Start beim Isergebirgslauf. Ich erfuhr aber auch, dass sie alles andere als heurige Skilanglaufhasen sind:

„Mein Name ist Dirk Mummert und ich komme aus Mecklenburg-Vorpommern. Also auch ein ´Bergland´ sozusagen. Wie Ralf schon gesagt hat, versuchen wir jedes Jahr einen dieser Worldloppet-Läufe durchzuführen. Und in diesem Jahr ist das der Isergebirgslauf.“

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Welche anderen Worldloppet-Rennen sind Sie denn schon gelaufen?

„Wir waren in Schweden beim Wasalauf, wir haben in Norwegen den Birkebeiner-Lauf mitgemacht und waren im letzten Jahr in Italien beim Marcialonga.“

Dr. Dieter Schäfer aus der Lutherstadt Eisleben wiederum nahm am Sonntag schon zum 31. Male am Isergebirgslauf teil. Nach etwas mehr als vier Stunden und 41 Minuten hatte er erneut das Ziel erreicht – leicht erschöpft, aber auch voller Emotionen:

„Mich reizt es immer wieder, dieses Rennen gerade in diesem Gebirge zu laufen. Wenn man wie ich schon 30 Jahre ins Isergebirge zum Skilaufen kommt, dann kennt man im Grunde auch schon jede Ecke dieser tollen Landschaft. Und das ist dann der Reiz, wenn man ein paar schöne Blicke zum Riesengebirge und zum Jeschken hat. Das ist das Emotionale an diesem Lauf.“

Gut zwei Stunden vor ihm war mit Thomas Seidel der zweitbeste Deutsche ins Ziel gekommen. Auch wenn der Klingenthaler, der für das Rossignol-Team lief, mit Platz 46 nicht ganz zufrieden war, seiner guten Laune tat das keinen Abbruch:

„Es war ein sehr schöner Lauf, super Wetter und die Strecke war auch sehr gut präpariert. Alles topp, aber leider habe ich einen etwas falschen Ski gewählt vom Wachs her. Mein Ski war sehr stumpf gewesen, doch weil hier so viele leichte Abfahrten sind, wo man eigentlich nichts anderes machen kann als sich auf den Ski zu stellen, sind mir bei den Abfahrten alle weggefahren. Aber ich war das erste Mal hier und wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal.“

Rund 20 Minuten vor Seidel hatte der Zieleinlauf begonnen. Bei der Siegerehrung wurde dann ein Norweger auf das höchste Podest gerufen:

In der Zeit von zwei Stunden und rund zwölfeinhalb Minuten hat also der Norweger Anders Auckland den 41. Isergebirgslauf gewonnen. Auf den Plätzen zwei und drei folgten der Schwede Oskar Svärd und der Anders´ Bruder Jorgen Auckland. Unter den Top 20 rangierten sich nicht weniger als acht Schweden und sieben Norweger ein. Darunter war allerdings nicht der norwegische Sportler des letzten Jahrzehnts, Björn Dählie. Der heute bereits 40-Jährige, der kaum noch trainiert, belegte den 59. Platz. Im Ziel aber war auch er sichtlich zufrieden:

„Ich habe schnell gemerkt, dass das Rennen an der Spitze für mich zu schnell ist. Außerdem hatte ich etwas zuviel Klister auf dem Ski. Aber es war auch toll, mit nur geringem Abstand hinter den Führenden zu laufen. Es war ein schöner Tag mit einer phantastischen Strecke und wunderbaren Aussichten in die Umgebung. Es ist eine herrliche Gegend zum Skilaufen“, sagte Dählie und freute sich darüber, als 59. unter den besten einhundert Läufern gelandet zu sein.

Nicht ganz so glücklich über seinen ersten Auftritt beim 50-km-Rennen im Isergebirge wiederum war der Braunschweiger Markus Haake:

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„Bei uns lief der Ski gut im Tal, aber oben auf dem Berg nur sehr langsam. Da haben wir uns ein bisschen verwachst, so dass sehr viele Läufer in der Abfahrt an uns vorbeigezogen sind. Von daher war es ziemlich hart, aber wir sind durchgekommen und haben es einigermaßen gut ins Ziel geschafft.“

Trotz der Widrigkeiten bei der Abfahrt hatte auch sein Freund und Mitstreiter Karl Helmig seinen Humor nicht verloren:

„Bei mir ist es auch nicht besser gelaufen. Wir haben die Ski gemeinsam präpariert, aber sie waren einfach zu langsam in der Abfahrt. Man ist natürlich schon etwas frustriert, wenn man am Berg an die Leute heran läuft, dann aber nicht mithalten kann bergabwärts. Durch die Höhenunterschiede ist es nicht ganz einfach hier zu laufen, aber das ist eben eine Outdoor-Sportart. Das ist halt Skilanglauf!“

Weiter hinten im Feld erreichte auch Pavel Polák, mein junger Kollege das Ziel. Mit der Zeit von knapp vier Stunden und 32 Minuten feierte er eine gelungene Premiere. Ziemlich erschöpft ließ er mich dann auch gleich wissen:

„Ich bin sehr froh, dass ich endlich im Ziel bin. Der Wettkampf als solcher war schön, die Sonne schien, und auch alles andere war phantastisch. Aber der Wettkampf heißt: ´Durch Schmerz zur Freude´, im Moment aber erlebe ich nur den Schmerz und die Freude kommt langsam.“

Die Veranstalter hatten den diesjährigen Lauf tatsächlich unter das Motto „Das Rennen, bei dem die Freude aus dem Schmerz erwächst“ gestellt. Deshalb wollte ich von Pavel auch erfahren, wo der Schmerz auf der Strecke für ihn am größten war:

„Ungefähr in der Mitte der Strecke, denn dort oben war der Schnee etwas matschig und geschmolzen. Da lief der Ski nicht besonders gut, so dass ich sehr viel Kraft in die Stockarbeit legen musste. Meine schmerzenden Arme habe ich dann auch gefühlt.“

Zum Gespräch mit Pavel gesellte sich auch Dr. Dieter Schäfer aus Eisleben und teilte uns sogleich seine ganz persönliche Wertung zum 41. Isergebirgslauf mit:

„Wenn ich eine Note von Eins bis Sechs vergeben müsste, dann würde ich sagen: Eine Zwei minus war es gewesen. Ich muss aber sagen: Die Organisatoren haben deutlich zugelegt. Da ich schon des Öfteren hier gelaufen bin, konnte ich feststellen: Nicht nur hier im Stadion, sondern die gesamte Strecke, alles war besser als früher präpariert.“

Und abschließend bestätigte er uns noch einmal:

„Es ist alles professioneller geworden, aber es bleibt dennoch ein Lauf für Volkssportler. Auf jeden Fall!“

Autor: Lothar Martin
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