Sportlerwahl 2007: Spotáková zur besten Leichtathletin Tschechiens gekürt
Die Leichtathletik wird in Sportlerkreisen gern auch als die Königin des Sports bezeichnet. In Tschechien wurde diese Sportart jedoch in den zurückliegenden fünf Jahren von einem Mann regiert – dem Zehnkämpfer Roman Sebrle. Bis Mitte November. Denn bei der Wahl zum tschechischen Leichtathleten des Jahres 2007 wurde diesmal eine Frau zur Königin gekürt: die Speerwerferin Barbora Spotáková.
„Hm, er hat die Wahl ja schon fünf Mal gewonnen und ist hierzulande schon eine lebende Leichtathletik-Legende. Der Umfragesieg ist daher für mich ein riesiges Erlebnis und vor allem etwas völlig Neues.“
Im Jahr der Weltmeisterschaft stützte sich die Bewertung der Funktionäre, Experten und Journalisten insbesondere auf dieses Leichtathletik-Großereignis. Kein Wunder also, dass die dritte tschechische WM-Medaillengewinnerin, die Stabhochspringerin Katerina Badurová, nach den Weltmeistern Spotáková und Sebrle auch bei dieser Wahl den Bronzerang belegte. Aber was gab letztlich den Ausschlag, dass sich die 26-jährige Speerwerferin gegen den Zehnkampf-Weltrekordler Sebrle durchsetzen konnte? Sicher haben dazu die drei neuen Landesrekorde, die sie in diesem Jahr nacheinander bei der WM und beim Weltcup-Finale in Stuttgart geworfen hat, ein gutes Stück beigetragen. Doch eine weitere Antwort auf diese Frage gibt die gebürtige Gablonzerin selbst:
„An meinem Umfragesieg freut mich am meisten, dass die Wahl von Fachleuten, Trainern und Journalisten getroffen wurde. Und das bedeutet schließlich auch, dass diese Leute eine gewisse Sympathie für mich haben.“
Den Sympathie-Bonus durfte die hoch gewachsene Athletin aber mit Recht für sich verbuchen. Bei einem Interview für das Tschechische Fernsehen (CT) war ihr dann auch ein wenig die Nervosität darüber anzumerken, auf einmal so im Rampenlicht zu stehen:
„Ich bin förmlich nach oben katapultiert worden. Binnen kurzer Zeit bin ich auf einmal in einer ganz anderen Rolle und muss mich erst daran gewöhnen. Es ist jetzt auch schwerer für mich, dem gestiegenen Erwartungsdruck gerecht zu werden. Schon im letzten Jahr hat man von mir als einer Olympiahoffnung gesprochen. Und das nimmt einen schon sehr in die Pflicht.“
Viel hätte jedoch nicht gefehlt, und von Barbora Spotáková wäre nicht die Rede von einer der sieben 67-Meter-Werferinnen in der Welt, sondern „lediglich“ von einer ganz passablen Siebenkämpferin. Keinem Geringeren als dem „Meister seines Fachs“, dem Speerwurf-Weltrekordler, Weltmeister und Olympiasieger Jan Zelezný ist es zu verdanken, dass sie für diese technische Disziplin entdeckt wurde. Das wurde von der „neuen Königin“ auch gern bestätigt:
„Es war wirklich Jan Zelezný. Mir hatten zwar viele Leute schon vorher gesagt, dass ich für das Speerwerfen Talent hätte, doch ich sah mich stets als Siebenkämpferin. Aber wenn dann ein dreifacher Weltmeister und Olympiasieger zu dir kommt und sagt, dass ich eines Tages sehr weit werfen könne, dann beginnst du auch daran zu glauben. Als er mir außerdem seine Hilfe anbot beim Umstieg auf das Speerwerfen, da blieb mir keine Chance, noch lange zu überlegen. Ansonsten hätte ich wohl nie damit angefangen.“