Sackgasse Zukunft? Stadt Terezin entlässt Bürgermeister

Terezin - Theresienstadt: eine kleine ehemalige Militärgarnison 60 Kilometer nördlich von Prag; einst als Sammellager für die mitteleuropäischen Juden einer der Knotenpunkte des nationalsozialistischen Terrors in Europa. Heute kämpft die Stadt nicht nur mit den Schatten der Vergangenheit. Nach dem Abzug der Armee als größtem Arbeitgeber herrscht seit den neunziger Jahren lähmender Stillstand in Terezin. An hochfliegenden Plänen hat es dabei nicht gemangelt. Die haben nun Bürgermeister Jan Hornicek den Kopf gekostet. Wie geht es weiter mit der Stadt?

Eine Universitätsstadt, ein weit ausstrahlendes Zentrum von Kultur und Bildung sollte aus dem verschlafenen 3000-Einwohner-Städtchen entstehen. So das Konzept des so genannten Europrojektes, Lieblingskind von ODS-Bürgermeister Jan Hornicek. An Absichtserklärungen fehlte es nicht, Anfang 2006 stellte sogar die Regierung Milliardenbeträge für Theresienstadt in Aussicht. Bürgermeister Hornicek sah damals bereits die Bagger rollen:

"Wir werden uns wohl erstmal daran gewöhnen müssen, dass Terezin auf die nächsten zehn, fünfzehn Jahre zu einer Großbaustelle wird, und dann werden eine Menge Besucher zu Kursen und Seminaren in die Stadt kommen. Die Stadt wird sich sehr verändern - sie wird lebendiger werden und es wird auch mehr Arbeitsplätze geben. Nur mit der Ruhe, die jetzt herrscht, wird es wohl vorbei sein. Ich bin selbst neugierig, aber ich bin überzeugt, dass es für Terezin keinen anderen Weg gibt."

Konkrete Fortschritte gab es seitdem allerdings nur wenige. Unklar sind vor allem die Inhalte: So konnte bislang kein Partner gefunden werden, der Studenten und Professoren nach Terezin bringen würde. Die benachbarten Universitäten in Prag und Usti nad Labem haben bereits abgewinkt. Bestehenden Initiativen, wie etwa der Hans-Krasa-Stiftung, die Musikereignisse von internationalem Niveau in die Stadt geholt hatte, wurden zudem nicht selten Steine in den Weg gelegt; Möglichkeiten wie der Besuch von EU-Kommissarin Wallström blieben weitgehend ungenutzt. Am Montag hat sich nun die Stadtvertretung gegen Bürgermeister Hornicek gestellt: Der Bürgermeister habe nicht so gewirtschaftet wie es sein solle und sich außerdem auf das Europrojekt versteift und nicht über Alternativen nachdenken wollen, so der Stadtverordnete Miloslav Rozec.

Statt mit einem monolithischen Megaprojekt soll die Stadt nun in kleineren Schritten wieder belebt werden, sagt der Geschäftsführer des Rathauses, Miloslav Kubicek, gegenüber Radio Prag. Der Anfang wird auch hier nicht einfach. Aber vielleicht behält Ex-Bürgermeister Hornicek mit seiner Zukunftsprognose für Terezin vom vergangenen Frühjahr ja letztlich doch noch Recht: "Die weiteren Schritte werden dann mehr oder weniger wie von alleine gehen."