Jugendarbeit mal anders - auf dem Friedhof
Gemeinsame Aktionen deutscher und tschechischer Jugendlicher sind nichts Ungewöhnliches: Sommerschulen oder kulturelle Ausflüge sind dabei wohl für die meisten jungen Leute am attraktivsten. Zurzeit widmet sich aber eine kleine Gruppe deutscher und tschechischer Jugendlicher ganz besonderen Renovierungsarbeiten: Und zwar auf einem Friedhof im nordmährischen Ceska Ves / Neudörfel.
"In Ceska Ves haben wir einen Friedhof gefunden, der noch eine Mauer hat, die aber repariert werden musste. Und wir fanden einen Glockenturm, der noch stabil ist, dessen Dach aber erneuert werden musste. So kamen wir auf die Idee, das könnten wir doch irgendwie erhalten", erklärt Horst Kaller.
Eine enge Verbindung zu Nordmähren hat Horst Kaller vor allem wegen seiner persönlichen Geschichte: Als vertriebener Sudetendeutscher kehrte er nach fast 60 Jahren in seinen Geburtsort zurück und lebt nun seit zwei Jahren wieder dort - in dem nahe Ceska Ves gelegenen Krnov.
Zusammen mit den Jugendlichen hat er nun das Projekt auf den Weg gebracht. Durch die Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und in Zusammenarbeit der örtlichen Kirchengemeinde konnte am Samstag vergangener Woche der erste Spatenstich auf dem teils verfallenen Friedhof gesetzt werden. Umgestürzte Grabmäler aufzubauen oder Unkraut zu zupfen, gehört für die fleißigen Helfer zu den täglichen Arbeiten bei dem Renovierungsprojekt, das noch bis zum Samstag läuft. Martin Hlavacek ist einer der rund 30 Jugendlichen, die sich hier engagieren und weiß, dass es viel zu tun gibt:
"Wir reparieren den ganzen Friedhof und machen dort Ordnung. Manche waren schon voriges Jahr dabei, aber ich bin zum ersten Mal hier. Die Mauer rekonstruieren wir auch - eigentlich alles."Der 18-Jährige hat von dem Projekt aus der Zeitung erfahren und war sofort von der Idee begeistert, etwas Nützliches für seine Heimatregion zu tun.
"Ich hatte für meinen Urlaub noch nichts geplant. Ich liebe meine Gegend und ich wollte helfen, die Umgebung hier schöner zu gestalten", so Martin.
Nebenbei sagt er, dass er auch schon immer mal Horst Kaller kennen lernen wollte. Er habe nämlich in einem Buch über Sudetendeutsche und ihre Schicksale von Kaller erfahren. Auf die Frage, ob es für ihn nicht ungewöhnlich sei, auf einem Friedhof zwischen Grabsteinen zu arbeiten, antwortet Martin:
"Ich habe kein Problem damit."