Hochwasser 2002: Das zerstörte Dorf Zalezlice steht wieder in voller Blüte

Zalezlice 2002 (Archiv)

Kurz vor dem Zusammenfluss von Elbe und Moldau bei Melnik liegt das kleine Dorf Zalezlice. Bei der Flutkatastrophe vor fünf Jahren hatte es den Ort daher besonders arg erwischt: Drei Viertel seiner Häuser wurden quasi dem Erdboden gleichgemacht. Und heute? Aus Zalezlice ist ein schmuckes Dorf voller Leben geworden.

Zalezlice  (Foto: CTK)
"Bürger, bereiten Sie sich auf Ihre Evakuierung vor!"

Immer wieder dröhnte diese eiserne Stimme vor fünf Jahren per Megafon durch das kleine Dorf Zalezlice, um dessen Einwohner dazu zu bewegen, ihre Häuser, und letztlich auch ihr Hab und Gut zu verlassen. Dass es so war, bestätigte eine seiner älteren Einwohnerinnen, Olga Tatova:

"Alles mussten wir stehen und liegen lassen. Sogar den Personalausweis konnte ich nicht retten, aber ich habe sogleich einen neuen ausgestellt bekommen. Alle Kleider und Mäntel musste ich zurücklassen, den Fernseher und die Waschmaschine. Nur die Trainingshose, die ich anhatte, ist mir geblieben."

Dass das Hochwasser die Einwohner seinerzeit schon merklich bedrohte, konnten die meisten der Evakuierten jedoch nur erahnen, sagte Tatova:

"Uns hat man in die Schule nach Obristvi gebracht. Deswegen haben wir von dem Hochwasser fast nichts gesehen, sondern nur einen Teil der Überschwemmung da unten, wo der kleine Laden ist. Und als wir mit dem Autobus evakuiert wurden, hat es erneut geregnet."

Zalezlice 2002  (Archiv)
Nachdem der Scheitelpunkt der Moldau abzuebben begann und sich auch die Dorfbewohner von Zalezlice ans Aufräumen machten, glaubte keiner von ihnen so recht an eine glückliche Zukunft in diesem arg verwüsteten Ort. Doch die Menschen aus Zalezlice hielten zusammen und packten ihn an - den Wiederaufbau ihres Dorfes. Und von allen Seiten wurde ihnen dabei dankbare Hilfe zuteil, die sie stärkte. Das hob auch der stellvertretende Gemeindevorsteher Jiri Cizek hervor:

"Was dich nicht umhaut, das gibt dir Kraft. Diese Erfahrung, die sich bestätigte, hat uns sehr geholfen. Wenn Sie heute durch das Dorf gehen, dann können Sie es kaum wieder erkennen. Dabei gab es zunächst Tendenzen, Zalezlice für immer von der Landkarte zu streichen."

In der Tat, aus dem furchtbar zerstörten Ort ist wieder ein schmuckes Dorf geworden. Ja eines, das im Wettbewerb um den Titel "Dorf des Jahres" gute Chancen hätte, den Sieg davonzutragen. Deshalb, so Cizek, habe man jetzt ganz andere und viel angenehmere "Probleme":

"Alle sind geblieben, einige Kinder der Einwohner suchen hier sogar inzwischen nach einem Grundstück. Ganz einfach deshalb, weil bei uns jetzt alles topp ist von dem, was zu einer guten Infrastruktur gehört: Gas, Wasser, eine neue Kanalisation und neue Straßen. Daher ziehen immer mehr Leute in den Ort und wir haben jetzt mehr Einwohner als früher. Das Leben hier hat sich sehr verändert. Wir haben jetzt ein richtig schönes Dorf. Es lässt sich also sagen: Das Hochwasser hat uns letztlich noch geholfen."

Am 18. August wird das Dorf eine Erinnerungsaktion durchführen, bei der unter anderem auch Videos von der Überschwemmung gezeigt werden. Den Grund dafür kennen Sie bereits: Bis auf 20 Leute hat die Mehrheit der Einwohnerschaft damals gar nicht mitbekommen, wie ihr Dorf vernichtet wurde.