Hochwasser: Erfahrungen von 2002 wurden nicht überall genutzt

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Am Mittwoch, dem vierten Tag der erneuten Megaflut in Tschechien, hat das Hochwasser noch das nordböhmische Elbtal von Mělník flussabwärts bis Hřensko / Herrnskretschen fest im Griff. Entspannung und damit Aufräumen war indes an vielen Orten entlang der Moldau angesagt. Von den Überschwemmungen der Moldau und anderer kleinere Flüsse waren auch wieder mehrere Orte betroffen, die schon bei der Jahrhundertflut vor elf Jahren stark beschädigt wurden. An einigen dieser Plätze machte sich deswegen Wut, Enttäuschung oder Resignation breit.

Zálezlice  (Foto: ČTK)
Die mittelböhmische Gemeinde Zálezlice ist unweit von Mělník am Zusammenfluss von Elbe und Moldau gelegen. Im Jahr 2002 stand der Ort völlig unter Wasser. Er galt seitdem als Symbol der Zerstörung durch die Jahrhundertflut und sollte daher eigentlich künftig weit besser geschützt werden. Der Bau eines Schutzdammes verzögerte sich jedoch fortwährend, das unvollendete Bauwerk konnte daher die Wassermassen nicht aufhalten. Sehr zum Ärger der Einwohner. Auch der 52-jährige Vlastimil Burger musste mit ansehen, wie sein Haus erneut tief im Wasser stand:

Veselí nad Lužnicí  (Foto: ČTK)
„Das Haus war renoviert, innen haben wir Wände aus Gipskarton eingezogen, neue Fußböden verlegt und alles neu verputzt. Jetzt, wo das Wasser zurückgekehrt ist, hat es den Anschein, dass alle Arbeit umsonst war.“

Im südböhmischen Veselí nad Lužnicí, einer Stadt, die nahe am Wasser gebaut ist, wurde die Innenstadt erneut überflutet. Auch bei Frau Fučíková werden jetzt Erinnerungen an 2002 wieder wach:

„Die Fußböden, die Möbel, alles mussten wir rausreißen und wegwerfen. Wir hatten alles verloren.“

Jiří Janků  (Foto: Archiv von Jiří Janků)
In vielen kleinen Städten und Gemeinden Böhmens hat sich also auch elf Jahre nach der letzten großen Flut in punkto Hochwasserschutz nicht allzu viel getan. Umso größer ist jetzt die Wut auf die verantwortlichen Personen oder Behörden. In der Hauptstadt Prag indes hat man gelernt. An mehreren Uferpromenaden wurden mobile Hochwasserschutzwände hochgezogen, so dass größere Überschwemmungen ausblieben. Neben der Altstadt galten die bangen Blicke dabei auch dem 2002 stark betroffenen Stadtteil Karlín:

„Karlín war sehr gut gegen die Wassermassen geschützt. Ich bin überzeugt, dass die Schutzwände hier auch noch einem stärkeren Durchfluss getrotzt hätten“, sagte der zuständige Bürgermeister des achten Prager Stadtbezirks, Jiří Janků, am Donnerstag im Tschechischen Fernsehen (ČT).

Miroslav Bobek  (Foto: ČTK)
Gleich neben Jankůs Stadtbezirk liegt der Prager Zoo, dessen unterer Bereich vor elf Jahren vollkommen zerstört wurde. Auch diesmal steht dieser Teil des Tierparks wieder völlig unter Wasser, sehr zum Verdruss von Zoodirektor Miroslav Bobek:

„Das, was wir hier jetzt sehen, ist natürlich ein Schlag auf die Moral meiner Mitarbeiter. Elf Jahre lang haben die Tierpfleger und ihre Helfer den unteren Teil des Zoos wieder aufgebaut und hergerichtet. Auch eine Reihe von Aufzuchten wurde hier betrieben, doch das ist nun vorbei. Jetzt beginnt alles wieder von vorn, das aber wird erneut die Arbeit von vielen Jahren.“

Prager Zoo  (Foto: ČTK)
Ungehalten ist Bobek vor allem darüber, dass die Stadtväter nach der letzten großen Flut beschlossen hatten, die Ufergebiete des Stadtteils Troja und damit auch den unteren Bereich des Zoos als Überflutungsgebiet zu belassen. Dadurch würde der Pegel im Stadtzentrum um zehn Zentimeter sinken, hieß es. Bobek hält dem entgegen:

„Das war eine Entscheidung, bei der wir zugunsten anderer geopfert wurden. Dabei sagt jeder stets, was für ein Schmuckstück der Zoo für die Hauptstadt ist. Nun sehen wir, wozu die Entscheidung geführt hat. Ich bin fest überzeugt davon, dass es notwendig ist, den Zoo in den Hochwasserschutz aufzunehmen.“

Prager Zoo  (Foto: ČTK)
Ersten Schätzungen zufolge belaufen sich die Schäden im Prager Zoo bereits auf mehr als 6 Millionen Euro. Im Gegensatz zu 2002, als über 130 Tiere umkamen, wurde diesmal rechtzeitig evakuiert. Deshalb sei auch nur der Verlust einer Handvoll Tiere zu beklagen, sagte Bobek.

Autor: Lothar Martin
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