Ofenbauen: Altes Handwerk erlebt seine Renaissance

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Pec nam spadla -Unser Ofen ist eingestürzt, wer baut ihn wieder auf, singt man in einem tschechischen Lied, das wohl jedes Kleinkind in Tschechien gelernt hat. Gute Frage eigentlich. Es besteht nämlich ein großer Mangel an Menschen, die heute noch das alte Handwerk des Ofenbauens beherrschen,. Nun scheint es, als würde es eine Renaissance erleben.

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Das muss im Winter eine tolle Sache sein, auf der Liegefläche eines großen Kachelofens liegen zu können, dachte ich oft als Kind bei einem Besuch im Museum oder bei der Märchenlektüre. Aus dem realen Leben waren die Kachelöfen nämlich verschwunden, und das nicht nur in der Stadt. Nun kommen sie wieder in Mode. Viele Tschechen haben sich alte Häuser auf dem Lande gekauft und mit deren Renovierung stieg auch die Nachfrage nach dem alten Ofentyp, der aber neu gebaut werden müsste.

Die Sache hat aber einen Haken: 1965 verschwand das Fach "Ofenbauer" hierzulande offiziell aus den Lehrplänen der Berufsschulen. Voriges Jahr wandte sich die immer noch existierende Ofenbauerzunft an die Fachberufsschule in Horni Briza in der Pilsener Region mit der Bitte, das Fach "Ofenbauer" wieder zu aktivieren. Berücksichtigen wollte man auch die Geschichte der Schule und der Stadt. Das bestätigt auch der Schulleiter Karel Suda:

"Die Zeitzeugen können sich noch erinnern, dass es diese Tradition in Horni Briza noch vor dem Krieg gegeben hat. Ein altes Exemplar eines Kachelofens ist noch in unserem Betriebsmuseum zu sehen. Das Fach hat einen sehr guten Ruf gehabt."

Das Konstruktionssystem des Kachelofens "made in Horni Briza" ist auch im Ofenbaumanual für die heutigen Handwerker beschrieben, sagt Suda. Seine Berufsschule hat bisher zehn Anträge für eine Lehrstelle bekommen."

Insgesamt gibt es aber mehr Interessenten. Die Zunft der Ofenbauer hat bis jetzt 52 Bewerbungen für die Reqalifizierung zum Ofenbauer bekommen. Einer der zehn Interessenten, die ab September in Horni Briza in die Lehre gehen wollen, ist Vaclav Novak aus Klatovy / Klatau:

"Es wird ziemlich stark nachgefragt und es ist ein schönes Handwerk. Man kann auch anständiges Geld verdienen."

Und auch die Mutter habe ihn gedrängt, gesteht Novak ein. In der Schule läuft es dann so ab: Eine Woche Unterricht in Theorie und eine Woche praktischer Unterricht. Ab dem zweiten Lehrjahr beginnt dann der Ofenbau, und zwar in Zusammenarbeit mit Fachspezialisten. Karel Suda fügt hinzu:

"Jeder Kachelofen ist ein Original. Es ist nicht möglich, in der Schule Öfen zu bauen und anschließend wieder zu zerlegen. Das wäre zu teuer."

In der Tat. So ein Küchenkachelofen kostet mindestens 100.000 Kronen, also über 3.000 Euro. Den Sachkundigen zufolge, ist es keine Seltenheit, wenn man für einen Kachelofen, der ein Familienhaus mit rund 16 Kilogramm Holz pro Tag beheizt, eine Dreiviertelmillion Kronen hinblättern muss.