Mit Pauken und Trompeten: die Karlsbrücke feiert Geburtstag

Mittelalterzug über die Karlsbrücke

Montag vor genau 650 Jahren war es soweit: Am 9. Juli 1357 wurde durch Karl IV. der Grundstein für die später nach ihm benannte Karlsbrücke gelegt. Und das ganze angeblich um 5.31 Uhr morgens - ein magischer Moment, wie er zu damaligen Zeit von Astronomen festgelegt wurde. Klar, dass dieser Zeitpunkt am Montag Morgen auch besonders gefeiert wurde. Für Radio Prag war unser Mitarbeiter André Plaul zu früher Stunde vor Ort. Ein Bericht.

Zahlreiche Gäste auf dem Kreuzherrenplatz
Vier Uhr morgens hat für mich die Stunde geschlagen. Das ist eine Uhrzeit, zu der man sonst für gewöhnlich noch nicht so aktiv ist. Noch zudem, wenn einen draußen Regenwetter erwartet. Trotzdem: Ich hatte mir die Karlsbrücke fest vorgenommen. Da ich noch ein paar Kilometer bis zur Brücke fahren musste, habe ich noch vor fünf Uhr eine der ersten Straßenbahnen genommen. Aber schon dort war es verdächtig voll. Als ich dann an der Karlsbrücke ankam, bestätigte sich mein Verdacht: Es hatten auch zahlreiche andere Leute diese Idee, vorwiegend Touristen aber auch Medienvertreter. Es ist zugegebenermaßen etwas ungewöhnlich, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Ort zu begeben, ohne zu wissen, was genau einen dann dort eigentlich erwartet.

Mittelalterzug über die Karlsbrücke
Ich bin von der Kleinseite aus über die Karlsbrücke gegangen. Dort habe ich ein paar mittelalterliche Stände gesehen, wo man Handarbeiten oder auch beispielsweise Türkischen Honig kaufen konnte. Ein Stück weiter gab es dann die erste Besonderheit: Man hat sämtliche Heiligenfiguren entlang der Brücke "zum Leben erweckt". Jeweils vor diesen Statuen standen menschliche Vertreter, mit entsprechendem Kostüm und nachgeahmter Haltung, die einem auf Wunsch ihre Geschichte erzählt haben. Ich bin dann direkt in den mittelalterlichen Umzug geraten, mit Pferden, Rittern und einer Kutsche. Dieser Zog in Richtung der Altstadt, begleitet von Trompetern, die im Altstädter Brückenturm positioniert waren. Der Zug hat es aber nicht mehr ganz bis auf die andere Seite geschafft, weil der Kreuzherrenplatz schon voll war mit Besuchern. Man hat dann sogar entschieden, den Zustrom von der Brücke durch eine Absperrung zu stoppen. Auf dem Kreuzherrenplatz selbst gab es eine Art Mittelaltermarkt, woran sich die Bühne anschloss, auf der das offizielle Programm stattfand.

Kreuzherrenplatz
Kurz bevor es dann soweit war, hat Prags Oberbürgermeister Bem eine Rede gehalten. Eigentlich wollte dies Präsident Klaus übernehmen, zumindest war das so angekündigt worden. Aber auch der Bürgermeister hat feierliche Worte gefunden und gesagt, dass er der Karlsbrücke ein langes Leben, möglichst wenig Vandale und viele begeisterte Besucher wünsche. Um Punkt 5.31 Uhr war er dann damit fertig und exakt zu diesem Zeitpunkt ließ auch der Regen nach. In der eigentlichen Feierminute hat man dann die Glocken läuten lassen. Im Anschluss daran haben dann der Bürgermeister und der Großmeister des Kreuzherrenordens gemeinsam symbolisch einen Stein der Karlsbrücke mit einem Hammer zu bearbeiten, begleitet von Trommelwirbel. Zu so einer frühen Zeit sind laute Paukenschläge natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. Nach diesem Höhepunkt war der Festakt erst einmal beendet, der Mittelalterzug setzte sich in Richtung der Altstadt fort und auf dem Kreuzherrenplatz begannen die Abbauarbeiten. Zwar hätte ich zugegebenermaßen etwas mehr Programm erwartet, das frühe Aufstehen hat sich aber dennoch gelohnt.

Fotos: Autor