Ehemalige NS-Zwangsarbeiter bilanzieren Entschädigungszahlungen
Vertreter von Verbänden der tschechischen NS-Opfer waren am Dienstag in das Prager Außenministerium geladen. Anlass war das weltweite Ende der Entschädigungszahlungen an die ehemaligen Zwangsarbeiter und ihre Hinterbliebenen - offiziell hatte dies kürzlich die deutsche Regierung verkündet. Außenminister Karel Schwarzenberg empfing neben den Verbandsvertretern auch die Repräsentanten weiterer Institutionen, die sich um die Entschädigungszahlungen verdient gemacht haben.
Mit diesen Worten leitete Außenminister Schwarzenberg den Empfang ein. Er danke zudem der deutschen Seiten, dass sie sich schließlich zu den Zahlungen entschlossen habe, fügte Karel Schwarzenberg an.
Erst 56 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Juni 2001, waren die ersten Gelder an die tschechischen ehemaligen NS-Zwangsarbeiter geflossen. Insgesamt erhielten sie 230 Millionen Euro aus Deutschland, dazu kamen 30 Millionen Euro aus Österreich. In Tschechien koordinierte der Deutsch-tschechische Zukunftsfonds die Zahlungen, die über die Bundesstiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft geleistet wurden. Der Fonds erkannte 76.231 Menschen als berechtigt an, Entschädigungen zu erhalten. Einer von ihnen war Felix Kolmer, stellvertretender Vorsitzender des Internationalen Auschwitzkomitees. Er bilanziert:
"Wir sollten zufrieden sein. Wir sind zwar erst nach vielen Jahren entschädigt worden - und zwar beide Kategorien, die Zwangsarbeiter und die Sklavenarbeiter; aber zuvor war von den Entschädigungen keine Rede gewesen."
Als in Ostmitteleuropa und Osteuropa noch die Kommunisten an der Macht waren, hatte sich das damalige Westdeutschland geweigert, über Entschädigungen zu verhandeln. Offizieller Grund war die so genannte Hallstein-Doktrin, die das Überweisen von Devisen in diese Regime untersagte. Doch was letztlich gezahlt wurde, kann das Unrecht aus der NS-Zeit natürlich nicht aufwiegen, wie Felix Kolmer erklärt:
"Wir haben nicht das bekommen, was wir für die deutsche Wirtschaft als Sklaven- oder Zwangsarbeiter geleistet haben. Ich habe mir das ausgerechnet: Das Höchste, was möglich war, habe ich bekommen. Aber es sind nur zehn Prozent dessen, was ich für die deutsche Industrie an Wert geschaffen habe."
Aber Kolmer, der als junger Mann ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht und später in das Vernichtungslager Auschwitz weiter verschleppt wurde, sagt auch:
"So darf man nicht aufrechnen. Wir bekamen das Geld erst nach 55 Jahren, aber gerade in der Zeit, als wir es brauchten."
Denn die Inflation hat seit 1989 Geldersparnisse genauso schrumpfen lassen, wie der Wert der Altersrenten real abgenommen hat. Deswegen waren die im Schnitt rund 3500 Euro je Entschädigtem wichtig. Und wie Oldrich Stransky, der Vorsitzende des Rates für tschechische NS-Opfer, am Dienstag noch anmerkte, habe es bei der Überweisung der Gelder auch praktisch keine Probleme gegeben.