Zum Tod von Ladislav Adamec, dem letzten Premier der kommunistischen Tschechoslowakei
Er war der Chef des letzten kommunistischen Kabinetts in der Tschechoslowakei. Ladislav Adamec. Im November 1989 verhandelte der damalige Premier als erster Kommunist in einer höheren Funktion mit dem oppositionellen Bürgerforum. Adamec ist am Samstag im Alter von 80 Jahren gestorben.
"Die Rolle von Premier Adamec war durchaus positiv. In dieser angespannten Situation, die er nicht erwartet hatte, begriff er sehr schnell, dass die öffentlichen Proteste gegen das Regime so stark sind, dass es nicht möglich ist, weiter so zu tun, als seien keine Reformen nötig. Ich sehe seine Rolle auch deshalb positiv, weil er sehr schnell Kontakt mit der Opposition geknüpft und mir ihr verhandelt hat. Außerdem hat er die Anwendung weiterer Gewalt verhindert."
Ladislav Adamec wurde am 10. September 1926 in Frenstat pod Radhostem in einer Bergarbeiterfamilie geboren. In der kommunistischen Partei stieg er allmählich auf und wurde 1966 Mitglied des ZK der kommunistischen Partei, das er bis 1989 blieb. Während des Prager Frühlings gehörte er nicht zu den Reformkommunisten und konnte deshalb in den siebziger Jahren seine Karriere ungehindert fortsetzen. Adamec regte zwar Ende der achtziger Jahre Wirtschaftsreformen an, stellte aber offenbar nie die Alleinherrschaft der kommunistischen Partei in Frage. Ein Treffen mit Vaclav Havel lehnte Adamec im November 1989 zunächst strikt ab und verhandelte mit anderen Vertretern des Bürgerforums. Am 26. November 1989 sprach er dann auf dem Prager Letnaplateau vor Millionen Menschen, die dem Aufruf des Bürgerforums gefolgt waren. Dort konnte er aber nicht überzeugen:Die dort versammelten Menschen pfiffen ihn aus und forderten seinen Rücktritt. Die neue Regierung, die Adamec am 3. Dezember 1989 vorstellte, bestand zu drei Vierteln aus Kommunisten und wurde vom Volk nicht anerkannt. Fünf Tage später trat Adamec zurück.
Nach 1989 war Adamec Abgeordneter der tschechoslowakischen Föderalversammlung und für kurze Zeit Vorsitzender der Kommunistischen Partei. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei zog sich Adamec aus der Politik zurück. Im Jahr 1996 kandidierte er bei den Senatwahlen für die Kommunisten, blieb aber erfolglos. Am 14. April starb Ladislav Adamec in seiner Wohnung in Prag.