Lohnstreik bei Skoda: Zunächst Ausfall einer Tagesproduktion

Streik bei Skoda Auto (Foto: CTK)

Seit Dienstagmorgen punkt sechs Uhr läuft nichts mehr beim Pkw-Hersteller Skoda Auto. Die Arbeitnehmer streiken für mehr Lohn - zunächst nur einen Tag. Am Montag waren die Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Konzernleitung gescheitert. Skoda hatte bereits das Angebot gemacht, 13 Prozent mehr in die Lohntüte zu zahlen.

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Nun ist er also da, der Tarifstreik, der für einen Tag nahezu alle Arbeiten bei Skoda lahm legt. Zwar trat jede der drei Schichten nur je zweieinhalb Stunden in den Arbeitsausstand, doch da die Tätigkeiten am Fließband miteinander vernetzt sind, führt der Rückstau an liegen gebliebener Arbeit zwangsläufig zu noch höheren Ausfallzeiten. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Skoda Auto, Vratislav Kulhanek, rechnet mit dem Ausfall einer Tagesproduktion von 1800 bis 2000 Autos sowie mit dem wirtschaftlichen Schaden von 55 Millionen Kronen (ca. zwei Millionen Euro).

Die Gewerkschafter wollten am Montag das Angebot der 13-prozentigen Lohnerhöhung akzeptieren, aber nur in Verbindung mit einem kompletten Inflationsausgleich. Das aber lehnte die Unternehmensführung ab und schraubte daraufhin ihr Angebot zurück, was wiederum die Mehrzahl der Arbeitnehmer in Rage brachte. Der Vorsitzende des Gewerkschaftsverbandes Metallverarbeitung (Kovo), Josef Stredula, war besonders aufgebracht:

"Wenn die Arbeitnehmer von Skoda die niedrigsten Einkommen aller Beschäftigten des VW-Konzerns in Europa haben, dann besteht weder ein logischer noch ökonomischer Grund dafür, einige Produktionsstätten von Skoda ins Ausland zu verlagern. Wenn jedoch jemand vom Management glaubt, eine solche Möglichkeit ins Spiel bringen zu müssen, dann sollen sie ruhig nach China gehen und zu den dortigen Löhnen produzieren lassen."

Streik bei Skoda Auto  (Foto: CTK)
Sachlicher in der Tarifauseinandersetzung äußerte sich Gewerkschaftsführer Libor Dvorak, der für die Beschäftigten des Skoda-Werks in Kvasiny sprach:

"Hier in Kvasiny herrscht eine größere Fluktuation als in Mlada Boleslav. Die Löhne sind unserer Meinung nach unzureichend. Wir haben hier viele Arbeitnehmer, die täglich 50 und mehr Kilometer auf dem Weg zur und von der Arbeit zurücklegen oder aber in Wohnheimen untergebracht sind. Da bleibt ihnen nicht viel vom Lohn. Da ist jeder Arbeitsloser besser dran, der von staatlicher Unterstützung lebt."

Der gewagte Vergleich mit den europäischen Konzernmitarbeitern auf der einen sowie reale Existenzängste auf der anderen Seite sind also die Motive für den Lohnkampf der Skoda-Werker. Der Dekan der volkswirtschaftlichen Fakultät der tschechischen Hochschule für Ökonomie, Jiri Schwarcz, sieht in einer überzogenen Lohnerhöhung aber auch eine Gefahr für die Skoda-Firma selbst:

"Eine (zu) hohe Lohnsteigerung ist für Skoda nicht ungefährlich, denn sie zieht erhöhte Ausgaben und eine geringere Konkurrenzfähigkeit nach sich. Und sie kann die bestehenden Arbeitsplätze gefährden. Aus der ökonomischen Theorie aber wissen wir, dass die Gewerkschafter stets kurzfristigen Zielen den Vorzug geben. Das bedeutet, der Lohnzuwachs steht vor der Arbeitsplatzsicherung."