Hilfe, es weihnachtet sehr!

Presents under the Christmas tree is a typical Christian tradition
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In den nächsten Tagen stehen Besinnlichkeit, Nächstenliebe und friedliche, familiäre Zusammenkunft auf dem Programm. Dies stellt sich aber meist als Illusion heraus oder beschreibt zumindest nur die eine Seite der Medaille. Immer öfter machen sich auch negative Aspekte bemerkbar: Stress beim Geschenkkauf, weihnachtliche Völlegefühle, und sogar Familiendramen und Ehekrisen, die sich an den drei Tagen der familiären Zwangsvereinigung abspielen.

Weihnachtsmarkt in Prag
In den nächsten Tagen stehen Besinnlichkeit, Nächstenliebe und friedliche, familiäre Zusammenkunft auf dem Programm. Dies stellt sich aber meist als Illusion heraus oder beschreibt zumindest nur die eine Seite der Medaille. Immer öfter machen sich auch negative Aspekte bemerkbar: Stress beim Geschenkkauf, weihnachtliche Völlegefühle, und sogar Familiendramen und Ehekrisen, die sich an den drei Tagen der familiären Zwangsvereinigung abspielen.

In der Reihe möglicher unangenehmer Erlebnisse an Weihnachten erscheint die Problematik des Geschenkkaufs eher banal: Jedes Jahr nimmt man sich vor, diese schon im November zu kaufen, um weniger Stress zu haben. Das funktioniert garantiert niemals und ehe man sich versieht, schiebt man sich in letzter Minute, vom Svarak oder Glühwein betäubt, durch einen von Touristen völlig überfüllten Prager Weihnachtsmarkt und kauft in Drittweltländern gefertigtes Kunsthandwerk oder sonstige Dinge, die man unter normalen Umständen nie verschenken würde. Aber auch das eigentlich sehr angenehme Thema Essen kann über die Feiertage ebenso leicht in purem Frust enden. Der übermäßige Genuss von Karpfen oder Gans sorgt oft für Bauchschmerzen, außerdem lässt das kalorienreiche Mahl die durch den Tschechienaufenthalt eh schon viel zu groß gewordene Bierplauze noch um ein paar weitere Zentimeter anschwellen. Wobei aber auch die deftige böhmische Küche in dieser Beziehung bereits gute Vorarbeit geleistet hat.

Nach dem obligatorischen Kirchenbesuch, der nicht nur im atheistischen Tschechien der einzige im Jahr sein dürfte, kommt es zur Bescherung. Bevor jedoch die Geschenke verteilt werden, wird der kleine Bruder dazu verdonnert, die Blockflöte rauszuholen, deren Gebrauch er nur äußerst widerwillig erlernt hat, um darauf eine eher klägliche Version von "Stille Nacht" zum Besten zu geben. Aber die Vorfreude auf Omas Geschenke lässt ihn auch diese Schmach überstehen. Die lang ersehnte feierliche Übergabe der Geschenke kann dann bei mangelndem Feingefühl schon mal zu kleinen familiären Krisen führen. Der Vater schenkt seiner Frau Faltencreme oder einen Schnellkochtopf, er bekommt im Gegenzug statt des gewünschten Sportlexikons ein Paar Socken oder richtige Literatur.

An den Weihnachtsfeiertagen stehen dann unzählige, mehr oder weniger angenehme Besuche bei den Verwandten auf dem Programm, die man aber aufgrund der längeren Abwesenheit von Zuhause tapfer überstehen kann. Und nachdem dort dann die letzte Gans vertilgt wurde, geht Weihnachten schließlich auch dieses Jahr wieder zu Ende. Nun kann das obligatorische Umtauschen der missglückten oder unerwünschten Geschenke beginnen. In diesem Sinne, frohe Weihnachten!