Studie belegt: Ganzjährige Schifffahrt auf der Elbe ist und bleibt Utopie

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Tschechische Wirtschaftsplaner sind jahrelang davon ausgegangen, die Schiffbarkeit auf der Elbe durch den Bau einer Staustufe bei Decin / Tetschen so verbessern zu können, dass man damit den Hamburger Hafen zu jeder Zeit per Binnenschiff ansteuern kann. Dazu bräuchte es jedoch, wie Experten festgestellt haben, weiterer 20 bis 30 Staustufen auch in Deutschland. Aber mittlerweile ist es nicht nur die Unrentabilität eines solchen Milliardenprojekts, sondern auch der ab den 90er Jahren spürbar gewordene Klimawandel, der diesem Vorhaben im Wege steht. Das machte das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einem Gutachten zu den "Klima- und Anthropogenen Wirkungen auf den Niedrigwasserabfluss der mittleren Elbe" vom März 2006 deutlich. Dieses Gutachten wurde am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Prag vorgestellt, und zwar vom Autor der Studie, Frank Wechsung.

Elbe
"Wir haben uns im Auftrag der deutschen Umweltverbände mit den Niedrigwasserverhältnissen im deutschen Teileinzugsgebiet der Elbe beschäftigt und hierbei festgestellt, dass es in den letzten 100 Jahren immer wieder einen Wechsel zwischen trockenen und feuchten Perioden gab, dass wir aber insbesondere in den 70er und 80er Jahren durch eine relativ feuchte Abflussperiode verwöhnt wurden. Und auf diese relativ feuchte Abflussperiode beziehen sich die hydrologischen Planungen. Wenn man also der tschechischen Seite verspricht, dass man für die Elbe auf deutscher Seite eine Fahrrinnentiefe von 1,50 Meter bzw. 1,60 Meter gewährleisten kann, dann bezieht sich das auf 345 schiffbare Tage im Jahr. Diese 345 Tage wurden in jener Periode auch durchaus gewährleistet, aber sowohl davor als auch danach in den 90er und den 2000er Jahren war es sehr viel trockener. Wir müssen also jetzt davon ausgehen, wenn wir uns die Werte zu den Niedrigwasserverhältnissen in der Elbe ansehen, dass die trockneren Verhältnisse eher das Typische für die Elbe sind. Zudem kommt noch der Klimawandel hinzu: Wir haben in den letzten 50 Jahren eine Temperaturerhöhung sowohl in Tschechien als auch in Deutschland beobachten können in einer Größenordnung von einem bis 1,5 Grad Celsius. Der Temperaturanstieg war im Winter etwas höher als im Sommer. Das führt zu höheren Verdunstungsraten. Gleichzeitig gab es aber auch eine Veränderung in der Niederschlagsverteilung. Und die war besonders stark im deutschen Teil des Elbe-Einzugsgebietes: Die Sommerniederschläge gingen um 50 Millimeter zurück, während die Winterniederschläge zugenommen haben. Das hilft uns aber wenig, wenn es um die Stabilisierung des Abflusses im Sommer geht - es sei denn, wir stauen die Elbe auf der ganzen Länge. Das aber ist für Deutschland unrealistisch."

Unrealistisch sind die Staustufen vor allem aus Kostengründen. Rein klimatisch betrachtet müsste also ein Schiffer klar zu Gesicht gesagt bekommen: Nun, wenn ihr das Risiko eingehen wollt, dann müsst ihr damit rechnen, dass ihr ein viertel bis ein halbes Jahr lang eigentlich nicht schiffen könnt auf diesem Fluss, so wie er jetzt ist...

Elbe
"... ja sowohl der Schiffer geht ein hohes Risiko ein als auch der Steuerzahler. Letzterer würde doch erhebliche Mittel aufwenden für einen Zustand, der sich so nicht realisieren lässt, weil man dem Vorhaben die falschen Planungsgrundlagen unterstellt hat. Und zwar die Abflussverhältnisse der 70er und 80er Jahre."

Also ist die Schiffbarkeit auf der Elbe nur ein romantischer Traum von anno dazumal. Wenn man dazu noch rein wirtschaftliche Aspekte zu Rate zieht, dann hat die Schifffahrt wohl keine Chance?

"Ja, so ist es."