Tschechien möchte Kontrollzentrum des Satelliten-Navigationssystems Galileo beherbergen

Tschechien zieht ins Feld - der Kampf um das Satelliten-Navigationssystem der EU beginnt. So und ähnlich titelten in der vergangenen Woche mehrere Tageszeitungen hierzulande vor der Tagung der EU-Verkehrsminister, die am Donnerstag in Luxemburg stattfand. Vorgesehen war, dass tschechische Vertreter den Antrag stellen würden, eines der Hauptkontrollzentren in der Tschechischen Republik zu stationieren. Dazu ist es aber nicht gekommen.

Bei den Luxemburger Verhandlungen war Tschechien durch den Vize-Verkehrsminister Ondrej Jasek vertreten und der informierte schon am Freitag im Tschechischen Rundfunk, das Thema Satelliten-Navigationssystem, bekannt unter dem Namen Galileo, sei überhaupt nicht verhandelt worden.

Das Thema zu öffnen, so Jasek, habe die finnische Verkehrsministerin, unter deren Vorsitz die Gesprächsrunde zusammenkam, beim Arbeitsessen am Mittag ausdrücklich untersagt. Somit steht der "Kampf" Tschechien noch bevor, der aber im Prinzip schon längst begonnen hat. Einer der Gründe, warum sich auch Tschechien neben anderen Ländern wie z.B. Frankreich, Großbritannien, Italien bewerben will, ist der ab 1. Januar vorgesehene EU-Ratsvorsitz Tschechiens. Der Zeitpunkt also, zu dem die Galileo-Behörde ihre Arbeit aufnehmen soll. Vize-Verkehrsminister Jasek im Tschechischen Rundfunk:

"Das ist eine Sache von hohem Prestige! Sollte es gelingen, das Kontrollzentrum in Tschechien zu haben und dies obendrein mit der tschechischen EU-Präsidentschaft terminmäßig in Einklang zu bringen, dann wäre es hervorragend."

Natürlich geht es nicht nur um das Prestige, sondern auch um wirtschaftliche Vorteile. Die Spitzentechnologie von Galileo, die auf einer Kostellation von 30 Satelliten und Bodenstationen basiert, kann die Nutzer in verschiedensten Bereichen - angefangen beim Verkehrswesen über soziale Einrichtungen bis hin zu den Bereichen Justiz und Zoll - mit Ortungsinformationen versorgen. Unter Verweis auf eines der Ziele von Galileo, die Konkurrenzfähigkeit des europäischen Wirtschaftsraumes auf Probe zu stellen und eigentlich auch nachzuweisen, unterstreicht Jasek Folgendes:

"Ich glaube, dass sich für Tschechien ein großer Raum für Investitionen erschließen würde, die anschließend einen hohen ökonomischen Effekt bringen. In Tschechien sind eigentlich schon jetzt mehrere Firmen tätig, die verschiedene Teilkomponenten für Satelliten herstellen."

Ein Galileo-Kontrollzentrum im Lande zu haben, das bedeutet aber auch, seine absolute Sicherheit vor allen möglichen Gefahren zu gewährleisten. Schließlich soll das Satelliten-Navigationssystem auch Militärzwecken dienen. Tschechien, so Jasek im Tschechischen Rundfunk, wolle auch die Sicherheitsgarantien in vollem Umfang auf sich nehmen. Jetzt muss Prag aber abwarten. Frühestens in Dezember soll das Thema wieder eröffnet werden.