Geschichte der Krönungen auf der Prager Burg

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Die 5000 Jahre alte Geschichte des Ortes, an dem der historische Sitz der böhmischen Könige steht, ist das Thema einer Dauerausstellung, die unter dem Titel "Geschichte der Prager Burg" vor zwei Jahren im alten königlichen Palast der Prager Burg eröffnet wurde. Die Dauerausstellung wird jedes Jahr durch verschiedene Sonderausstellungen und Begleitprogramme ergänzt. In dieser Saison stehen sie im Zeichen der Krönungen der böhmischen Könige. Auf die Prager Burg lädt Sie Martina Schneibergova im folgenden "Spaziergang durch Prag" ein.

Krönungskrone  (Foto: Autorin)
Das Motto aller Begleitprogramme der Ausstellung auf der Prager Burg in dieser Saison lautet: "Krönungsgeschichte". Da diese Geschichte sehr umfangreich ist, haben die Veranstalter der Ausstellung sie in drei Abschnitte gegliedert. Zunächst geht es um die Krönungen der Premysliden, der Luxemburger und der Jagiellonen. Die Schau knüpft an die erfolgreiche Ausstellung "Karl IV. - Kaiser von Gottes Gnaden" an, die im Frühjahr auf der Burg zu sehen war, sagt die Kuratorin der Dauerausstellung, Sylvie Novotna:

"Karl IV. beeinflusste die Krönungen schon damit, dass er eine Krönungsordnung zusammengestellt und herausgegeben hatte. Er hinterließ uns unter anderem die St. Wenzelskrone, die für seine Krönung hergestellt wurde. Eine Kopie der Krone ist in der Ausstellung zu sehen.. Die kompletten Krönungsinsignien werden wir erst im Rahmen der Präsentation des zweiten Teils der Krönungsgeschichte zeigen, der sich auf die Habsburgerdynastie konzentrieren wird. Der erste Teil der Krönungsgeschichte endet mit dem Jahr 1526."

Sylvie Novotna  (Foto: Autorin)
Die Geschichte der Krönungen reicht in Europa bis in die Antike zurück. Im Fränkischen Reich knüpfte Pippin, der Jüngere, aus der Karolingerdynastie, im Jahre 751 an diese Tradition an und ließ sich mit dem heiligen Öl salben. Das war bis zu dieser Zeit nur Priestern und Bischöfen vorbehalten. Mit päpstlicher Unterstützung wurde er von den fränkischen Adligen zum König der Franken ernannt. Diese Erhebung des Karolingers Pippin zum König der Franken markiert den Übergang von der Vorstellung des Geblütsrechts eines Herrschers hin zum Gottesgnadentum als Begründung für die Herrschaftsausübung. In Byzanz wurden die Herrscher zwar mit einer Krone geschmückt, sie wurden jedoch nicht gesalbt. Seit dem 9. Jahrhundert wurden die beiden Zeremonien verbunden, und es entwickelte sich eine kirchlich liturgische Zeremonie, bei der der Herrscher "von Gottes Gnaden" zum König und zum Priester wurde. Die böhmischen Herrscher erhielten den königlichen Titel vom römischen Kaiser zum ersten Mal im Jahre 1085. Von der ersten Krönung im Jahre 1085 bis zur letzten Krönungszeremonie im Jahre 1836 wurden im Veitsdom auf der Prager Burg 26 böhmische Könige und 28 Königinnen gekrönt und mit heiligem Öl gesalbt.

Milena Bravermannova  (Foto: Autorin)
Die Prager Burg und die Krönungszeremonien sind eng miteinander verbunden, sagt die Historikerin Milena Bravermannova:

"Am Anfang, als die Premysliden in Böhmen herrschten, aber noch keine Könige waren, befand sich hier auf dem Territorium der Burg ein besonderer steinerner Stuhl, auf den der gewählte Fürst gesetzt wurde. Erst danach ist er zum rechtsgültigen Herrscher Böhmens geworden. Eine Vorstufe auf dem Weg zu den Krönungszeremonien stellte das Recht dar, eine Mitra zu tragen. Diese Mitra durfte als erster der Premyslidenfürst Syptihnev II. tragen. Dasselbe Privileg wurde dann 1073 dem Fürsten Vratislav II. verliehen."

Als erster von den böhmischen Premyslidenfürsten wurde Vratislav II. 1085 von Kaiser Heinrich II. in Mainz mit dem königlichen Diadem geschmückt. Im Juni 1086 salbte der Erzbischof von Trier Egilbert Vratislav und seine Frau Svatava in der St. Veit-Basilika in Prag mit dem heiligen Öl. Anlässlich der Krönung entstand der so genannte "Kodex von Vysehrad", der unter anderem die Texte für den Krönungsritus enthält.

Laut Milena Bravermannova ist das Thema "Krönungen" sehr umfangreich. Sie bemühte sich mit ihren Mitarbeitern, das Interessanteste, das sich auf den Krönungsritus bezieht, in dem verhältnismäßig kleinen Raum zu präsentieren.

"Die ersten Informationen über die Wahlen der böhmischen Fürsten findet man in den Legenden. Exponate, die die Krönungszeremonien unmittelbar betreffen, sind sehr selten. Wir stellen hier eine Kopie der St. Wenzelskrone aus. Außerdem kann man hier die Krönungsmünzen besichtigen, auf denen der soeben gekrönte Herrscher abgebildet wurde. Das wichtigste Exponat ist bestimmt das Krönungsschwert. Mit ihm ist eine neue Theorie über seinen Ursprung verbunden."

Die Meinungen über das Alter der prächtigen Waffe waren während der Zeit nicht eindeutig. Ursprünglich wurde das Schwert für eine Waffe gehalten, die dem Hl. Wenzel gehörte. Es zeigte sich jedoch, dass das Schwert jünger ist. Die Forscher meinten, dass es sogar aus der Zeit Karl IV. stamme. Milena Bravermannova hat mit ihren Mitarbeitern etwas anderes bewiesen:

"Nachdem wir die schriftlichen Informationsquellen gedeutet und die Form des Schwerts mit anderen Waffen dieser Art verglichen hatten, sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass bereits Wenzel II. das Schwert für seine Krönung anfertigen ließ. Mit diesem Schwert konnte er am nächsten Tag bei der Gründung des Klosters in Zbraslav / Königsaal die Adeligen zu Rittern schlagen. Das Schwert wurde nach dem heiligen Wenzel benannt, weil darin einst eine Reliquie des böhmischen Landespatrons aufbewahrt wurde. Diese ist später aber verloren gegangen."

Die Führung durch die Ausstellung über die Geschichte der Krönungen werden wir in der nächsten Ausgabe des Spaziergangs durch Prag fortsetzen. Die Ausstellung, die Bestandteil der Dauerschau über die Geschichte der Prager Burg ist, kann man im Turm Wenzels IV. in der gotischen Etage des Alten königlichen Palastes auf der Prager Burg täglich von 9 bis 17 Uhr besuchen.