EU- Reformprogramm im Weinsektor stößt auf Unwillen tschechischer Winzer

Hiobsbotschaften, so sieht es zumindest die Winzerunion Tschechiens, gab es vor kurzem aus Brüssel zu hören: Im Rahmen eines EU-Programms sollen die Weinanbauflächen unionsweit drastisch reduziert werden. Das mit dem Ziel, die angebliche Überproduktion von Wein zu bremsen. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

Der 1. Mai 2004, an dem Tschechien EU-Mitglied wurde, galt für die einheimischen Winzer als Stichtag, bis zu dem sie ihre Anbauflächen so weit wie möglich ausdehnen konnten. Insgesamt 18.750 Hektar sind es geworden. Doch die Zufriedenheit über das Erreichte weicht nun der Angst vor dem Reformkonzept der EU, das nun eine Verringerung der Flächen vorsieht. Dennoch begrüßt es Jiri Sedlo, Vorsitzender der Böhmisch-Mährischen Winzerunion:

"Die Reform unterstützen wir auf jeden Fall. Die ist einfach bitternötig. Die Weinproduktion der EU ist jedes Jahr 25fach höher als die Tschechiens."

Die tschechische Weinproduktion beläuft sich auf 600.000 Hektoliter pro Jahr und deckt damit etwa 45 Prozent der Nachfrage im Inland. Ihr Anteil an der gesamten EU-Produktion beträgt rund 0,3 Prozent. Daher hält Jiri Sedlo nichts davon, dass man die Anbauflächen künftig schrumpft, zumindest hierzulande, und die Winzer sogar noch mit Prämien dafür begeistern will:

" Es ist die pure Geldvergeudung! 40 Prozent des EU-Budgets für den Agrarbereich steckt Brüssel in den Weinsektor, die dann in der sinnlosen Rodung versickern würden. Zunächst würde ein Weinberg für das Geld aus der EU stillgelegt. Dann aber kann der Winzer seinen Boden wieder vorbereiten, um nach 2013 mit der vorgesehenen Weinmarktliberalisierung wiederum einen neuen Weinberg anzulegen. Das Geld könnte man besser nutzen!"

Die kostspieligen Zuschüsse zum Destillieren des nicht verkaufbaren Weins oder dessen Umwandlung zu Biokraftstoff sieht der Chef der Winzerunion genauso kritisch wie EU-Landwirtschaftskomissarin Fischer-Boel. Er plädiert jedoch für einen anderen Ausweg aus der unerfreulichen Situation. Schließlich, so Sedlo, produziere Tschechien nur sehr wenig des umstrittenen Tafelweins. Er setzt auf mehr Werbung für guten Wein, die mit Geld aus Brüssel innerhalb sowie außerhalb der EU finanziert werden solle. So könne sich der aufgeklärte Weinkonsument in den verschiedenen Sorten des Qualitätsweins auskennen. Der böhmisch-mährische Winzerchef hält den Wein auch für gesundheitsfördern. Das wisse ein Grossteil der Bevölkerung noch nicht. Er verweist darauf, dass der tschechische Pro-Kopf-Konsum mit 17 Litern pro Jahr nur etwa der Hälfte des EU-Durchschnitts entspricht. Jiri Sedlo fasst seine Hoffnung zusammen:

"Wird man nur Wein von höherer Qualität produzieren, der seine Konsumenten auch tatsächlich findet, kann man die Kosten für die Weiterverarbeitung des schlechten Weins einsparen."

Mehr zu diesem Thema können Sie bei uns am Samstag hören, in der neuen Ausgabe der Sendereihe "Panorama.cz".