"Am Altstädter Uhrturm siegt das Gute" - die Gewinner des Hörerwettbewerbs 2006

Im Hörerforum verrät Ihnen Thomas Kirschner heute die richtigen Lösungen und die Gewinner des Radio-Prag-Hörerwettbewerbs.

Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, willkommen zu Ihrer Sendung bei Radio Prag, willkommen zum Hörerforum! Diese erste Ausgabe des Hörerforums im Ferienmonat Juli ist all denen von Ihnen gewidmet, die beim Radio-Prag-Hörerwettbewerb mitgemacht und mitgeraten haben und die nun vielleicht schon mit Ungeduld auf die Auflösung warten. Sie erinnern sich - in diesem Jahr war die Aufgabe, drei Töne aus unserem Klangarchiv zu bestimmen! Haben Sie gleich erkannt, was sich hinter den mysteriösen Aufnahmen verbirgt? Hier nochmals die Rätseltöne und gleich dazu die Auflösungen!

Unser erster Rästelklang ist, ganz klar, die Prager Metro, Sie hören einen Zug und aus der Lautsprecherdurchsage den Satz, den jeder Tourist in Prag als erstes lernt: "Ukoncete prosim vystup a nastup, dvere se zaviraji. - Beenden Sie bitte Aus- und Einstieg, die Türen schließen sich."

Mit dem zweiten Klang haben wir Ihnen schon eine härtere Nuss aufgegeben:

Ganz klar: eine historische Aufnahme, und viele von Ihnen haben auch ganz richtig geschlossen: Hier handelt es sich um den berühmten Hilferuf des Prager Rundfunks "volame vsechny cechy / wir rufen alle Tschechen". Ausgestrahlt wurde der Ruf während des Prager Aufstandes gegen die deutschen Besatzungstruppen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Noch historischer, wenn man so will, ist der dritte Klang, den es zu erraten galt:

In der Tat, es handelt sich um die berühmte Prager Aposteluhr auf dem Altstädter Ring. Der Tod, der die Glocke läutet und der Hahnenschrei beenden jeden Tag um 12 Uhr das Glockenspiel und den Umzug der Apostel - und das über die Wirren der Zeit hinweg bereits seit dem 15. Jahrhundert.

Einfach haben wir es Ihnen diesmal wirklich nicht gemacht! Haben Sie trotzdem alles richtig erkannt oder geraten? Dann einen herzlichen Glückwunsch von allen Mitarbeitern von Radio Prag - und genauso ein Dankeschön an alle Teilnehmer, das in diesen Tagen übrigens auch nochmals schriftlich bei Ihnen allen eingehen sollte. Aber natürlich bleibt es nicht beim Dankeschön, sondern die jeweils zehn schönsten und interessantesten Einsendungen an jeder der sechs Sprachredaktionen von Radio Prag werden auch mit einem Preis belohnt.

Für die deutsche Redaktion gehen die Preise an Joé Leyder aus Bettendref in Luxemburg, an Stephen Conlin, der uns aus Bristol in Großbritannien geschrieben hat, und außerdem an Helmut Matt aus Herbolzheim, Walter Rippel aus Ingolstadt, an Anne Faust in Kaiserslautern, Fritz Andorf in Meckenheim, Hermann Heyne Pietschmann in Erfurt, an Kurt Zuber aus Bitterfeld, Matthias Sperling aus Meißen und an Volker Willschrey aus Dillingen an der Saar.

Und weil die Entscheidung ganz knapp war, haben wir noch zwei Extra-Preise hinzugefügt: einer geht an Andreas Mücklich nach Berlin, einer an Werner Hoffmann nach Güstrow. Herr Hoffmann hat zwar nicht alle Töne ganz richtig erkannt hat, aber eine besonders schöne Antwort geschrieben, die wir nicht ohne Belohnung lassen wollen!

Den Hauptpreis aber, den kann nur ein einziger Teilnehmer gewinnen. Es geht um einen einwöchigen Aufenthalt in stilvoller, familiärer Atmosphäre im Zentrum Prags, gewidmet vom Hotel Falkensteiner Maria Prag. Um die bequeme An- und Abreise kümmert sich die Agentur Student Agency. Für die Jury war es keine leichte Aufgabe, unter hunderten von Einsendungen in allen sechs Sendesprachen die Beste herauszufinden, aber die Wahl ist schließlich einstimmig gefallen: Sieger des Radio-Prag-Hörerwettbewerbs 2006 ist unser Hörer Dmitrij Balykin aus Russland! Ihm und allen Gewinnern sagt Radio Prag: Herzlichen Glückwunsch!

Zum Radio und zur Welt der Klänge, aus der ja der Hörerwettbewerb diesmal entnommen war, hat unser diesjähriger Sieger Dmitrij Balykin übrigens eine ganz besondere Beziehung. Er ist nämlich blind, und die Wahrnehmung von Prag als klingender Stadt spiegelt sich auch in seiner Wettbewerbsantwort. Hier ein Auszug:

"In der Prager U-Bahn ist mir aufgefallen, dass auf jeder der drei Linien die Stationsansagen von einem anderen Menschen gelesen werden; jede Linie hat ihre Stimme. Auf zwei Linien sind es Frauen, auf der dritten spricht ein Mann zu den Fahrgästen. Es hat mir gefallen, dass die Prager U-Bahn auch für Behinderte ausgestattet ist. Es gibt Aufzüge, und die Bedienelemente sind auch in Brailleschrift gekennzeichnet. Das ist übrigens nicht nur in der U-Bahn so. Auch die Fußgängerampeln haben ein Tonsignal für Blinde."

Und zu dem dritten Tonrätsel, der Aposteluhr, schreibt Herr Balykin:

"Zu jeder Stunde erwachen in uns unsere Laster. Und genau diese Laster werden von den Figuren des Orloj, der Astronomischen Uhr, dargestellt. In einem bestimmten Moment aber siegen Ehre und Güte in jedem von uns. Im unteren Teil der Astronomischen Uhr befinden sich unbewegliche Figuren, die unsere guten Eigenschaften repräsentieren. Wenn die Sterne am Himmel in magischer Konstellation stehen, dann verlieren Sünde und Laster ihre Kraft, und am Altstädter Uhrturm siegt das Gute."

Soweit der Beitrag von unserem Wettbewerbs-Sieger 2006 Dmitrij Balykin aus Russland. Aber natürlich will ich Ihnen auch die Beiträge nicht vorenthalten, die wir in der deutschsprachigen Redaktion erhalten haben. Zu dem ersten Tonrätsel, der Prager Metro, schreibt etwa Stephen Conlin:

"In der Prager U-Bahn sagt man: Beenden Sie bitte Ausstieg und Einstieg - die Türen schließen! Während meines ersten Besuchs in Prag vor 21 Jahren fand ich diesen Satz so geheimnisvoll, dass ich später versuchte, Tschechisch zu lernen. Tür - dvere - hatte natürlich dieses wunderbare r-sch mit dem Häkchen, und später entdeckte ich, dass eine Tür im Tschechischen pluralisch ist. Vielleicht weil sie zwei Seiten hat?"

Der zweite Klangausschnitt hat vielen Einsendern die größten Probleme bereitet - Ihre Vorschläge reichten vom deutschen Einmarsch 1938 bzw. 1939 bis hin zur Samtenen Revolution vom November 1989. Fritz Andorf geht die Sache gründlich an und schreibt:

"Diese Frage war für mich die schwierigste. Radio Prag hat nämlich bei drei einschneidenden Ereignissen in der Geschichte des Landes eine wichtige Rolle gespielt, und zwar am 15. März 1939 bei der Besetzung durch Nazi-Deutschland, am 5. Mai 1945 beim Prager Aufstand und am 21. August 1968 bei der Niederschlagung des Prager Frühlings. In der Aufnahme ist offensichtlich ein Hilferuf über den Rundfunk zu hören, und zwar auch in englischer Sprache, der an die Amerikaner und Engländer appelliert, zu helfen - es gebe zu viele Deutsche. Nach allem tippe ich auf den von tschechischen Widerstandsgruppen organisierten Prager Aufstand vom 5. Mai 1945."

Und Herr Andorf hat richtig getippt, genauso wie Joé Leyder bei dem dritten Klangrästel, der Aposteluhr. Er erinnert sich:

"Auch ich stand zur vollen Stunde auf Zehenspitzen in die Höhe gereckt, wie der Stundenzeiger vor der astronomischen Uhr am Alten Rathaus und sah den Umzug der Apostelfiguren. Sie haben die Wirren des Krieges überdauert und sind so auch ein Emblem der goldenen Stadt. Unter Kurzwellenhörern ist das größte Emblem der Stadt (und des Landes) aber ohne Zweifel der Auslandsdienst des tschechischen Rundfunks, denn ohne ihn hätte man nur Bilder, der Klang, der Ton, die Musik würde einem verlustig gehen. Möge Radio Prag noch lange seine Signale in die weite Welt hinausstrahlen!"

Und Hermann Heyne-Pietschmann lässt abschließend seinen lyrischen Pegasus in die Zügel schießen und fasst die richtige Antwort nochmals in Versen zusammen:

"Zu 1: Die Antwort lautet auf die Schnelle: / Eine Metro an der Haltestelle. Zu 2: An einem radiohistorischen Orte / gab es Hilfe suchende Worte. Zu 3: Am Altstädter Rathaus von der Astronomischen Uhr / hört man diese Klänge pur."