Tschechen bei der WM: Cracks holen Silber - Kicker Jarolim: Können jeden Großen schlagen!

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Eishockey und Fußball, die beiden populärsten Sportarten in Tschechien, gaben sich in den letzten Tagen quasi die Klinke in die Hand. Denn während die Cracks ihren letzten Saisonhöhepunkt erfolgreich hinter sich brachten, steht der für die Kicker unmittelbar vor der Tür. Was aber haben die tschechischen Spieler selbst zu ihren Ergebnissen bzw. Erwartungen zu sagen?

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Trainer Alois Hadamczik,  links  (Foto: CTK)
Es ist eine Binsenwahrheit, aber Sieg und Niederlage liegen gerade im Sport bekanntlich dicht beieinander. Deshalb ist es auch nichts Ungewöhnliches, wenn ein Sportler innerhalb kürzester Zeit vom Top zum Flop absteigt. Aber das funktioniert natürlich auch umgekehrt. Ein aktuelles Beispiel gefällig? Die tschechischen Eishockeyspieler! Vor der am Sonntag im lettischen Riga zu Ende gegangenen 70. Weltmeisterschaft hatte ihnen im Ausland, aber selbst zu Hause so gut wie niemand eine Medaillenchance eingeräumt. Zu schlecht waren die Leistungen, die sie in den vorangegangenen Länderspielen dieser Saison gezeigt hatten. Neben einigen wenigen Berufsoptimisten war da natürlich auch Nationaltrainer Alois Hadamczik ganz anderer Meinung, auch wenn er bei der Verkündung seines Aufgebots vor dem Beginn der WM gestand:

"Ich bin selbstverständlich nicht zufrieden mit den Ergebnissen, die wir bisher erzielt haben. Das Auftreten einiger Spieler beim letzten Turnier der Euro Hockey Tour hat mir aber gezeigt, dass diese Cracks durchaus in der Lage sind, Tschechien bei der WM würdig zu vertreten. Ich denke da an solche Extraliga-Spieler wie Irgl, Hubacek und Rolinek. Im Zusammenwirken mit erfahrenen Akteuren wie Vyborny, Kaberle, Bulis und Erat sollten sie ein gutes Team ergeben. Ja, ich denke, dass das Team entsprechend unserer Möglichkeiten gut zusammengestellt ist und konkurrenzfähig sein wird."

Torwart Milan Hnilicka  (Foto: CTK)
Und ob es das war! Nach einem etwas holprigen Beginn, bei dem die Puckjäger um Kapitän David Vyborny zunächst einen Punkt abgaben gegen die gastgebenden Letten, die von ihren Zuschauern frenetisch angefeuert wurden, steigerten sie sich danach von Spiel zu Spiel. Das brachte sie über Platz zwei in der Gruppe A und Rang vier in der Zwischenrundengruppe E zunächst bis ins Viertelfinale, in dem sie auf die favorisierten Russen trafen. Nach einem begeisternden Spiel konnten sie diese mit 4:3 nach Verlängerung niederringen. Und auch im Halbfinale zeigten die Schützlinge von Trainer Hadamczik Moral, in dem sie einen erneuten 0:1-Rückstand noch in einen 3:1-Sieg umwandelten. Die Fachwelt staunte und der Laie wunderte sich. Aber Torwart Milan Hnilicka wusste diese Erfolge durchaus logisch zu begründen:

"Wir spielen Eishockey so, wie es erforderlich ist. Wir bemühen uns, konstruktiv aus der Deckung heraus zu spielen. Und auch wenn unsere Gegner jetzt häufiger aufs Tor schießen als wir, die Jungs kämpfen vorbildlich. Mit unserer guten Abwehrarbeit gewinnen wir die Spiele, weil wir unsere wenigen Überzahlsituationen besser nutzen als die Kontrahenten. Wir haben dabei auch etwas Glück, und das soll so bleiben: toi, toi, toi."

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Im Finale allerdings hatte die junge tschechische Mannschaft den überlegenen Schweden nicht mehr viel Gleichwertiges entgegenzusetzen. Die vorangegangenen Partien hatten viel Substanz gekostet, und die robusten wie cleveren "Tre Kronors" ließen die Vyborny & Co. nicht mehr so recht zur Entfaltung kommen. Nach dem deutlichen 0:4 standen am Ende der Wegstrecke eine verdiente Silbermedaille und mehrere Erkenntnisse, die Topverteidiger Tomas Kaberle so zusammenfasste.

"Ich denke, das Turnier hier war eine ausgezeichnete Erfahrung für alle. Ganz sicher ist es ärgerlich, so zu verlieren, vor allem, wenn man so weit gekommen ist. Aber jede Erfahrung ist gut, insbesondere für die vielen jungen Spieler. Sie haben ihre erste WM gespielt und dürften nun für die kommenden Jahre bestens motiviert sein. Das Viertel- und das Halbfinale haben wir gewonnen, was - so denke ich - nicht sehr viele Leute erwartet haben. Daher sind wir alle in der Kabine auch mit den zweiten Platz zufrieden."

Die SPORT- Reportage

WM-Vorbereitung der tschechischen Nationalspieler  (Foto: CTK)
Mit der Eishockey-Weltmeisterschaft in Riga haben auch die letzten Wintersportler in Europa ihre Saison 2005/2006 beendet. Doch dieses Turnier ist kaum vorbei, da steht auch schon das sportliche Topevent des Jahres vor der Tür: die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Spätestens seit dem 15. Mai, als alle 32 Endrundenteilnehmer ihren Kader bekannt geben mussten, beginnt die Fieberkurve zu steigen. Und auch die tschechischen Kicker freuen sich, dass der Countdown nun endlich losgeht, verriet uns Nationalspieler Karel Poborsky:

"Wir alle freuen uns schon rundweg auf die WM. Die Atmosphäre beginnt zu steigen, das Medien-Interesse nimmt zu, ja alles nimmt langsam seine Konturen an. Und das ist angenehm."

Im tschechischen WM-Aufgebot, das Auswahlcoach Karel Brückner nominierte, befinden sich auch mehrere Spieler, die wegen einer komplizierten Verletzung lange Zeit pausieren mussten und erst jetzt - kurz vor dem Saisonhöhepunkt - beginnen, wieder Tritt zu fassen. Zu ihnen gehört der Stürmerhüne Jan Koller, der fünf Jahre lang bei Borussia Dortmund unter Vertrag stand und zum Bundesliga-Kehraus seine erste Begegnung über die volle Zeit seit sieben Monaten bestritt. Und wie er sie bestritt! Gegen den frischgebackenen Meister Bayern München erzielte er beim 3:3 gleich wieder zwei Tore, was ihn auch für die Weltmeisterschaft sehr zuversichtlich stimmt:

Karel Poborsky  (Foto: CTK)
"Natürlich ist das Spiel gegen Bayern für mich sehr wichtig gewesen. Ich habe zwei Tore geschossen, und das ist sehr gut und positiv für mein Selbstvertrauen vor der Weltmeisterschaft."

Aber nicht nur Jan Koller ist zufrieden, wieder spielen und im Nationalteam dabei sein zu können. Auch David Jarolim, dem für den Hamburger SV kickenden Mittelfeldmann, sah man an, wie froh er ist, im tschechischen Kader für die Fußball-WM zu stehen Aber nicht nur das hat er uns in dem folgenden Gespräch bestätigt:

"Die Freude war sehr groß. Ich war mir vor allem nicht sicher, dass ich dabei bin, und von daher bin ich sehr glücklich. Ich freue mich schon auf die WM."

David, Sie haben erst ein Länderspiel bestritten. Wie sind Sie eigentlich als Neuer im Nationalteam aufgenommen worden?

"Ich fühle mich sehr gut, zumal ich mit vielen Spielern schon damals in der U 21 zusammengespielt habe. Ich kenne die Mitspieler, die in Deutschland spielen, sehr gut, und ich kann sagen: Ich wurde sehr herzlich aufgenommen."

Jan Koller  (Foto: CTK)
Wie sieht es zurzeit in Deutschland aus? Was haben Sie für Eindrücke aus Hamburg hierher nach Tschechien mitgebracht?

"Die Euphorie in Deutschland ist schon sehr groß. Auch ich freue mich schon auf die tollen WM-Stadien, die wohl die zurzeit modernsten in der Europa sind. Es wurde wirklich alles dafür getan, dass sich die Gäste in Deutschland wohl fühlen werden. Es kann sich also jeder schon wirklich auf die WM freuen."

Als einer der etwas jüngeren Spieler sind Sie quasi erst jetzt zum Kreis der Nationalmannschaft hinzu gestoßen. Was bedeutet es für Sie, mit solchen Spielern wie Pavel Nedved und Karel Poborsky noch zusammen zu spielen, heißt es doch, dass beide nach der WM ihre Auswahlkarriere vermutlich beenden werden?

"Ja, es macht auf jeden Fall Spaß, an der Seite solcher Persönlichkeiten zu trainieren und zu spielen. Man kann viel von ihnen lernen, und ich bin sehr stolz, mit ihnen in einem Team zu sein."

Was habt ihr euch denn für die WM vorgenommen?

"Das Wichtigste für uns ist, dass wir in unserer Gruppe zu den zwei Besten gehören und damit weiterkommen. Die Mannschaften in unserer Gruppe allerdings sind stark, man kann und darf wirklich keinen dieser Gegner unterschätzen. Aber wir wollen weiterkommen, und wenn möglich als Gruppen-Erster, um im Achtelfinale nicht unbedingt auf Brasilien zu treffen."

Also Brasilien als möglicher Gegner im Achtelfinale ist immer im Hinterkopf?

"Ja gut, erst einmal müssen wir uns mit uns beschäftigen und das Weiterkommen schaffen. Wenn es am Ende der zweite Platz in der Gruppe sein sollte, dann werden wir weitersehen, Ich glaube, die Mannschaft ist in der Lage, die ganz großen Mannschaften zu schlagen. Also man wird sehen."

In der Tat: "Schaun ma´ mal", was die tschechischen Fußballer bei der Weltmeisterschaft zustande bringen werden. Heute in zwei Wochen jedenfalls werden wir Sie in unserem nächsten Sportreport über den Stand der Vorbereitungen der tschechischen Auswahl kurz vor dem WM-Beginn informieren.

Autor: Lothar Martin
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