Tiger in Europa: Tschechien verzeichnet 2005 überraschend hohes Wirtschaftswachstum

Tschechien konnte im vergangenen Jahr ein überraschend gutes Wirtschaftswachstum von sechs Prozent verzeichnen und lag damit deutlich über dem EU-Durchschnitt von 1,6 Prozent.

Das Wort vom mitteleuropäischen Tiger macht in Tschechien die Runde. Mit einer so positiven Wirtschaftsbilanz für das Vorjahr hatten nicht einmal die größten Optimisten unter den Ökonomen gerechnet. Jiri Havel, tschechischer Vizepremier für Wirtschaftsfragen, analysiert die Gründe für das unerwartet gute Ergebnis:

"Das ist dadurch bedingt, dass die Tschechen arbeiten können und viel produzieren. Im Einzelnen haben vor allem der Export und die Investitionen zu dem hohen Wachstum beigetragen, in keinem Fall aber ein erhöhter öffentlicher Verbrauch."

ODS-Chef Mirek Topolanek
Insbesondere in der verarbeitenden Industrie und hier vor allem in der Automobilbranche gab es klare Zuwachsraten. Rückläufige Zahlen meldeten hingegen der Gastronomie- und Hotelsektor. Für den tschechischen Finanzminister Bohuslav Sobotka ist die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts eine klare Bestätigung für die Politik der sozialliberalen Koalitionsregierung und insbesondere deren Investitionsförderung. Die konservative Opposition hingegen reagierte verhalten auf die ausgebrochene Euphorie. ODS-Chef Mirek Topolanek:

"Man muss auch schauen, was hinter diesen Zahlen steht und sich fragen, wem dieses Wachstum genutzt hat und wohin die Gelder geflossen sind. Lassen Sie uns einzelne tschechische Bürger fragen, ob sie die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts am eigenen Leib gespürt haben."

Eine rhetorische Frage, denn an anderer Stelle warnte die ODS davor, sich von den positiven Zahlen täuschen zu lassen. Sie könnten nämlich nicht davon ablenken, dass die Arbeitslosenquote in Tschechien nur langsam sinke, die Löhne nur mäßig anstiegen und Tschechien hoch verschuldet sei.