Tschechien und Österreich - Partner mit Perspektive

Heinz Fischer (links) und Jiri Paroubek (Foto: Autor)

Die anstehenden Verhandlungen um den EU-Haushalt waren das Hauptthema bei dem Kurzbesuch von Premierminister Jiri Paroubek am Mittwoch in Wien - wir haben darüber berichtet. In den Gesprächen mit Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ging es daneben aber auch um langfristige Perspektiven in der tschechisch-österreichischen Zusammenarbeit. Thomas Kirschner fasst die Ergebnisse zusammen.

Heinz Fischer  (links) und Jiri Paroubek  (Foto: Autor)
Verstärkte Kooperation zwischen den beiden kleineren EU-Staaten Tschechien und Österreich könnte es zunächst vor allem im Bereich der Wirtschaft und Wirtschaftsförderung geben, so Regierungschef Paroubek nach seinem Treffen mit Bundeskanzler Schüssel.

"Es gibt Erwägungen über ein gemeinsames Auftreten auf dem Balkan. Interesse an der Region besteht derzeit vor allem bei tschechischen und österreichschen Unternehmen, und die tschechische wie österreichische Politik kann und soll hier natürlich Unterstützung bieten. Ich kann mir daher vorstellen, dass wir in einigen Ländern gemeinsame Wirtschaftsvertretungen einrichten."

Jiri Paroubek  (Foto: Autor)
Die Zusammenarbeit soll aber nicht auf den Balkan beschränkt bleiben, so Paroubek: In dem Maße, in dem sich Tschechien an den österreichischen Entwicklungsstand annähere, könnten beide Länder auch weltweit immer stärker als Partner auftreten, sagte der tschechische Premier. Dabei spielen auch die Einsparungsmöglichkeiten eine Rolle, so etwa bei Überlegungen über die Einrichtung gemeinsamer diplomatischer Vertretungen in einzelnen Staaten. Premierminister Paroubek schloss dabei nicht aus, dass es in Einzelfällen in Zukunft auch gemeinsame Botschafter der beiden Länder geben könnte - das war zuletzt vor 1918 der Fall, als Prag und Wien noch in der Donaumonarchie vereint waren.

Während es sich dabei noch um frei schwebende Überlegungen handelt, steht bereits in wenigen Tagen zum Jahreswechsel die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Österreich an. Auch für die Durchsetzung europäischer Initiativen hat Paroubek seinem österreichischen Amtskollegen Unterstützung angeboten - nicht ganz uneigennützig, wie der tschechische Premier gegenüber Radio Prag bestätigte.

"Österreich ist ein Land, das uns sehr nahe steht, und natürlich haben wir Interesse daran schon etwas für die kommende tschechische Ratspräsidentschaft zu lernen."