Atommüll-Zwischenlager in Temelin? Umweltministerium gibt grünes Licht
Seit Dienstag kann man auf der Internetseite des Tschechischen Umweltministeriums ein Dokument finden, das noch für einige Aufregung sorgen dürfte: Unter der Aktenzahl MZP041, zwischen Umweltverträglichkeitsprüfungen für die Errichtung kleinerer Fabriken oder Tankstellen, findet sich auch jene für die Errichtung eines Atommüll-Zwischenlagers auf dem Gelände des südböhmischen Kernkraftwerks Temelin. Noch ist damit nichts entschieden. Aber dass das Gutachten positiv ausfiel, ist für Umweltaktivisten ein unerwarteter Rückschlag. Gerald Schubert berichtet.
Dana Kuchtova von der Öko-Initiative "Südböhmische Mütter" ist enttäuscht: Umweltminister Libor Ambrozek hätte versprochen, die Meinung der Bevölkerung von Temelin in seiner Stellungnahme zu berücksichtigen. Genau das sei aber nur in sehr bescheidenem Maße passiert. Ein Referendum über die Errichtung des Atommüll-Zwischenlagers wurde von der Gemeindevertretung Temelin und später auch vom Gericht in Ceske Budejovice / Budweis abgelehnt, der Entschluss des Umweltministeriums sei mehr oder weniger über die Köpfe der Menschen hinweg gefasst worden:
"Es ist wirklich eine unangenehme Überraschung, wie positiv sich das Umweltministerium zu dieser Absicht stellt", sagt Kuchtova, die auch stellvertretende Vorsitzende der tschechischen Grünen ist.
In technischer Hinsicht sei die nach wie vor unklare Beschaffenheit der Lagercontainer das größte Problem:
"Unserer Meinung nach haben wir es hier mit einer virtuellen Realität zu tun", so Kuchtova. Die Umweltverträglichkeitsprüfung, kurz UVP genannt, sei nämlich auf Basis unzureichender Informationen über die Container erstellt worden. Genau die wären aber besonders wichtig, sagt sie:
"Das Zwischenlager selbst ist eine Halle, für die man keinen UVP-Prozess führen muss. Das wichtigste sind die Container! Unserer Meinung nach wäre es wichtig, dass man genau weiß, welche Containertypen verwendet werden. Erst dann könnte man eine UVP abwickeln und ordentlich beurteilen, welche Auswirkungen diese Container auf die Umwelt haben können."
Eine Sprecherin des Umweltministeriums sagte, dass das positive Gutachten an verschiedene Bedingungen geknüpft worden sei. Auch die Europäische Kommission, das Staatliche Amt für atomare Sicherheit und die zuständige Baubehörde müssen noch ihre Stellungnahmen abgegeben. Geht es nach den Betreibern, dann sollte die Anlage aber 2014 den Betrieb aufnehmen. 60 Jahre lang soll dort dann radioaktiver Abfall gelagert werden.
Dass dies nicht nur in Tschechien selbst, sondern vor allem auch im benachbarten Österreich für Unmut sorgen würde, ist so gut wie sicher. Die "nationale Karte" aber sollte im Zusammenhang mit Umweltrisiken nicht gezückt werden, sagt Dana Kuchtova und setzt auf die Kommunikation mit den ausländischen Partnern:
"Das ist mir sehr wichtig. Wir arbeiten gut mit Leuten aus Österreich zusammen - aus Nichtregierungsorganisationen oder aus der Grünen Partei - und selbstverständlich auch mit Leuten aus Deutschland, besonders aus Bayern. Das Problem Temelin oder überhaupt das Problem der Atomkraft in Tschechien darf nie dazu führen, dass die Nationen einander gegenüberstehen. Es ist ein gemeinsames Problem, und wir müssen es auch gemeinsam lösen."