Der Tod dankt ab - in Prag und Berlin

Der jüdische Musiker, Komponist und Kritiker Viktor Ullmann wurde am 18. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Zuvor war er zwei Jahre lang im KZ Theresienstadt inhaftiert. Dort komponierte er eines seiner wichtigsten Werke, die Oper "Der Kaiser von Atlantis - Der Tod dankt ab". Mit dem Stück beschäftigten sich nun junge Künstler aus Berlin. Das Resultat ihrer Arbeit wurde nicht nur in der deutschen Hauptstadt, sondern am Dienstagabend auch in Prag gezeigt. Bernd Janning hat sich die Prager Aufführung der Oper für Sie angeschaut.

"Es geht um einen Diktator und Imperator, der den Krieg aller gegen alle auslöst und damit die großen Gesetze der Welt in Unordnung bringt. Wir haben in diesem Stück auch zwei mythologisch überhöhte Figuren: Den Tod, der für den ewigen Kreislaufs des Werdens und Vergehens steht, und den Harlekin, der als Symbol für das Leben steht. Um dem Handeln des Kaisers Einhalt zu gebieten, hat sich der Tod dazu entschlossen, sein Amt niederzulegen. So erzeugt er eine totale Unordnung auf der Welt. Aber glücklicherweise entsteht dann aus diesem Chaos eine neue Ordnung und somit eine neue Chance für die Menschheit."

So die Regisseurin Cornelia Heger über Inhalt und Handlung der Oper. Sie inszenierte, unter der musikalischen Leitung von Christian Fröhlich, das 1943/44 komponierte Werk Viktor Ullmanns. Im November wurde die Inszenierung in Berlin gezeigt. Doch die Produktion sollte nicht nur dem Berliner Publikum vorbehalten, sondern auch in der Partnerstadt Prag zu sehen sein. Warum das Stück in Prag nicht in einem der großen Opernhäuser, sondern im alternativen Kulturzentrum "Roxy" gezeigt wurde, verrät Cornelia Heger:

"Es war uns wichtig, dieses Stück von Ullman in Berlin und in Prag aufzuführen, denn diese beiden Städte waren bedeutende Stationen seines Lebens. Daher haben wir uns Kooperationspartner in Prag gesucht. Es hat auch einen inhaltlichen Grund, dass wir mit dem Roxy einen relativ freien, alternativen Ort der Kulturszene gewählt und uns nicht in einem etablierten Staatstheater präsentiert haben. So konnten wir auch deutlich besser ein jüngeres Publikum ansprechen und damit zeigen, dass die Inhalte der Oper auch für junge Leute wesentlich und präsent sind."

Am Dienstagabend war der große Saal im Kulturzentrum "Roxy" bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch der deutsche Botschafter in Tschechien, Helmut Elfenkämper, war bei der Aufführung zugegen:

"Also, mir hat es sehr gut gefallen. Es ist ein Stoff, durch den uns der Erzähler sehr gut geführt hat. Man kann nachvollziehen, wie der Ort an dem das Stück entstanden ist, Ullmann inspiriert hat. Die Darstellung hat mich überzeugt: Ich fand nicht zuletzt die Leistung der jungen Sängerinnen und Sänger sehr gut. Außerdem ist der Rahmen für die Aufführung passend gewählt worden. Das alles zusammen ist durchaus ein Symbol für die Kulturbrücke, die zwischen Prag und Berlin entstanden ist."

Anmerkung: Hörbeispiele in der Audioversion dieses Berichts.

Autor: Bernd Janning
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