Vollversammlung prominenter Ex-Politiker: Klub von Madrid tagt in Prag

Außenminister Cyril Svoboda (links), Expräsident Vaclav Havel, ehemaliger Premierminister Kanadas und heutige Generalsekretärin Kim Campbell (Foto: Autor)
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Nirgendwo auf der Welt halten sich in diesen Tagen wohl so viele ehemalige Staats- und Regierungschefs auf, wie in Prag. Grund: Der "Klub von Madrid" tagt in der tschechischen Hauptstadt. Am Donnerstagabend wurde die Konferenz feierlich eröffnet, Gerald Schubert war dabei:

Außenminister Cyril Svoboda  (links),  Expräsident Vaclav Havel,  ehemalige Premierministerin Kanadas Kim Campbell  (Foto: Autor)
57 Mitglieder hat der "Klub von Madrid" - allesamt ehemalige Staats- und Regierungschefs sowie einflussreiche Intellektuelle und Vertreter von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Gegründet wurde der Klub vor drei Jahren, jedes Jahr gibt es eine Generalversammlung. Und die geht nun erstmals nicht in Madrid über die Bühne, sondern in Prag. Ihr Motto lautet: "Die Demokratie in der postkommunistischen Welt: Eine unvollendete Entwicklung." Organisiert wurde die Vollversammlung vom tschechischen Außenministerium und von Expräsident Vaclav Havel, der neuerdings selbst Mitglied in dem erlauchten Gremium wurde.

Die demokratische Wende in der ehemaligen Tschechoslowakei liegt mittlerweile 16 Jahre zurück. Seither beobachte er zwei sehr unterschiedliche Entwicklungen der tschechischen Gesellschaft, sagte Vaclav Havel bei seiner Eröffnungsrede im Prager Außenministerium:

Expräsident Vaclav Havel  (Foto: CTK)
"Eine davon ist die positive: Es zeigt sich, dass Demokratie wiederhergestellt werden kann, dass die verstaatliche Wirtschaft in eine funktionierende Marktwirtschaft umgewandelt werden kann, und dass die demokratische Entwicklung offensichtlich unumkehrbar ist. Auf der anderen Seite aber sehen wir auch die Schattenseiten dieses Postkommunismus. Alles wurde sehr rasch und radikal privatisiert. Das war zwar nötig, nichtsdestoweniger aber entstand dabei eine plötzliche Vormachtstellung der Wirtschaft, die sich nicht auf Tradition und kulturelle Kontinuität stützen konnte."

Ergebnis: Diese wirtschaftliche Macht habe sich mit der politischen allmählich verquickt, die auf diese Weise neu entstandenen Eliten hätten die Tendenz, sich nach außen hin abzuschließen, so Havel.

Wie kann man auf diese Entwicklung, die nicht nur in Tschechien zu beobachten ist, reagieren? Wie kann man anderen Staaten, deren Weg in Richtung Demokratie gerade erst begonnen hat, mit Rat und Tat zur Seite stehen? Noch bis zum Sonntag werden die Mitglieder des Klubs von Madrid - unter ihnen etwa der ehemalige französische Premierminister Lionel Jospin oder der ehemalige US-Präsident Bill Clinton - in Prag über diese Fragen beraten.