Taborer Treffen 2005

Foto: Autorin
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Die hussitische Tradition der Stadt stand im Mittelpunkt des Interesses beim historischen Festival im südböhmischen Tabor, das am vergangenen Wochenende bereits zum 14. Mal stattfand. Martina Schneibergova war dabei.

Les Filous Foto: Autorin
Mittelalterliche Töne erklangen während des historischen Festumzugs am Samstag, der durch die Straßen von Tabor bis auf den Marktplatz führte, wo er von ungeduldigem Publikum erwartet wurde. Eröffnet wurde das Festivalgeschehen am Freitagabend. Das ganze Wochenende lebte Tabor von einer Serie von Konzerten, historischen Spielen und Tanzvorstellungen. Diese fanden nicht nur auf dem Marktplatz statt - so zu sagen unter der Aufsicht des dort stehenden steinernen Feldherrn Jan Zizka, der von einem Sockel herab das turbulente Leben beobachtete. Unter den mehr als 60 Ensembles verschiedener Art durften auch Vertreter der Partnerstädte von Tabor nicht fehlen. Dabei nahmen besonders viele Gruppen aus Konstanz am Spektakel teil. Die beiden Städte verbindet ein Stück Geschichte - denn in Konstanz wurde der Begründer der Hussitismus, der böhmische Kirchenreformator Jan Hus 1415 als Ketzer verbrannt. In wie weit das historische Ereignis bzw. dessen Zusammenhang mit Tabor in Konstanz bekannt ist, dazu der Bürgermeister von Konstanz Claus Boldt:

Claus Boldt  (links) Foto: Autorin
"Das ist sehr bekannt. Ich meine, dass die Vereinigungen, die regelmäßig nach Tabor reisen (diesmal sind über 300 Personen aus verschiedenen Vereinigungen dabei), wissen ganz genau über die Tradition. Die wurde in Konstanz sehr stark in den Vordergrund gerückt. Und das ist doch wichtig. Wir bekennen uns zur Geschichte, obwohl wir natürlich wissen, dass es eine dunkle Seite in der Geschichte der Stadt ist. Aber es ist ja fast 600 Jahre her, insofern muss man sich damit beschäftigen, aber es belastet eigentlich nicht, aber es ist eine Herausforderung, mit der Partnerstadt eine neue Partnerschaft einzugehen."

Am historischen Umzug nahm auch eine Gruppe von Konstanzer Musketieren teil. Einige von ihnen kennen Tabor schon ganz gut:

"Wir sind eine Deutsch-Französische Vereinigung, eine Gruppe, die sich Les Filous nennt, also die Musketiere. Wir nutzen die Verbindung von Konstanz nach Tabor aus."

Historische Spiele für Kinder Foto: Autorin
"Wir zwei waren schon 1992 hier. Uns ist angenehm aufgefallen, wie sich der Ort in der Zeit positiv entwickelt hat."

Nach seinen Eindrücken fragte ich kurz vor dem Festivalabschluss Petr Nusek, der für das dramaturgische Konzept des Festes verantwortlich ist. Nusek ist Chef der Künstleragentur A.R.G.O., die ein reichhaltiges Programm an mehreren Orten in Tabor, vor allem aber im beliebten mittelalterlichen Freilichtmuseum Housuv mlyn vorbereitete.

"Es war hier ganz groß. Ständig saßen da etwa 1800 Menschen. Das Areal wurde während der Festivaltage von ca. 8.000 Menschen besucht. In den mittelalterlichen Tavernen hatte die Bedienung viel zu tun. Die Künstler und Gaukler traten dort mit ihren Programmen auf. Es wurde auch musiziert. Ich will noch nicht das ganze Festivalgeschehen auswerten, da wir momentan noch nicht Informationen von allen Orten gesammelt haben, an denen unsere Mitarbeiter tätig waren. Das Publikum war vom Umzug begeistert. Ich hoffe, dass die Taborer Treffen den Leuten in diesem Jahr gefielen. Ich lade alle zum nächsten 15. Jahrgang herzlich ein. Es wird gemunkelt, dass es ein hussitisches Crazy-Festival sein wird."