Motorrad-GP in Brünn: Mehr als 127.000 Zuschauer sahen Highlight
Als kleines mitteleuropäisches Land ist die Tschechische Republik mit international hochkarätigen Sportanlagen nicht gerade gesegnet. Unter den relativ wenigen aber gibt es eine, die Jahr für Jahr Zigtausende Fans in ihren Bann zieht, wenn sich die absolute Weltelite im Motorrad-Rennsport ein Stelldichein gibt: der Masaryk-Ring bei Brno/Brünn.
In den schon weit zurückliegenden Jahren der kommunistischen Tschechoslowakei war das WM-Rennen in der mährischen Messestadt stets ein riesiger Zuschauermagnet für Besucher aus den Ländern des Warschauer Bündnisses, allen voran für die Motorsportanhänger aus der ehemaligen DDR. Denn es war das einzige internationale Motorsport-Highlight, das in einem Land des so genannten Ostblocks stattfand. Der Premiere des Großen Preises der Tschechoslowakei, die 1965 noch auf der alten Rennstrecke in Brünn ausgefahren wurde, wohnten daher vor 40 Jahren sagenhafte 250.000 Zuschauer bei. Nach einer mehrjährigen Unterbrechung, weil der alte Kurs seinerzeit nicht mehr den neuesten Standards entsprach, und der Mitte der 80er Jahre erfolgten Eröffnung des modernen, gut fünf Kilometer langen Masaryk-Rings, konnte eine solche Zuschauerzahl zwar schon nicht mehr erreicht werden, doch die emsigen Organisatoren des nunmehr tschechischen Grand Prix sind auf dem besten Wege dahin. Seitdem nach der Wende zunächst nur noch Besucherzahlen von unter 100.000 zahlenden Fans erreicht wurden, weil die Mauer- und Grenzöffnung den Bürgern der ehemaligen sozialistischen Länder nun auch den Zugang zu anderen Rennen in ganz Europa ermöglichte, wird diese Marke inzwischen schon wieder überschritten. Nach den knapp 105.000 Fans im vergangenen Jahr, zählten die Veranstalter in diesem Jahr bereits mehr als 127.000 Besucher, die das Training am Freitag und Samstag sowie die Grand-Prix-Rennen am zurückliegenden Sonntag in Brünn verfolgten. Sie waren am Ende nicht nur angetan vom erstklassigen Rennsport, der ihnen hier geboten wurde, sondern auch - wie zu hören - von der guten Organisation, die die Veranstalter an den Tag gelegt haben:
"Alles ist in Zusammenarbeit mit der Polizei perfekt organisiert: das Parken, die An- und Abfahrt, einfach Spitze!" "Sehr schön, sehr schön. Gut, ja."
Wie aber sind die drei Rennen um die WM-Punkte diesmal ausgegangen? In der Topkonkurrenz, der Moto-GP-Klasse, gewann ein weiteres Mal der Italiener Valentino Rossi. Mit seinem neunten Saisonsieg kam der Publikumsliebling unter den Motorsportfans seinem Ziel, der erfolgreichen Titelverteidigung, ein großes Stück näher. Das Gleiche gilt für den Spanier Dani Pedrosa, der sich in der Klasse bis 250ccm durchsetzte. Und wie verlief das Rennen bei den kleinsten Maschinen in der Achtelliterklasse, in der die Tschechische Republik mit gleich drei Piloten vertreten war? Dazu Rundfunkkollege Petr Kolos:
"Das sehr dramatische Rennen in der Klasse bis 125ccm gewann vor einer großen Zuschauerkulisse der Schweizer Thomas Lüthi vom tschechischen Rennstall Elit, der auf einer Honda unterwegs war. Zweiter wurde der Finne Mika Kallio auf KTM, Dritter der Italiener Mario Simoncelli. Außer den drei tschechischen Rennfahrern, die alle im Rennen gestürzt sind, hatte ganz sicher der Italiener Pasini das größte Pech, denn er stürzte in der vorletzten Runde im Kampf um Platz drei."
Die gastgebenden Tschechen konnten also auch aus sportlicher Sicht jubeln. Wenn zwar noch nicht mit einem Landsmann bei den Fahrern, so aber dank des siegreichen Rennstalls in der Achtelliterklasse. Und sollten die Piloten um Lukas Pesek und Jakub Smrz im nächsten Jahr in ihren Leistungen noch zulegen, dann sollte auch die Zuschauerzahl des populärsten Sportevents in Tschechien weiter zunehmen.