Radio Free Europe verlässt das Prager Stadtzentrum

Der bisherige Sitz von Radio Free Europe / Radio Liberty
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Betonsperren, Panzerfahrzeuge und schwer bewaffnete Wachleute - auch dieser Anblick gehört seit den Anschlägen vom 11. September zum Prager Wenzelsplatz. Gleich neben dem Nationalmuseum hat dort nämlich das vom US-amerikanischen Kongress finanzierte Radio Free Europe / Radio Liberty seinen Sitz. Der Sender gilt als eines der potentiellen Terrorziele in Prag. Nun wurde der Umzug der Station beschlossen. Thomas Kirschner mit den Einzelheiten.

"Radio Free Europe hat einen Leasing-Vertrag mit der Orco-Gruppe unterschrieben, der besagt, dass die Orco-Gruppe einen Neubau für den Sender errichten wird. Der Vertrag sichert für Radio Free Europe eine Mietdauer von 15 Jahren mit der Möglichkeit von Verlängerungen um jeweils zehn Jahre."

So fasst Anna Rausova, die Sprecherin von Radio Free Europe / Radio Liberty, die Entscheidung für den Umzug zusammen. Über eine Verlagerung des Senders aus dem Prager Stadtzentrum wird bereits seit mehreren Jahren diskutiert: Die von dem US-Kongress finanzierte Station sendet in den jeweiligen Landessprachen in die Regionen der Welt, in denen freie Informationen nicht zugänglich sind, unter anderem in den Irak und nach Afghanistan. Damit gilt der Sender als eines der exponiertesten potentiellen Terrorziele in Prag.

Seit zehn Jahren hat Radio Free Europe / Radio Liberty seinen Sitz im ehemaligen tschechoslowakischen Parlament am oberen Ende des Wenzelsplatzes, gleich an der Stadtautobahn, der so genannten Magistrale. Das symbolträchtige Gebäude aus kommunistischer Zeit hatte 1995 der damalige Präsident Vaclav Havel dem Sender als Anerkennung für den Einsatz für Freiheit und Demokratie angeboten. Die günstige Lage verwandelte sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 aber in ein Sicherheitsrisiko. Nach langjährigen Verhandlungen wurde nun der Vertrag unterzeichnet - ein neues Sendegebäude wird im Stadtteil Prag 10 auf dem Hagibor-Areal unweit des neuen jüdischen Friedhofs entstehen. Starkes Gewicht dürfte dabei auf der Sicherheit liegen, sagte der in der Planung von Funkhäusern erfahrene Architekt Martin Nemec:

"Das Gebäude muss einen gewissen Abstand zur Straße haben, es wird verschärft überwacht und es muss vom Aufbau her so angelegt sein, dass von außen keine terroristischen Angriffe erfolgen können. Von der technischen Seite her gesehen ist ein Rundfunkgebäude natürlich vollgestopft mit Kabelleitungen - unter diesem Aspekt ist das Gebäude sehr kompliziert."

Neubau und Umzug wird demnach nicht von heute auf morgen vonstatten gehen - ins Auge gefasst ist eine Zeitspanne von zweieinhalb Jahren. An dem alten Gebäude hat derweil schon das benachbarte Nationalmuseum sein Interesse angemeldet.