Erste Gruft Karls IV. im Prager Veitsdom entdeckt

Karl IV.
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Als "historische Sensation" verkündete es die tschechische Tageszeitung Pravo am Mittwoch in der Hauptschlagzeile: Archäologen haben im Veitsdom auf der Prager Burg die Gruft entdeckt, in der der verstorbene Kaiser Karl IV. am 16. Dezember 1378 beigesetzt worden war. Bislang gab es darüber nur Spekulationen. Thomas Kirschner berichtet.

Karl IV. ist einer der bedeutendsten Herrscher des ausgehenden Mittelalters, für die Tschechen aber weit mehr als das. Aus dem Geschlecht der Luxemburger stammend, hatte er in Prag seine Heimat gefunden, die Stadt zu einer Blüte geführt und ihre Strukturen bis heute geprägt. Der Bau der später nach ihm benannten Karlsbrücke geht auf seine Initiative zurück, ebenso die Anlage der Neustadt mit dem Wenzelsplatz und die Gründung der Universität. Unter Kaiser Karl IV. war Prag in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Als Karl im Spätherbst des Jahres 1378 starb, wurde er nach mehrtägigen Trauerfeierlichkeiten im Veitsdom auf der Prager Burg beigesetzt. Dort steht der Sarkophag auch heute noch - allerdings in der Königskrypta, wohin er später überführt worden war. Die eigentliche Bestattung hatte in einer Gruft am Hauptaltar stattgefunden. Wo genau, war allerdings bislang nicht bekannt. Die Archäologin Jana Marikova-Kubkova von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ist bei Sondierungen im Boden um den Hauptaltar nun auf zwei ausgedehnte Grabkammern gestoßen. Beide sind zwar im Wesentlichen leer, einige verbliebene Knochen und Sargtrümmer könnten jedoch wichtige Hinweise zur Datierung geben. Zugleich stießen die Forscher auch auf Spuren früherer Entdecker: Nach einer erhaltenen Aufschrift ist die Gruft bereits im 19. Jahrhundert bei einer Renovierung des Hauptaltares geöffnet worden. Ein neu verlegter Steinboden hatte daraufhin aber für gut 130 Jahre die erste Grablege Kaiser Karls IV. wieder in Vergessenheit geraten lassen.

Ein ausführlicher Bildbericht über die Entdeckung ist für das kommende Heft der tschechischen Ausgabe des National Geographic angekündigt.