Hörerforum
Bei Radio Prag ist es nun wieder Zeit für das Hörerforum. Zu einem Blick in den Redaktionsbriefkasten lädt Sie in den kommenden Minuten einmal mehr Thomas Kirschner ein.
Herzlich willkommen liebe Hörerinnen und Hörer zu Ihrer Sendung bei Radio Prag, herzlich willkommen zum Hörerforum. Bei uns gibt es in dieser Woche über eine Frequenzänderung zu berichten, außerdem werfen wir einen Blick auf Ihre Reaktionen zu den Feierlichkeiten zu 60. Jahrestag des Kriegsendes und haben noch einen ganz konkreten Sommertipp für die Radler unter Ihnen. Und das alles als Antwort auf Ihre Briefe und Mails, für die ich mich ganz herzlich bedanken möchte. Diesmal war sogar ein Brief aus Belarus, aus Weißrussland dabei - die besten Grüße aus Prag auf diesem Wege an unseren Hörer Alex Siderko in Minsk! Besonders gefreut haben uns aber auch die zahlreichen Zuschriften von unseren nahen Nachbarn aus Österreich, etwa von Wolfgang Gargitter aus Natters in Tirol, Heinz Harig aus dem steirischen Kapfenberg und Helmut Sammhaber aus Geinberg, der unser Programm auch auf Mittelwelle empfangen hat. Auch an sie die herzlichsten Grüße aus Prag!
Zu Beginn, wie angekündigt, der Hinweis auf eine außerplanmäßige Frequenzänderung bei Radio Prag - die Stammhörer unter Ihnen haben es sicher schon den Programmhinweisen entnommen. Bei unserer Abendsendung um 16.30 Uhr UTC auf 11810 kHz gab es Probleme durch Überschneidungen mit Radio China International. Leider ist es unseren Technikern nicht gelungen, mit Radio China eine Absprache zu erreichen. Damit die Abendsendung wieder gut zu empfangen ist, haben wir uns daher zu einem Frequenzwechsel entschlossen. Bereits seit einigen Tagen wird die Sendung um 16.30 UTC bzw. 18.30 MESZ daher auf 11825 kHz ausgestrahlt. Ich bin gespannt auf die ersten Empfangsberichte und hoffe, dass die Probleme damit beseitigt sind. An dieser Stelle aber ein ganz herzliches Dankeschön an alle Hörer, die uns auf die Überschneidung aufmerksam gemacht haben und die unser Programm mit Empfangsberichten begleiten und uns dadurch helfen, eine gute Sendequalität zu erhalten.
Nun aber zu Ihren Briefen. Ein Thema, das viele von Ihnen bewegt hat, war der 60. Jahrestag des Kriegsendes, über den wir bei Radio Prag aus tschechischer Sicht umfangreich berichtet haben. Günter Bauch aus Fraunreuth weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass bloßes Erinnern nicht reicht. Für ihn steht im Mittelpunkt, sich über ehemalige Gräben hinweg die Hand zur Versöhnung zu reichen - eine Aufgabe für jeden Einzelnen, wie er betont.
"Was das Erinnern an das Kriegsende betrifft, sollten neben dem Gedenken an die menschlichen Opfer auch die Aussöhnung im Mittelpunkt der Gespräche sein. Es ist nicht gut, heute noch zu streiten, wer den ersten Stein warf. Wer die Vergangenheit nicht bewältigt, kann die Zukunft nicht gestalten. Jeder sollte sich bekennen und nicht zur schweigenden Mehrheit zählen."
Bernd Bickelhaupt aus Seeheim-Jugenheim spricht dagegen einen Punkt an, über den auch wir in der deutschsprachigen Redaktion lange diskutiert haben, nämlich die Form des Erinnerns in Tschechien, die sich von der in Deutschland deutlich unterscheidet.
"Sehr interessant war das Regionaljournal vom 30. April, in dem über die Nachstellung von Schlachten des Zweiten Weltkriegs berichtet wurde. So etwas kannte ich bisher nur aus den USA. Hier in Deutschland ist eine solche Geschichtsdarstellung einfach unmöglich. Zum einen braucht man für die Waffen Genehmigungen, die aber nicht oder nur sehr widerwillig erteilt werden, zum anderen ist das Tragen von Armeeuniformen (zumindest der deutschen des Ersten und Zweiten Weltkriegs) in Deutschland verboten. Wer so etwas machen wollte, würde im Gefängnis landen oder mindestens wegen ´rechtsextremer Umtriebe´ eine saftige Geldstrafe erhalten. So gesehen ist man in der Tschechischen Republik freier als in Deutschland.
Für Missstimmung im tschechisch-deutschen Verhältnis sorgte vor kurzem die Aufstellung eines Denkmals für den zweiten Präsidenten der Tschechoslowakei, Edvard Benes, vor dem Prager Außenministerium. Vertreter der Sudetendeutschen haben das Denkmal scharf angegriffen, und diese Angriffe wiederum wurden in Tschechien aufmerksam registriert. Unser Hörer Gerhard Hermann aus München nimmt dies zum Anlass für einen langen Brief:
"Ich bin ein sehr interessierter Leser Ihres sehr gut gemachten Newsletters. An dieser Stelle auch einmal vielen Dank. Erwähnen möchte ich auch, dass ich sehr viele Freunde in Tschechien habe. Dabei sind keine Themen tabu.
Ich möchte Sie aber gerne etwas fragen: Normalerweise ist für mich dieses Thema Krieg / Nachkrieg abgehakt. Eigentlich bin ich mit Stoiber als Ministerpräsident in Bayern in Sachen Innenpolitik sehr zufrieden. Dass er an Pfingsten gegen die Tschechische Regierung losgepoltert hat, fand ich nicht richtig.
Es ist sehr viel Leid auf beiden Seiten geschehen, der Einmarsch von Hitler und den Nazis, als Folge davon die Vertreibung. Da finde ich es schon hervorragend, dass es heute zwischen Tschechien und Deutschland die sehr guten Beziehungen gibt.Aber hier kommt meine eigentliche Frage: Wie kann ich als Deutscher, der in Deutschland geboren ist, mit der historischen Person Benes umgehen. Ich denke, er war oder ist für Tschechien eine sehr bedeutende Person, die auch viel geleistet hat. Natürlich wird er in Deutschland meistens nur mit den Benes-Dekreten in Verbindung gebracht.
Es gibt hierzu noch viele andere Fragen, da die Aufstellung des Benes-Denkmals in Prag doch wieder sehr viel aufgewühlt hat, sogar bei mir, der wirklich ein Mensch der Gegenwart ist."
Lieber Herr Hermann, vielleicht nähert man sich der Person Benes am besten, wenn man nicht ein einheitliches Bild sucht. In vielem erscheint er als eine tragische Figur, die seiner Zeit nicht immer gewachsen war. Andererseits kann niemand ernsthaft bestreiten, dass sich Edvard Benes herausragend um den tschechoslowakischen Staat verdient gemacht hat - dazu bräuchte es nicht jenes seltsame Gesetz, mit dem die tschechischen Abgeordneten in einem Satz genau dies festgeschrieben haben. In Deutschland vielleicht weniger bekannt ist aber, dass Benes in vielen Punkten auch in Tschechien kontrovers beurteilt wird. Die beste Antwort auf ihre Frage gibt vielleicht ein Kommentar der Tageszeitung "Lidove noviny" zur Einweihung des Benes-Denkmals. Dort hieß es sinngemäß, dass Benes nicht nur ein Denkmal verdient habe, sondern viele - und jedes solle anders aussehen. An den Mitbegründer des tschechoslowakischen Staates und die Symbolfigur des Widerstandes muss man sich ebenso erinnern, wie an den Edvard Benes, dessen Namen mit der Vertreibung der tschechoslowakischen Deutschen nach dem Krieg und der leichtfertigen Machtübergabe an die Kommunisten im Jahre 1948 verbunden ist.
Zum Abschluss des heutigen Hörerforums aber noch ein freundlicheres Thema: In einem Beitrag hatten wir über die Einrichtung eines Radweges zwischen Prag und Wien berichtet, der vor kurzem eröffnet wurde. Karin Gramlich aus dem bayrischen Wendelstein schreibt dazu:
"Könnten Sie mir bitte mitteilen, wo ich eine Radwegkarte für die Tour Prag - Wien erhalten kann?"
Liebe Frau Gramlich, eine Karte zu dem Radweg Prag-Wien gibt es von dem tschechischen kartographischen Verlag SHOCart, sie heißt "Greenways Praha-Wien", die ISBN-Nummer ist 80-7224-074-9. Unter dieser Nummer sollte die Karte auch im deutschen Fachhandel zu beziehen sein. Alle Informationen über diese Radroute gibt es - in englischer Sprache - außerdem auf der Internetseite www.pragueviennagreenways.org. Hier gibt es auch online einen Übersichtsplan der gesamten Strecke. Falls das nun zu viele Zahlen, Namen und Adressen auf einmal waren, dann können Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, diese Informationen auch nochmals bei uns im Internet nachlesen, wo Sie den Text dieser Sendung finden können, und zwar unter der Adresse www.radio.cz. Und wenn auch Sie eine Frage oder eine Anmerkung zu unserem Programm haben, dann freue ich mich auf Ihre Post. Unsere Adresse ist unverändert: Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Oder per E-Mail an [email protected]. Und damit bleibt mir nur noch, Ihnen zwei schöne Wochen zu wünschen - machen Sie´s gut, bis zum nächsten Hörerforum in 14 Tagen.