Popularität des Oldtimer-Rennens „1000 Meilen der Tschechoslowakei“ steigt

Oldtimer-Rennen „1000 Meilen der Tschechoslowakei“ (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)

In Tschechien ist man stolz auf seine Ingenieure und Tüftler aus der Automobilbranche. Weil hierzulande schon sehr früh gute Wagen gebaut wurden, gab es in den 1930er Jahren auch ein dazugehöriges Autorennen: die 1000 Meilen der Tschechoslowakei. Dieses Rennen gibt es heute wieder, und zwar als Oldtimer-Rallye. Am Donnerstag wurde in Prag eine weitere Auflage der traditionellen Fahrt gestartet.

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Die 1920er und 30er Jahre waren die Hochzeit, in der sich der Ottomotor und später auch der Dieselmotor als fortschrittliche Antriebe im Autobau durchsetzten. Man verglich nun gerne die Geschwindigkeit, die man aus den einzelnen Modellen „herausholen“ konnte, und es wurde Mode, Fernrennen zu veranstalten. 1927 wurde in Italien das berühmte Rennen Mille Miglia aus der Taufe gehoben. Sechs Jahre später folgte in der Tschechoslowakei der erste Jahrgang von „1000 mil československých“, und im gleichen Jahr zogen auch die Deutschen nach mit den sogenannten „2000 km durch Deutschland“. Das Rennen in der Tschechoslowakei fand noch zwei weitere Jahre statt, 1936 aber wurde es aufgrund der steigenden politischen Spannungen im Land, besonders in der Sudetenfrage, abgesagt.

1970 belebte der Veteran Car Club Praha das Rennen wieder, und seit 2015 wird es erneut jährlich ausgetragen. Bei der diesjährigen Rallye sind am Donnerstagmorgen 105 Oldtimer gestartet, die bis zum Jahr 1939 gebaut wurden. Laut Renndirektor Miroslav Krejsa ist das Interesse indes noch größer:

Miroslav Krejsa  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)

„Auch wenn die diesjährige Teilnehmerzahl ein neuer Rekord ist, bekommen wir jedes Jahr über 200 Anmeldungen für dieses Rennen. Unsere Kapazität ist jedoch begrenzt, mehr als 110 Fahrzeuge verkraften wir nicht. Aber auch so sind heute Morgen sehr viele Zuschauer hierher zum Start gekommen. Für mich zeugt es davon, dass das heutige Oldtimer-Rennen bereits seine eigene Tradition hat und es den Rennen in den 1930er Jahren in nichts nachsteht.“

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Die Zuschauer am Start hatten schließlich ihre helle Freude daran, die blankgeputzten Modelle der Marken Bugatti, BMW, Mercedes, Škoda oder Tatra zu Gesicht zu bekommen. Sie werden von Besatzungen aus Tschechien, der Slowakei, Deutschland, Österreich und den Niederlanden gefahren. Doch wohin steuern die Piloten ihre Wagen eigentlich bis einschließlich Samstag? Miroslav Krejsa:

„Von Prag aus fahren wir zunächst nach Kolín, wo es die erste Zeitmessung gibt. Danach geht es weiter nach Polná, wo es die zweite Zeitkontrolle gibt. In Brünn wird zum dritten Mal die Zeitvorgabe überprüft, dort ist auch Mittagspause. Danach geht es direkt zum Depot des alten Masaryk-Rings, wo eine Sonderprüfung ausgetragen wird. Nach dieser Prüfung führt die Strecke weiter über Lednice und Břeclav bis zum Etappenort Bratislava.“

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Damit wird in etwa jene Strecke kopiert, die schon in den 1930er Jahren gefahren wurde. Damals aber wurde die Trasse gleich zweimal am Stück mit Hin- und Rückfahrt überbrückt, was einer Gesamtlänge von knapp 1600 Kilometern entsprach. Von daher hat das Rennen auch seinen Namen erhalten, denn die Kilometerzahl entspricht ziemlich genau den 1000 Meilen. Die heutige Veranstaltung sieht nur die einmalige Hin- und Rückfahrt vor, und zwar verteilt auf drei Tage:

„Die zweite Etappe wird in der Slowakei gefahren, sie führt von Bratislava über Pezinok bis hinauf zum Gipfel Baba, bei dem es eine Bergprüfung gibt, und zurück. Die letzte Etappe beginnt am Samstagmorgen in Bratislava und verläuft in etwa auf der Rennstrecke von 1933 und 1934 zurück nach Prag. Das Ziel ist vor dem Nationalen Technischen Museum, wo die Autos und ihre Besatzungen so ab 18 Uhr erwartet werden.“

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Auch wenn die 105 Oldtimer einen Wettbewerb austragen, bei dem beispielsweise die Nichteinhaltung der Zeitvorgabe mit Strafpunkten geahndet wird, ist das Rennen vor allem ein Augenschmaus. Und nicht zuletzt eine gute Gelegenheit, um alte Geschichten aufzuwärmen. Eine solche hat auch Petr Sazima parat, er ist Besitzer eines Praga Alpha von 1932:

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„Im Jahr 1912 baute die Firma ČKD drei Autos von Typ Praga Grand speziell für ein Bergrennen in den Alpen. Das war damals so eine Art Formel 1 der Automobilbranche. Entsprechend waren auch alle bedeutenden Marken vertreten, angeführt von Mercedes und Rolls Royce. Und sie haben die Tschechen herablassend belächelt mit Bemerkungen wie ‚Was wollen die denn hier mit ihrem Kram‘? Über Nacht haben die Tschechen dann über ihre Motorhaube eine Schnecke geklebt als Symbol der Langsamkeit. Doch sie gewannen das Rennen, alle drei Wagen distanzierten die Konkurrenz mit großem Abstand. Ein Jahr später passierte das Gleiche, und im darauffolgenden Jahr lehnten die Konkurrenten sogar ab, überhaupt anzutreten.“

Kein Wunder, dass Petr Sazima auch in diesem Jahr mit seinem Praga Alpha am Oldtimer-Rennen teilnimmt, und natürlich auch mit einem Schneckenhaus auf der Kühlerhaube.

Autor: Lothar Martin
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